So ordentlich war Windows noch nie

Wie nützlich ist die Einstellungen-App von Microsofts Betriebssystem im Vergleich zur guten alten Systemsteuerung? Wir kommen zum Schluss: Es handelt sich um eine echte Verbesserung.

Seit sieben Jahren, also mit Erscheinen von Windows 8, ist Microsoft dabei, das Betriebssystem neu zu erfinden. Dabei haben sich viele Dinge verändert; vor allem der Look und das Startmenü mit seinen Kacheln. Mir scheint es Microsoft ein wirkliches Anliegen zu sein, das System moderner und benutzerfreundlicher zu machen.

Das zeigt sich daran, dass die schwer zu durchschauende und für viele Nutzer überfordernde Systemsteuerung durch die deutlich zugänglichere Einstellungen-App ersetzt wird. Es gibt die Systemsteuerung zwar noch, aber man braucht sie nur noch selten. Und irgendwann wird sie entweder entfernt werden oder aber einfach in Vergessenheit geraten.

Die Einstellungen-App nimmt nicht nur die Aufgaben der Systemsteuerung wahr, sondern kümmert sich auch um Dinge, für die man früher separate Programme benutzt hat. Ein gutes Beispiel dafür ist die Entsorgung von Datei-Altlasten. Dafür gab es früher (und gibt es noch) ein eher banales Progrämmchen namens Datenträgerbereinigung.

Die Datenträgerbereinigung hat mehr schlecht als recht Datenträger bereinigt

Das hat die Aufgabe mehr schlecht als recht erfüllt. Und auch nur bei den Benutzern, die zum Beispiel aus einer Computer-Fachzeitschrift oder der Kummerbox des «Tagi» überhaupt von dessen Existenz erfahren haben. Denn von allein hat niemand das Programm gefunden. Dabei gibt es natürlich die Leute, die sich gerne durch alle Ordner durchklicken, um zu sehen, was es hier und dort so gibt. Doch man musste überaus neugierig sein, um im Ordner system32 auf die ausführbare Datei cleanmgr.exe zu stossen und diese probehalber einmal anzuklicken.

Mit Windows 10 in der aktuellen Version ist das so einfach, dass auch Anwender ohne grosse Erfahrung mit einer simplen Suche zur richtigen Stelle gelangen: In den Einstellungen bei System gibt es die Rubrik Speicher. Man kann sie auch aufstöbern, indem man bei Cortana (im Suchfeld in der Taskleiste links unten) Speicher eingibt. Verwendet man für die Suche die Begriffe Dateien oder löschen, gelangt man zu der Funktion Jetzt Speicherplatz freigeben. Das ist eine der Möglichkeiten, die Windows 10 inzwischen in der Speicherverwaltung anbietet.

Hier findet man die Belegung der Festplatten und die Befehle zum automatischen Aufräumen.

Mit anderen Worten: Es ist sehr viel einfacher geworden. Damit kommt Leuten wie mir ein Thema abhanden, weil es weniger zu erklären gibt. Das ist natürlich einerseits betrüblich. Andererseits ist es ein kleiner Schritt zum selbsterklärenden Computer – der das Ziel einer Wissensgesellschaft sein sollte und sein muss.

Die Speicherverwaltung ist richtig nützlich

Die Aufschlüsselung nach Art zeigt, welche Datentypen am meisten Platz benötigen. Hier das Systemlaufwerk, auf dem vor allem die Programme ins Gewicht fallen.

Also, die Speicherverwaltung:

  • Zuoberst sieht man eine Auflistung aller Laufwerke des PCs, inklusive externe Laufwerke. Wählt man ein Laufwerk aus, werden die Dateien nach Kategorien sortiert. Klickt man eine Kategorie an, sieht man je nach Art der Dateien die Ordner mit den Dateien, oder aber Verwaltungsmöglichkeiten zu dem entsprechenden Dateityp. Für solche Analysen hat man bislang spezielle Programme wie WinDirStat benötigt (Wo die dicken Datenbrocken schlummern).
  • Jetzt Speicherplatz freigeben entspricht so ungefähr dem, was die Datenträgerbereinigung früher gemacht hat. Nur sind die Möglichkeiten deutlich umfangreicher geworden. Je nach System kommen leicht Dateien in Gigabyte-Grösse zusammen, die entrümpelt werden können. (Gut, es fallen natürlich inzwischen noch mehr und echt viele solcher Datenhalden an.)
  • Mit der Funktion Speicheroptimierung bietet Windows eine automatische Möglichkeit an, die automatisch aufräumt, wenn die Reserven unter ein gewisses Limit sinkt. Das hilft vor allem bei Geräten mit kleiner SSD.
  • Via Speicherort für neue Inhalte ändern gibt man an, wo Anwendungen, Dokumente, Musik, Fotos und Videos, Filme und TV-Sendungen, sowie Offline-Karten standardmässig abgelegt werden. Das ging auch früher schon – nur hat niemand die Möglichkeit je gefunden.

WinDirStat bleibt eine Empfehlung

Fazit: Spezialprogramme wie das erwähnte WinDirStat sind für versierte Windows-Anwender nach wie vor nützlich. Doch für die «normalen» Windows-Anwender – also jene ohne Admin-Ambitionen – ist es nun deutlich einfacher geworden, sich ein Bild der Festplattenbelegung zu verschaffen. Windows gibt einem einen guten Überblick, welche Dateiarten die Festplatte in Beschlag nehmen – und wo die Ordner stecken, bei denen sich das Aufräumen besonders lohnen würde.

Microsoft bemüht sich auch darum, dass Nutzer bei ihren Aufräumbemühungen nichts kaputt machen. Wie ich als Kummerbox-Betreuer immer wieder erlebt habe, neigen manche Nutzer im Aufräumfieber dazu, einfach alles zu löschen, dessen Sinn und Zweck sich ihnen nicht erschliesst.

Das ist die Bereinigungsfunktion, die in etwa das tut, wofür man früher die Datenträgerbereinigung eingesetzt hat.

Da Windows sehr viele Dateien und Ordner in Betrieb hat, deren Notwendigkeit man selbst mit einer ausgiebigen Google-Recherche nicht abschliessend klären kann, ist das ein Hochrisikoverhalten: Man kann sein Windows leicht so nachhaltig «aufräumen», dass hinterher gar nichts mehr geht. Windows 10 lenkt die Nutzer in solchen Fällen auf die Werkzeuge, die einiges bewirken können, aber keinen Schaden anrichten.

Darum an dieser Stelle ein explizites Lob an Microsoft: Hier hat man eine echte Verbesserung erreicht. Die Funktionen zur Verwaltung des Speichers nützen vor allem den nicht so versierten Anwendern. Doch auch als Windows-Profi findet man sie nützlich, weil man kein exzessives Mikromanagement betreiben muss, sondern mit ein paar Klicks wesentliche Verbesserungen erzielt.

Beitragsbild: Steve Johnson/Pexels, Pexels-Lizenz

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