App-Store-Ungereimtheiten

Apple hat mit iOS 11 den App Store optisch aufgemöbelt. So hübsch er nun aussieht, bleiben alte Mankos bestehen: die unbrauchbaren Vorschläge, die längst überfälligen Bezahl-Updates und die preislich manchmal irreführenden App-Pakete.

Mit iOS 11 hat auch der App Store ein Facelift bekommen. Mir gefällt das Redesign ganz gut: Aufgeräumt, mit der App und dem Spiel des Tages, macht er nun mehr Laune, auch mal aufs Geratewohl nach Apps zu stöbern. Das war bei mir vorher kaum der Fall. Ich habe mich anderswo inspirieren lassen und habe den Store in dem Moment aufgesucht, wo ich wusste, was ich wollte.

Das gleiche Produkt, zwei unterschiedliche Preise.

Das heisst nicht, dass der App Store perfekt ist. Ich finde unter anderem die Vorschläge nach wie vor unbrauchbar. Wenn man sich die Empfehlungen unterhalb seiner Lieblings-Apps ansieht, weil man hofft, dort weitere Perlen von ähnlicher Machart und analoger Qualität zu entdecken, dann erlebt man in aller Regel eine herbe Enttäuschung.

Die Empfehlungen sind komplett willkürlich

Dort sieht man dann Apps, die man entweder schon kennt und besitzt oder aber solche, die fast gar nichts mit der Ausgangs-App zu tun haben. Ich weiss nicht, was Apple für Algorithmen einsetzt – aber sie kommen nicht an die heran, die bei Amazon, Spotify oder Netflix für Empfehlungen benutzt werden. Und auf alle Fälle denkt man, dass mittels künstlicher Intelligenz oder meinetwegen auch mit collaborative filtering etwas Besseres herauskommen müsste.

Ich verstehe auch nicht, warum es keine Demos gibt. Man lädt eine kostenpflichtige App, muss aber erst nach einem Tag oder einer Woche entscheiden, ob man sie kaufen möchte oder ob sie gelöscht wird oder auf einen Modus ohne die Premium-Funktionen zurückfällt. Das würde das Risiko gerade bei teureren Apps reduzieren und mich bei guten Apps öfters zum Kaufen bewegen.

Auch das Fehlen von Update-Preisen wurde schon bemängelt. Stattdessen greift nun der Trend der App-Abos um sich. Das halte ich nicht für sinnvoll: Die Hürde, um eine App zu abonnieren, ist bei mir hoch. Für ein gutes Update würde ich aber bei vielen meinen Apps bezahlen.

Schliesslich gibt es die Bundles. Das sind Apps, die man im Paket günstiger bekommt, als zum Einzelpreis. Klingt gut, aber in der Praxis ergeben sich daraus viele Fragen. Beispielsweise: Was, wenn man eine der gebündelten Apps schon besitzt? Man kann dann das Bundle zu einem reduzierten Preis vervollständigen, wie Apple im Supportdokument Häufig gestellte Fragen zu «Paket vervollständigen» erläutert. (Auch wenn unklar ist, warum Apple hier von «Paket» spricht, wo die Bundles im Store doch ganz eindeutig «Bundle» genannt werden.)

Der günstige Paketpreis kann auch teurer sein als die Summe der Einzelkäufe

Allerdings erscheint dieser vergünstigte Preis nicht immer. Wie Figura oben zeigt, erhält man den vollen Preis angezeigt, wenn man die Suchfunktion benutzt und auf ein Bundle in den Suchergebnissen klickt. Wenn man hingegen über die Hersteller-Seite geht und dort ein Bundle antippt, erscheint der reduzierte Paket vervollständigen-Preis. Ob im ersten Fall der volle Bundle-Preis verrechnet würde oder ob ob man den Rabatt stillschweigend angerechnet bekäme, habe ich nicht ausprobiert. Es scheint allerdings auch dann der niedrigere Preis verrechnet zu werden, wenn man beim höheren Preis kauft.

Es gibt noch weitere Fallstricke: Giga.de hat herausgefunden, dass der Paket-vervollständigen-Preis teurer sein kann, als was man für die verbleibenden Apps noch zu bezahlen hätte. Das kann passieren, wenn man die teuerste App im Bundle bereits besitzt und diese im Preis erhöht wurde: Durch die Preiserhöhung wird das Bundle als ganzes teurer, angerechnet wird aber der ursprünglich bezahlte Preis.

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