Die Kunstform der ASCII-Art stammt aus der Ära der Schreib- und Telexmaschinen. Gross geworden ist sie mit dem Computer und dem Ur-Internet. Als die Heimcomputer erst sehr rudimentäre Grafikfähigkeiten hatten, in Usenet-Foren noch keine Bilder gepostet werden konnten und E-Mails nur Text enthalten durften, behalf man sich mit dieser raffinierten Technik, die allein aus Buchstaben und Satzzeichen bildliche Darstellungen erzeugt.
Mit dem so genannten ASCII-Zeichensatz, der 95 druckbare Zeichen enthält, wurden kleine Symbole und Piktogramme zusammengepuzzelt. Beliebt waren auch kleine Ornamente, mit denen man die Mailsignatur einfassen konnte. Es gab aber auch umfangreichere Werke, bei denen Szenen aus Science-Fiction- oder Fantasy-Geschichten nachgebildet wurden. Selbstverständlich erfreute sich auch ASCII-Erotik beträchtlicher Beliebtheit. Und auf asciimation.co.nz kann man sich an einer animierten ASCII-Art-Fassung des Star-Wars-Film «Episode IV – A new Hope» erfreuen.
Aus Klammern, Schräg-, Binde- und Unterstrich werden bildliche Texte
Als ASCII-Art-Künstler arbeitet man mit einer nichtproportionalen Schriftart, beispielsweise mit der «Courier», bei der alle Buchstaben gleich breit sind. Man geht dann daran, die Umrisse der abzubildenden Figuren durch Klammern, Schräg-, Binde- und Unterstrichen nachzuzeichnen. Auch der senkrechte Strich, kleine und grosse Os und Is sind besonders hilfreich.
Diese Methode eignet sich für kleinere Motive von wenigen Zeilen und Spalten. Beim Zeichnen solcher Bilder hilft das Programm ASCII Art Studio für Windows: Es stellt verschiedene Zeichenutensilien wie Pinsel, Stift und Radiergummi, sowie Linien-, Rechteck und Kreiswerkzeuge zur Verfügung, die automatisch in die passenden Buchstaben-Repräsentationen umgesetzt werden. Die Software kostet 29,95 US-Dollar, eine 30-Tag-Testversion ist verfügbar.
Bei grösseren Abbildungen und flächigen Repräsentationen benutzt man die Zeichen quasi als Bildpunkte, wobei helle «Pixel» als Punkt, Doppelpunkt oder Anführungszeichen erscheinen und für dunkle «Pixel» H, I, F oder W zum Einsatz kommen. Solche Bilder lassen sich auch automatisch mit Konvertierungsprogrammen erstellen.
Sie wandeln Bilder automatisch in entsprechende «Texte» um, wobei die Buchstaben auch farbig formatiert werden können. Das ermöglicht auch farbige ASCII-Art – was ursprünglich jedoch nicht möglich war.
Automatische Konvertierung
Unter textfiles.com finden sich viele Beispiele aus den Anfängen der Online-Kommunikation und Bulletin-Board-Systeme. Unter text-image.com kann man eigene Bilder hochladen, die in farbige ASCII-Art-Bilder umgewandelt werden. Es gibt sowohl für iOS als auch für Android eine ganze Reihe von Apps, die ASCII-Art erzeugen.
Das Highlight in dieser Kategorie ist die App Real World ASCII: Sie setzt live das Kamerabild des iOS-Geräts in eine ASCII-Repräsentation um. Beim Tippen auf das Display wechselt die Darstellung von Weiss auf Schwarz zu Grün auf Schwarz und Farbe – wobei Farbe bedeutet, dass sowohl die Buchstaben als auch der Buchstaben-Hintergrund einen von 16 Farben aus der VGA-Palette annehmen können.
Die App ist kostenlos (im App Store), aber wenn man Videos oder Schnappschüsse aufnehmen möchte, muss man einen In-App-Kauf von einem Franken für die «blaue Pille» tätigen.