Der gute Ton bei Videoproduktionen

Als Ergänzung zu meiner Videoausrüstung habe ich mir das VideoMicro von Røde gekauft. Was mir daran gefällt – und was nicht.

Für die meisten meiner Videoaufnahmen setze ich das im Beitrag Das Smartphone als Audio-Recorder vorgestellte Lavalier-Mikrofon SmartLav von Røde ein. Das funktioniert (mit dem SC3-Adapter) auch bestens an meiner Videokamera, wo ich es mit einer simplen Klinkenkabel-Verlängerung nutze.

Das ist in bei all den Fällen praktisch, wo ich allein vor der Kamera stehe. Wenn ich vor der Kamera ein Interview führen will, dann sieht es anders aus. Ich habe in solchen Fällen meinen Audiorekorder (Roland R05) mit dabei. Allerdings musste ich mit dieser etwas unprofessionell wirkenden Methode schon des öfteren Spott über mich ergehen lassen (zum Beispiel hier in den Kommentaren).

Die Krux bei Interviews besteht darin, dass zwei Leute reden wollen

Was könnte man besser machen? Man könnte natürlich zwei Lavalier-Mikrofone einsetzen. Man bräuchte dann allerdings irgend eine Möglichkeit, die beiden Signale zusammenzumischen, bevor man sie in der Kamera aufzeichnet. Muss man also noch einen kleinen Audiomixer mit sich herumschleppen und während der des Interviews auf die richtige Auspegelung achten?

Nein, dank eines einfachen Tricks muss man das nicht: Man verwendet ein simples Stück Kabel für ungefähr 5 US-Dollar, das als Audioweiche dient: Mit dem nimmt man das eine Mikrofon auf dem einen Stereokanal und das andere auf dem anderen Stereokanal auf. In der Postproduktion gleicht man die Pegel an und mischt die Kanäle dann zu einem schönen Stereobild. Das ist eine überaus gute Lösung, wenn man höchstens zwei Leute vor der Kamera hat und sie mit Mik ausstatten kann.

Das Mikrofon auf meiner Nikon-Kamera.

Eine Alternative ist das VideoMicro von Røde, das es für günstige 54.90 Franken bei Digitec, respektive für 44 Euro bei Amazon gibt. Das ist ein kleines Richtmikrofon, das auf den Blitzschuh gesteckt wird und via Klinke mit dem Mikrofoneingang verbunden wird.

Es ist schwingungsgedämpft aufgehängt (Rycote-Lyre shock mount) und wird mit einem kleinen Puschel geliefert, der Windgeräusche ausfiltert. (Der Puschel ist standardmässig mit dabei. Das war mir aufgrund der Produktbeschreibung nicht klar, weswegen ich überflüssigerweise nochmals einen mitbestellt habe.)

Dem eingebauten Mikrofon überlegen

Nach meinen ersten Tests ist das Videomicro dem eingebauten Kameramikrofon deutlich überlegen – allerdings ist das natürlich auch die Mindesterwartung, weil man es sonst auch gleich bleiben lassen könnte. Auf einen halben bis einen Meter Abstand klingt es auch im Vergleich zum Roland ganz gut, da weniger Raumschall mit aufgenommen wird. Gerade in halligen Räumen ist das angenehm.

Auf welche Distanz man das Mikrofon mit gutem Gewissen einsetzen kann, würde ich nicht absolut sagen wollen. Es hängt natürlich von den Umständen ab, also vor allem von den Räumlichkeiten und den Nebengeräuschen. Er hier hat einen Test bis sechs Meter (20 Fuss) gemacht und eine noch immer akzeptable Aufnahmequalität eingefangen. Allerdings ist das die absolute Obergrenze, denn je weiter man sich entfernt, desto mehr leidet der Pegel. Das bedeutet, dass man die Aufnahme nachträglich stark anheben muss, wodurch natürlich auch die Nebengeräusche verstärkt werden.

Ich werde die Grenze etwas bei zwei bis zweieinhalb Metern ansetzen. Und so oder so würde ich unbedingt zu einem kleinen Soundcheck raten und allenfalls den R05 als Backup mitlaufen lassen. Allerdings dann nicht in der Hand, sondern irgendwo in der Nähe einigermassen zentral positioniert, zum Beispiel auf dem Tisch.

Das Ansteckmikro bleibt erste Wahl

Bei den Videodrehs zu Hause (für die Patentrezepte) werde ich weiter aufs Ansteckmikrofon setzen. Der Ton mit dem Bøse ist zwar gut verständlich, aber bei zweieinhalb Metern Abstand es gibt einfach zu viele Raumgeräusche.

Keine schlüssigen Informationen habe ich dazu gefunden, wie gross der optimale Winkel ist, mit dem das Mikrofon aufnimmt. Ich würde aber vermuten, dass die Frage für die Praxis nicht wirklich relevant ist. Ausser, wenn man mit einem extremen Weitwinkel filmt und die Kamera direkt vor der Nase von Interviewer und Interviewtem aufbaut. Aber wieso sollte man das tun wollen?

Fazit: Alles in allem eine gute und günstige Investition für Leute, die ab und zu Videointerviews drehen wollen. Allerdings haben sich bei mir dann doch zwei Pferdefüsse gezeigt. Die haben dazu geführt, dass ich das Mikrofon weder mit meiner Spiegelreflexkamera noch mit meinem Camcorder sogleich verwenden konnte. Was ein bisschen ärgerlich ist.

Was die Kamera angeht, lässt sich das Røde VideoMicro zwar mit fast jeder Spiegelreflex-Kamera mit Mikrofoneingang verwenden – mit meiner Nikon D7000 aber nicht (sie ist trotzdem oben auf dem Bild zu sehen). Ich nehme an, dass das daran liegt, dass sie keine Speisespannung liefert und darum nur mit batteriebetriebenen Mikrofonen verwendbar ist. Das praktische am VideoMicro ist allerdings, dass es eben keine Batterien braucht.

Warum ist kein Adapter mit dabei?

Auch mit meinem Sony-Camcorder (Eine patente Kamera) lässt sie sich einsetzen, allerdings nur mit Zusatzinvestition. Der Camcorder hat zwar einen Blitzschuh, doch der ist so im Gehäuse versenkt. Um das Mikrofon obenauf stecken zu können, braucht es den Blitzschuhadapter JJC MSA-MIS, den es für 12 bis 16 Franken/Euro zu kaufen gibt.

Dass der nicht gleich mitgeliefert wird, ist ein wirkliches Ärgernis. Denn wenn man das Ding online bestellt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich der Betrag mit Versandkosten und Kleinmengenzuschlag um die Hälfte bis hundert Prozent erhöht. Ich habe bei swissphotoshop.ch eine günstige Bestellmöglichkeit gefunden. Die Lieferung hat, gegen Vorauskasse, einwandfrei geklappt.

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