Der perfekte Sperrbildschirm

Ein unter­schätz­tes Feature von iPhone und iPad ist der wand­lungs­fähige Lock­screen: Er zeigt genau die rich­tigen Infor­ma­tio­nen zur rechten Zeit – wenn man denn weiss, wie man ihn anpas­sen kann.

Mit den letzten Updates des iPhone-Betriebssystems hat Apple viel Energie in den Sperrbildschirm investiert: Eine Neuerung sind die Widgets. Unterhalb der Uhrzeit gibt es einen Bereich für kleine Info-Grafiken, die auf einen Blick einen bestimmten Sachverhalt vermitteln.

Diese Widgets sind eine logische Folge des Always-On-Bildschirms beim iPhone 14: Auch bei gesperrtem Telefon und im Ruhemodus wird er nicht komplett dunkel, sondern lediglich gedimmt, sodass die Uhrzeit sichtbar bleibt und die Informationen der Widgets jederzeit eingesehen werden können.

Ich halte das Always-on-Display für eine sinnvolle Neuerung: Das habe ich bei meinem ersten Augenschein festgestellt und auch ein halbes Jahr später war ich nie in Versuchung, ihn abzuschalten (in den Einstellungen unter Anzeige & Helligkeit >Always-On-Display). Ich finde es weiterhin praktisch, die Benachrichtigungen zu sehen, ohne das Telefon in die Hand nehmen zu müssen oder mit einem Blick zu erkennen, welcher Musiktitel gerade gespielt wird (siehe dazu: Ein iPhone-Tricklein für Musikliebhaber).

So lassen sich die Sperrbildschirm-Widgets anpassen

Der oberste, flache Bereich.

Ein weiteres Puzzleteilchen sind diese Widgets: Sie haben das Potenzial, einem im richtigen Moment die passenden Informationen zu liefern, ohne dass man das Telefon in die Hand nehmen müsste. Nur, scheint es mir, spielt das iPhone diese Stärke bislang nicht wirklich aus. Zu den Gründen komme ich am Ende: Hier soll es jetzt erst darum gehen, wie man sich die Widgets zurechtkonfiguriert. Am einfachsten geht es so:

Im gesperrten Zustand tippen wir das Display an, um das Telefon aufzuwecken. Dann halten wir nochmals aufs Display und lassen den Finger so lange gedrückt, bis das iPhone in den Modus zum schnellen Wechseln des Fokus wechselt: Er ist daran zu erkennen, dass das Hintergrundbild etwas kleiner wird und wir horizontal zwischen den Hintergrundbildern bzw. den Fokus-Varianten hin und her wechseln können.

Die Bearbeitung aktivieren

Die Uhr lässt sich nicht austauschen, aber immerhin umformatieren.

Wir stellen sicher, dass der Fokus ausgewählt ist, den wir bearbeiten wollen und tippen dann unten auf die Schaltfläche Anpassen. Das iPhone erlaubt es uns nun, entweder den Sperr- oder den Home-Bildschirm zu modifizieren. Wir tippen den Sperrbildschirm an.

Nun werden die bearbeitbaren Bereiche auf dem Sperrbildschirm mit einem grauen Rahmen umrandet. Wir können folgende Änderungen vornehmen:

Datum: Der oberste, einzeilige Bereich enthält normalerweise Datum und Zeitpunkt des Sonnenuntergangs. Wir dürfen auch die Mondphase oder den nächsten Termin hier einblenden. Es gibt auch einige weitere Apps, die sich hier platzieren lassen, etwa die Fitness-App, die Erinnerungen oder die Uhr. Wir können hier etwa auch eine alternative Zeitzone anzeigen.

Die Uhrzeit in gross: Hier können wir nichts anderes wählen, aber immerhin Schrift und Farbe der Anzeige abändern.

Der Widget-Bereich: Hier können wir grafische Widgets platzieren. Es gibt sie in breit oder schmal, sodass entweder zwei breite oder vier schmale Widgets Platz finden – oder drei Widgets, wenn wir zwei schmale und ein breites kombinieren.

Die Widgets für den Bereich unterhalb der Uhr.

Für diesen Bereich haben folgende Apps zur Auswahl:

  • Die Wetter-App mit einer Kurzprognose oder der Regen-Wahrscheinlichkeit. Wir können auch Temperatur, UV-Index, Sonnenauf- und untergang, Mondphasen, Wind und Luftqualität auswählen.
  • Den Kalender mit dem nächsten Termin.
  • Das Batterie-Widget mit dem Ladestand der verbundenen Peripherie.
  • Die Aktien-App mit der Aktienliste oder einem bestimmten Titel oder Diagramm.
  • Die Fitness-App mit den Aktivitäten (Ringen).
  • Die Health-App mit Erinnerungen zur Medikamenten-Einnahme.
  • Die Home-App mit einer Übersicht oder Messdaten wie die Temperatur.
  • Die News-App mit aktuellen Schlagzeilen¹.
  • Die Uhr mit der lokalen Uhrzeit einer Stadt, einer Weltuhr oder dem nächsten Wecker.

Es gibt auch eine Reihe von Apps von Drittherstellern, die sich als Widget in den Sperrbildschirm einklinken können. Eine Auswahl von Apps auf meinem Telefon:

  • Bing zeigt als Trending beliebte Suchthemen an.
  • Die Days-Since-App blendet einen Countdown zu einem Ereignis oder den nächsten Stichtag an.
  • MeteoSwiss gibt Wetterprognosen für die nächsten drei Tage zum Besten.
  • Pocket Casts informiert, welche Podcasts in der Warteschlange stecken.
  • Google Maps hält häufige Fahrten bereit.
  • Water Minder lässt uns wissen, ob wir bei unserem Wasserkonsum hinterherkommen.

Das ist wirklich hilfreich – aber nur, wenn man sich die Mühe macht, sich seiner Bedürfnisse klar zu werden und den Sperrbildschirm diesen anzupassen. Das funktioniert meines Erachtens nur dann, wenn man auch die Sache mit den Fokus-Einstellungen durchdrungen hat. Und damit sind wir bei den Gründen, weswegen ich die Vermutung habe, dass sich die Widgets im Sperrbildschirm nicht sonderlich grosser Beliebtheit erfreuen.

Zu jedem Fokus den passenden Sperrbildschirm

Die Fokus-Einstellungen erlauben es, das iPhone je nach Situation passend zu konfigurieren. Sie erstrecken sich nicht nur auf den Sperrbildschirm, sondern auch auf den Homescreen und die Benachrichtigungen: Wir haben die Möglichkeit, dass wir je nach Situation genau die Apps griffbereit haben, die wir auch benötigen – und alle, die uns ablenken, nicht in Sichtweite sind.

Und eben: Es ist auch möglich, das Telefon so einzurichten, dass wir beim Arbeiten, in der Freizeit, beim Sport oder Reisen die Informationen gezeigt bekommen, die gerade wichtig sind. Ich finde das toll und habe darum die Möglichkeiten von verschiedenen Seiten beleuchtet (Stressbekämpfung, weniger Ablenkung und Benachrichtigungen), muss aber auch einräumen, dass ich lange gebraucht habe, um zu kapieren, wie alle diese Rädchen ineinandergreifen.

Es ist kompliziert

Zu Apples Entschuldigung sei gesagt, dass ich auch nicht weiss, wie sich diese insgesamt sehr komplexen Einstellungen einfacher und verständlicher präsentieren liessen. Als Computerjournalist habe ich das Privileg, mich beruflich damit beschäftigen zu können. Ob ich es als Privatmensch gemacht hätte, bin ich mir nicht sicher. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass es sich lohnt: Gerade auch die Widgets auf dem Sperrbildschirm können uns helfen, dass wir das Telefon liegen lassen, weil alle wichtigen Informationen auf dem Sperrbildschirm zu sehen sind. Denn klar: Wenn wir es erst einmal in den Fingern haben, dann ist die Versuchung gross, noch ein wenig daran herumzuspielen.

Fussnoten

1) Interessanterweise ist das Widget vorhanden, obwohl es die News-App hierzulande offiziell gar nicht gibt.

One thought on “Der perfekte Sperrbildschirm

  1. Mit LockFlow lassen sich Apps direkt vom Sperrbildschrim starten (praktisch wenn man zB ne andere Kameraapp verwendet).

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