Deepfakes, einfach gemacht

Nur ein lustiges Spiel­zeug oder ein ge­fähr­liches Werk­zeug für Bild­fäl­scher? Ich habe (mit jeder Menge Spass) den Face-Swap-Bot aus­pro­biert.

Hier gibt es mich gleich zweimal («Face/off»).

Face/Off («Im Körper des Feindes») gehört zu den Filmen, die ich mit Pretty Woman auf eine Stufe stellen würde: Der richtige Umgang mit derlei Werken ist es, schreiend aus dem Kino zu rennen. Beide sind extrem unglaubwürdig, und der eine Film verharmlost die Gewalt, der andere die Prostitution.

Der erste dieser beiden schlimmen Filme – derjenige mit den vertauschten Gesichtern – bietet trotz meiner unverbrüchlichen Abneigung den Aufhänger für den heutigen Blogpost. Mit der Vorbemerkung, dass im richtigen Leben die Gesichtstransplantation viel Spass macht. Zumindest, wenn sie virtuell stattfindet.

Also; für den Gesichtstausch ohne chirurgische Beteiligung verwenden wir Software: nämlich den Face-Swap-Bot von InsightFace. Dieser gehört zu der neumodischen Art von Software, die wir via Discord benutzen müssen. Wir benötigen einen eigenen Server, auf dem wir am besten einen separaten Textkanal für derlei Experimente einrichten.

Der Bot wird via Discord benutzt

Dann holen wir (über diesen Link) den Bot in unseren Kanal. Dann brauchen wir ein Porträtbild, das für die Tauschgeschäfte herhalten muss. Zu diesem Zweck tippen wir den Befehl /saveid, der dem InsightFace-Bot diesen Wunsch mitteilt.

Über den Befehl «Saveid» stellen wir dem Bot unser Porträt zur Verfügung.

Der Befehl hat zwei Parameter: Via idname geben wir unserem Porträt einen Namen und durch Klick auf image ein passendes Foto hoch. Es ist möglich, mehrere Fotos zu platzieren und mittels /setid und dem Namen zwischen ihnen zu wechseln. Eine ausführliche Anleitung findet sich übrigens hier.

Nun ist die Sache simpel: Wir klicken beim Prompt aufs Plus-Symbol, verwenden den Befehl Datei hochladen, wählen unseren Austauschkandidaten aus und laden ihn hoch. Ist das passiert, klicken wir das Bild mit der rechten Maustaste an und betätigen den Befehl Apps > INSwapper aus dem Kontextmenü aus.

Per Kontextmenü findet der Austausch statt.

Es geht ruckzuck – aber ist es auch harmlos?

Und nach ein, zwei Sekunden erscheint das Meisterwerk.

Also, eine lustige Sache. Und, wie ich im Titel andeute, auch eine unglaublich simple Methode, um Bildfälschungen herzustellen.

Da kann Sean Connery einpacken («James Bond jagt Dr. No»).
Wenn schon, denn schon! («Pulp Fiction»)

Dennoch glaube ich, dass die Gefahr, die von dieser Software ausgeht, nicht überbewertet werden muss. Die Fälschungen sind nicht meist nicht so perfekt, dass wir sie ernsthaft für ein Betrugs-, Täuschungs- oder Verunglimpfungs-Manöver verwenden sollten. Vor allem mit meiner Brille bekundet der Bot Mühe.

Zwei abschliessende Tipps:

  • Der Bot kann auch mehrere Gesichter aufs Mal austauschen. Dazu müssen wir entsprechend viele ID-Bilder hochladen: Die werden dann in der Reihenfolge des Hochladens abgearbeitet. Beim «Face/off»-Plakat wurde John Travolta durch mein älteres Ich und Nicolas Cage durch das jüngere Ich ersetzt.
  • Wir haben fünfzig Credits für kostenlose Experimente zur Verfügung. Wenn wir mehr benötigen, können wir bei Patreon eine Mitgliedschaft lösen: Die kostet zehn Dollar (Basic), zwanzig (Pro) bzw. 35 Dollar (Ultra) und schaltet diverse andere Funktionen frei. Via Face Texturizer lassen sich Gesichter verändern und z.B. mit Sommersprossen ausstatten. Und das Video Morphing Feature verwandelt ein Gesicht in animierter Form in ein anderes.

Beitragsbild: Das sind mindestens sieben Oscars für mich!

Kommentar verfassen