Die Foto-App könnte noch besser sein

Es ist nicht leicht, in der Foto-App seines Smartphones ein Chaos zu vermeiden. Doch es gibt Tricks, wie man aufräumt und ohne viel Aufwand Ordnung hält – und wie man sicherstellt, dass private Fotos auch privat bleiben.

Die Idee der Fotomediathek beim iPhone und iPad (und analog auch bei den Foto-Apps bei Android) ist simpel: Alles landet an einem Ort. So braucht der Nutzer keine Triage vorzunehmen  und die Bilder verwalten sich quasi von allein. Auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und, beim iPhone zum Beispiel mit den automatischen Rückblicken.

Kann man die Fotoverwaltung komplett automatisieren und es dem Benutzer ersparen, selbst Hand anlegen zu müssen? Das ist eine spannende Frage, finde ich. Sie zeigt die Herausforderung auf, der sich ein Hersteller gegenübersieht, der sich seit jeher für seine Benutzerfreundlichkeit rühmt. Er will und muss hier den eigenen Ansprüchen genügen – bei ziemlich grosser Fallhöhe. Denn wenn im Rückblick zum Paris-Wochenende die TGV-Platzreservierung auftaucht, die man zur Sicherheit abgeknipst hat, dann sinkt das Vertrauen in Apples Foto-Auswahlkünste gleich schlagartig um zwanzig Prozent.

Für meinen Geschmack wird etwas viel Vertrauen ins maschinelle Lernen gesetzt. Beim iPhone und iPad gibt es in der Foto-App eine Rubrik mit der Bezeichnung Für dich. Was dort auftaucht, ist nicht völlig verkehrt. Aber es ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss – zumindest für Leute wie mich, die sich noch die Mühe machen, aus den fotografischen Mitbringseln von Ferienreisen und Familienfesten Fotobücher mit einer handverlesenen Bildauswahl zu fabrizieren. Und wenn man die mit den automatischen Selektionen vergleicht, liegen eben Welten dazwischen. Selbst ein hervorragender Algorithmus kann nur das miteinbeziehen, was auf den Bildern zu sehen ist.

Foto-Abfolgen mit einer Dramaturgie

Wenn man selbst hingegen auswählt, arrangiert und komponiert, dann kann man auch unsichtbare Faktoren miteinbeziehen. Zum Beispiel beim Fotobuch zur Familienfeier: Da kann man insbesondere Porträts als Diptychon, Triptychon oder Was-weiss-ich-ychon anordnen, um die Dynamik zwischen Personen zu versinnbildlichen. Vorher-Nachher-Gegenüberstellungen sind auch nett (egal, ob die Familienfeier nun aus dem Ruder gelaufen ist oder einigermassen sittsam blieb). Und man kann auch Abläufe zeigen, die der Software nicht unbedingt auffallen.

Diesen Möglichkeiten trägt die Software letztlich zu wenig Rechnung. Wenn man eigene Auswahlen treffen möchte, gibt es dafür nur wenige Werkzeuge. Man kann Bilder ausblenden oder als Favorit definieren. Und darüber hinaus hat man in der Fotos-App bloss das etwas archaische Mittel der Fotoalben zur Verfügung. Wenn Apple sich da etwas mehr Mühe geben würde, wäre da viel mehr möglich.

Apples automatische Rückblicke perfektionieren

Immerhin: Für die automatischen Rückblicke gibt es inzwischen die Möglichkeit der Anpassung: Man kann nicht nur Länge und Titel bestimmen, sondern auch eigene Musikstücke hinterlegen und die Auswahl und Reihenfolge der Fotos anpassen. Das gefällt mir schon ziemlich gut: Eine automatische Vorauswahl, die man als Anwender selbst verfeinern und verbessern kann – das ist ein guter Ansatz.

Wie es genau geht, zeigt übrigens das Video.


Wie Sie in der Foto-App für Ordnung sorgen.

Aber eben: Das «Alles landet in einem Topf»-Konzept der Fotos-App und der Fotomediathek hat ein paar unangenehme Nachteile, die ich im Video aufzeige – und von denen ich beim Videodreh selbst betroffen war. Es ist unmöglich, private und berufliche Bilder zu trennen. Als Blogger und Journalist habe ich viele Fotos in der Mediathek, die ich für meine Arbeit brauche. Die kommen oft nur für kurze Projekte und müssen dann mühsam von Hand gelöscht oder ausgelagert werden.

Private Bilder aus dem beruflichen Kontext fernhalten

Umgekehrt gibt es dort natürlich auch die Familien- und Kinderfotos, die bei der geschäftlichen Nutzung nicht unbedingt zu sehen sein sollten. Ich habe beim Video darum viel Aufwand investieren müssen, beim Vorführen der Fotos-App private Aufnahmen wegzupixeln. Das ist sicherlich nicht nur für mich lästig – Stichwort BYOD. Ein Mechanismus, mit dem man Bilder mit bestimmten Kategorien versehen und in gewissen Kontexten ausblenden könnte, wäre hilfreich.

Im Video gibt einen Hinweis auf die App Slidebox (kostenlos für iPhone und Android). Und die tolle Mylio-Lösung (mylio.com), die sich vor Adobes Creative Cloud (Das Lightrümchen fürs Tablet) nicht zu verstecken braucht, aber ganz ohne Cloud auskommt. Mit der verwaltet man seine Fotos nicht nur am iPhone, iPad und Android-Telefon, sondern auch mit Windows und Mac. Und man kann mit Labels, Markierungen, Schlagwörtern und den ganzen Instrumentarien der professionellen Bildverwaltung operieren. Die werde ich dann gerne auch mal ausführlich hier im Blog besprechen.

Beitragsbild: Das Fotografieren ist das eine – aber hinterher muss man die Bilderflut auch noch irgendwie bewältigen (Oleg Magni/Pexels, Pexels-Lizenz).

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