Das papierlose Studio

Wieder mal eines dieser Themen, das mutmasslich nur mich interessiert. Nämlich: Wie stellt man es an, um Manuskripte vom Tablet genauso komfortabel wie von Papier abzulesen?

Obwohl ein Mann der Bits und Bytes und ein Verfechter des papierlosen Büros habe ich meine Manuskripte jeweils in ausgedruckter Form zu Radio Stadtfilter getragen. Ich musste mir deswegen oft Spott anhören, vor allem von maege. Aber: Es liest sich einfach angenehm von Papier. Man minimiert das Risiko, mitten im Live-Vortrag seine Notizen zu verlieren – zum Beispiel durch eine plötzliche Leere des Akkus oder einen Absturz. Oder weil man aus Versehen die App schliesst, in der gerade noch das Manuskript offen war.

Aber ich aber eingesehen, dass dieser Anachronismus ausgemerzt werden muss. Ich lese daher meine Texte inzwischen ab Bildschirm, und zwar ab iPad. Klar, man könnte auch einen der Computerbildschirme im Studio verwenden.

Per Finger scrollt es sich besser

Aber mit der Maus scrollt es sich weniger angenehm als mit dem Finger auf dem Bildschirm. Ausserdem trage ich während den Sendungen nicht immer meine Kontaktlinsen, und ohne die sehe ich besser in die Nähe als in die Ferne.

So gehört sich das.

Blieb die alles entscheidende Frage: Welche App nehme ich denn für meine Notizen? Naheliegend wäre die Google-Docs-App, denn dort erfassen wir in aller Regel die Manuskripte und auch die Sendungsabläufe, die wir gemeinsam erarbeiten. Aber für den Live-Betrieb ist diese App schlicht unbrauchbar. Ein wichtiger Mehrwert des digitalen Manuskripts liegt darin, dass man Links eintragen kann, um während der Sendung schnell Hintergrundinformationen aufzurufen.

Die nervigen Marotten von Google Docs

Bei der bescheuerten Google-Docs-App ist das aber annähernd unmöglich. Tippt man einen Link an, wird man mit der völlig nutzlosen Frage In Google Chrome öffnen? In Safari öffnen? Abbrechen? konfrontiert. Wenn man, was durchaus versehentlich passieren kann, im Bearbeitungsmodus gelandet ist, erscheint beim Antippen eines Links das Kontextmenü, in dem man zweimal auf den Pfeil nach rechts klicken muss, um zum Befehl Link öffnen zu gelangen – worauf natürlich wieder die Frage In Google Chrome öffnen? In Safari öffnen? Abbrechen? erscheint. Bis man dieses Prozedere durchlaufen hat, ist die Sendung fertig. Echt, Google, habt Ihr sie noch alle?

Ausserdem ist es mir auch schon passiert, dass mich Google Docs dreissig Sekunden vor der Sendung ausgeloggt hat. Da muss man sein Passwort recht schnell und gleichzeitig fehlerfrei tippen können, um den Text für die Anmoderation noch rechtzeitig auf dem Schirm zu haben.

Eine App, die auch offline zurverlässig funktioniert

Mit anderen Worten: Für Livesendungen braucht es eine App, die auch offline zuverlässig funktioniert. Ich bin daher dazu übergegangen, ein PDF des Manuskripts in die iBooks-App zu verfrachten. Die harmoniert ganz wunderbar mit Safari und der Split-Screen-Funktion. Man kann links die Notizen und rechts eine Website offen haben und je nach Bedarf die Breite einstellen und zoomen. Ausserdem verschwendet iBooks keinen Platz für Menüleisten und ähnlichen Quatsch, sondern zeigt das Manuskript – und sonst nichts.

Ausprobieren werde ich bei Gelegenheit Teleprompter Pro (7 Franken, auch als kostenlose Light-Version) ausprobieren, eventuell auch Best Prompter Pro oder Parrot Teleprompter – die Auswahl in diesem Segment ist ja durchaus beachtlich. Die können dann sogar automatisch mitscrollen und ähnliche Dinge tun. Klingt allerdings auch so, als ob man das erst einmal üben müsste… aber gut.

Apropos Teleprompter: Der wäre natürlich praktisch für meine Patentrezept-Videos. Also wenn ihr noch nicht wisst, was ihr mir schenken sollt… wink wink nudge nudge…

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