Bei Windows gibt es jetzt eine eingebaute Texterkennung

Micro­softs Be­triebs­system er­spart uns das Ab­tip­pen: Im Snip­ping Tool und der Win­dows-Foto­an­zei­ge gibt es neuer­dings einen Knopf, der Text aus Screen­shots und Bil­dern extra­hiert.

Als es 2019 eingeführt wurde, war ich kein Fan des Windows Snipping Tools. Doch es ist unbestreitbar, dass Microsoft das Systemprogramm für Bildschirmaufnahmen über die Jahre kontinuierlich verbessert hat. Vor zwei Jahren kam die Möglichkeit dazu, nebst Bildschirmfotos auch -filme (Screencasts) aufzunehmen.

Die neueste Erweiterung ist noch wichtiger: Nicht jeder kommt in die Verlegenheit, Screenshots anfertigen zu müssen. Aber niemand mag es, Text abzutippen. Und genau das erspart uns das Snipping Tool jetzt.

Der neue «Textaktionen»-Knopf

Es funktioniert so: Wir sehen Text auf unserem Bildschirm, den wir nicht markieren und kopieren können – vielleicht, weil er in einem Foto steckt oder in einem Element der Benutzeroberfläche, das per Maus nicht zugänglich ist. Wir starten das Snipping Tool über das Startmenü, oder wir betätigen die Tastenkombination aus Windows-Taste, Umschalttaste und s. Auf manchen Tastaturen gibt es auch eine spezielle Screenshot-Taste oder PrtScn, die wir zusammen mit der Windows-Taste betätigen.

Eine praktische Anwedungsmöglichkeit für die neuen «Textaktionen»: Den Text kopieren, der als Screenshot in den sozialen Medien gepostet wurde.

Wir fotografieren nun einen Ausschnitt oder den ganzen Bildschirm. Wenn der Screenshot angezeigt wird, wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Symbolleiste mit den Bearbeitungsbefehlen zu. Sie ist am unteren Rand zu finden, wenn das Snipping-Tool-Fenster relativ klein ist. Falls wir es grösser ziehen, rutschen die Bearbeitungsbefehle an den oberen Rand:

Mit den «Textaktionen» Text aus einem Video kopieren.

Dort finden sich Knöpfe für die Bearbeitung. Das Symbol Textaktionen ist an vier Winkeln in der Ecke und an drei waagrechten Strichen erkennbar: Damit wechselt das Snipping Tool in den OCR-Modus: Die Textpassagen werden hervorgehoben. Wir können sie in Gänze in die Zwischenablage stellen (Gesamten Text kopieren) oder mittels Cursor auch den gewünschten Ausschnitt auswählen und mit Ctrl und c kopieren.

Die Textaktionen kommen auch mit Tabellen klar

Zwei Extra-Tricks:

  • Über die Schaltfläche Schnelle Markierung greifen wir E-Mail-Adressen und/oder Telefonnummern ab; die Auswahl treffen wir über das Dropdown-Menü (das über den Winkel am rechten Rand der Schaltfläche zugänglich ist).
  • Das Snipping Tool beherrscht auch den Umgang mit Tabellen. Falls entsprechende Daten erkannt werden, dann ist die Schaltfläche Als Tabelle kopieren aktiv.

Fazit: Nützlich!

Wenn es noch schneller gehen soll, empfehle ich die Textextraktor-Funktion (text extractor) der Windows-Powertoys: Mit denen müssen wir lediglich die Windows-Taste, Ctrl und e betätigen, um einen Bereich zu markieren und den Text abzugreifen.

Google Lens à la Microsoft

Wir treffen das gleiche Symbol auch in der Windows-Fotoanzeige an. Dort kann es auch zur Texterkennung genutzt werden, doch das ist nicht die Hauptaufgabe. Das Symbol ist hier für die visuelle Suche mit Bing zuständig. Das ist Microsofts Variante von Google Lens, die ähnliche Bildinhalte auffindet.

Die visuelle Suche in Bing erspart es uns, den Text vom Foto abzutippen.

Falls auf dem Bild Text zu sehen ist, stehen auf der Bing-Seite mit den Resultaten die beiden Befehle Übersetzen und Text zur Verfügung. Über letztere können wir Text markieren und kopieren.

Wie mein Test (im Beispiel hier mit dem Grabstein des Lucius Aelius Urbicus aus dem Zürcher Landesmuseum) zeigt, ist allerdings weder die Texterkennung noch der visuelle Vergleich auf der Höhe der Zeit: Google liefert um Welten bessere Resultate, und was das Latein angeht, kommt Microsoft nicht an ChatGPT heran.

Beitragsbild: Wie gesagt – Abschreiben ist nicht mehr angesagt (RDNE Stock project, Pexels-Lizenz).

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