Mehr Qualitätsbewusstsein, Apple!

Nach einem Jahr ist es Zeit, Bilanz zu ziehen: Das Macbook Pro von 2016 ist ein ordentlicher Laptop, der aber eine ganze Reihe von grösseren und kleineren Mängeln aufweist – zu viele für ein so teures Gerät.

Es ist noch nicht ganz, aber fast ein Jahr her, dass ich mich intensiv mit dem damals brandneuen Macbook Pro auseinandergesetzt habe: Hier mit der Touchbar, hier mit der Faszination und hier mit den teils wichtigen, teils unwichtigen Details. Bei dieser exzessiven Berichterstattung kann ich auch gleich noch einen weiteren Beitrag anhängen: Zu den längerfristigen Erkenntnissen.

Hübsch, aber es lässt die Liebe zum Detail vermissen. (Bild: pxhere.com, CC0)

Fazit da: Ich arbeite gerne mit dem Macbook Pro. Der Bildschirm ist toll, das Touchpad auch, an die Butterfly-Tastatur habe ich mich gewöhnt und die im Vergleich zum Vorgänger viel kompaktere Bauweise lernt man zu schätzen. Das ist erst einmal ganz okay, zumal man offenbar froh sein muss¹, wenn die Tastatur überhaupt funktioniert.

Die Touchbar bleibt zu oft schwarz

Aber für einhelliges Lob hätte ich diesen Beitrag hier nicht angefangen. Ich halte den Umgebungslicht-Sensor des Macbooks für eine Fehlkonstruktion. Die Touchbar ist immer noch eine nette Funktion, aber sie hat sich in meiner Arbeitsweise nicht als unverzichtbar herausgestellt. Das liegt einerseits natürlich daran, dass ich regelmässig auch an Geräten ohne Touchbar arbeite. Da ist es besonders schwer, neue Routinegriffe zu verinnerlichen. Andererseits ist die Touchbar längst auch nicht so gut, wie sie sein könnte. Es gibt immer noch viel zu viele Programme, wo sie schwarz bleibt – zum Beispiel in Firefox, wo ich gerade arbeite. Dass es für diese Programme keine Möglichkeit gibt, eigene Befehle einzurichten, ist sünd und schad.

Und eine schwere Enttäuschung war auch, dass High Sierra keinerlei neue Funktionen für die Touchbar gebracht hat². Das ist unverständlich: Sie ist längst nicht ausgereizt, wie ein Hilfsprogrämmchen vor Augen führt, das den Programmwechsel via Touchbar ermöglicht. Und natürlich hätte Apple aus purem Eigennutz demonstrieren müssen, dass die Touchbar ein zukunftsträchtiges Konzept ist, das erst in den Anfängen steckt. Ohne diesen Optimismus könnten manche auf die Idee kommen, von einem Flop zu sprechen. Und Spekulationen in die Welt setzen, wie lang es wohl geht, bis die Touchbar wieder verschwindet.

Happige Investitionen ins Zubehör

Ein unerfreuliches Produkt ist das Macbook auch bezüglich Zubehör. Ich habe diverse Male über Zubehör geschrieben, in das man noch einmal ordentlich Geld stecken muss, damit man diesen Computer vernünftig benutzen kann: Man braucht einen (zuverlässigen) Kartenleser und ein Dock für klassische Anschlussmöglichkeiten. Und man braucht ein Audio-Interface, weil das neue Macbook von Haus aus keinen Line-In-Anschluss mehr hat. Das ginge auch anders: Huawei liefert beim Matebook einen (wenn auch simplen) Adapter mit.

Kürzlich habe ich noch einmal 22 Stutz investiert. Das mitgelieferte USB-C-Ladekabel hat schon den Geist aufgegeben. Zugegeben, Töchterchen hat ab und zu daran gezerrt. Aber das müsste das Kabel abkönnen, zumal für den stolzen Preis von 22 Franken.

Fazit: Nach einem Jahr zeigt sich, dass Apple die eigene Marge mehr im Blick hat als die Zufriedenheit der Kunden. Ich habe seinerzeit den Kauf des Macbooks mit dem Umstand gerechtfertigt, dass ich für die Produktion meiner Videos einen High-End-Computer benötige: Die teure Anschaffung kommt günstiger als ein Umstieg auf von Mac auf Windows und von Final Cut Pro auf Premiere, wenn man den Lernaufwand quantifiziert.

Auch Windows-Mütter haben schöne Laptop-Töchter

Inzwischen ist es allerdings nur noch eine Zeitfrage, dass ich mir Premiere Pro (oder vielleicht auch Davinci Resolve) einmal genauer ansehe und ausprobiere, wie viel ich neu lernen müsste. Es gibt inzwischen so viele schöne High-End-Laptops für Windows, dass das Macbook als besonders teuer und in den Details nicht befriedigend erscheint.

Es ist nicht verboten, Computer so hochpreisig anzubieten, wie Apple das tut. Aber dann müssen eben auch die Details stimmen – und das ist aus meiner Sicht leider überhaupt nicht mehr der Fall³.

Fussnoten

1) Ich habe hier das «offenbar» gestrichen, weil ich das Problem mit den einzelnen, nicht zuverlässig funktionierenden Tasten inzwischen auch beobachte. Just nach der Veröffentlichung klemmen bei mir L und I. Nicht so schlimm, dass man nicht mehr tippen könnte – aber schlimm genug, dass man unnötig viele Fehler produziert und öfters als nötig Vertipper korrigieren muss. Das verschärft meine leicht genervte Grundstimmung Apple gegenüber noch.

2) Ein paar gibt es, aber die sind so gut versteckt, dass man sie nicht findet.

3) Der hier beschriebene Fehler «Du hast nicht die erforderlichen Schreibrechte für den Ordner, in dem sich die Datei ‹sowieso› befindet» ist auch bei High Sierra noch nicht gefixt.

Kommentar verfassen