Das Smartphone hat die Fähigkeit, uns das Leben zu erleichtern. Das gilt speziell für jene Bereiche, wo wir uns betätigen, obwohl wir keine Ahnung haben. Ein Beispiel aus meinem Alltag: Es gibt hier im Haushalt ein paar Pflanzen, obwohl (und damit trete ich hoffentlich niemandem zu nahe) keiner von uns einen grünen Daumen und besonders viel Ahnung von der Aufzucht floraler Mitbewohner hat.
Aber zum Glück leben wir in technisierten Zeiten: Hilfsmittel gleichen derlei Mankos aus und machen uns zwar nicht zum Chefgärtner, retten aber immerhin ein paar Topfpflanzen das Leben.
Ich habe seinerzeit einen Sensor namens Parrot Flowerpower vorgestellt, der unser Olivenbäumchen vor unseren Behandlungsfehlern bewahrt hat. Mit entscheidendem Erfolg: Petros gedeiht nach wie vor auf unserer Loggia, wohingegen er ohne den Sensor ziemlich sicher vertrocknet wäre, weil wir den Wasserbedarf seiner Gattung massiv unterschätzt haben.
Lücken in der Überwachung
Schade allerdings, dass der Sensor nur Bluetooth und kein WLAN hat. So werden Daten nicht regelmässig synchronisiert, sondern nur, wenn man daran denkt. Deswegen treten Lücken in der Überwachung auf.
Ich empfehle den Sensor nach wie vor, bin mir allerdings nicht sicher, ob er noch produziert wird oder nur noch in Restbeständen erhältlich ist. Eine Alternative ist jedenfalls der Xiaomi Flower Care: Leider aber auch nur mit Bluetooth. Diesen Sensor gibt es für 45 Franken bei Galaxus oder für 40 Euro bei Amazon. Getestet habe ich den noch nicht, aber das werde ich bei Gelegenheit tun. Oder den Royal Gardineer Pflanzensensor, der fast genau gleich aussieht: 23 Euro im Einzelpack bei Amazon, 80 Euro für vier Stück.
Smarte Pötte
Von Parrot gibt es übrigens inzwischen auch einen Topf, nämlich den Smart Pot (ich dachte zuerst, nun würden selbst Drogen mit Internetkonnektivität ausgeliefert). Der besprüht die Pflanzen automatisch und hält sie am Leben, selbst wenn man nicht zu Hause ist. Grossartig!
Der Pot verwendet auch nur Bluetooth und kein WLAN und kostet bei Galaxus 125 Franken. Bei Amazon gibt es ihn für um die 84 Euro.
Es geht aber auch ohne Extra-Hardware, Sensoren und Bluetooth-Überwachung. Eine wesentliche Frage beantwortet die App Lichtstärke für Zimmerpflanzen (1 Franken fürs iPhone). Nämlich: Wie viel Licht gibt es am Standort der Pflanze? Sie verwendet zur Messung die Kamera und zeigt die Himmelsrichtung und die Resultate in den Kategorien hoch, mittel, niedrig und sehr niedrig an.
Aber wie viel Licht braucht das heikle Ding?
Das Problem ist natürlich, dass man nun wissen müsste, wie viel Licht eine Pflanze braucht. Das erklärt die App nicht, was schade ist. Für 1 Franken erwarte ich eine Anbindung an ein Pflanzenlexikon, die mir das sofort beantwortet.
Aber gut, man kann sich das zur Not auch selbst ergoogeln. Die Hilfe sagt immerhin, welche Pflanzen mit den entsprechenden Lichtverhältnissen auskommen. Wenn man eine Ecke in seiner Wohnung hat, die man begrünen würde, gibt einem die App passende Empfehlungen. Und man kann sich auch beim Kauf entsprechend beraten lassen.
Es stellen sich zwei Fragen. Erstens: Wie genau ist die Angabe. Und zweitens: Könnte man die App auch als allgemeinen Lichtmesser verwenden?
Da die App auch eine Angabe der Lichtstärke in Lux macht, könnte man auf die Idee kommen, beide Fragen auf einmal zu beantworten, indem man Belichtung und Verschlusszeit der Kamera manuell anhand dieser Angabe einstellt.
Auch als Belichtungsmesser tauglich
Vielleicht verwirft man diese Idee sogleich wieder, wenn man sich überlegt, mit welcher Formel man Lux in Belichtung und Verschlusszeit umrechnen könnte. Im Beitrag Lichtwert in Lux umrechnen findet man einige Überlegungen dazu.
Jedenfalls misst die App im Büro 270 Lux. Das entspricht einem Lichtwert von knapp 7 bei ISO 100. Hier kann man nachsehen, dass das zum Beispiel bei Blende 2 einer Verschlusszeit von 1/15 entspricht. Und – verblüffend genug – das gibt ein astrein belichtetes Foto.
Fazit: Das freut den Fotografen im Hobbygärtner – und wahrscheinlich auch umgekehrt. Und da ich in der ersten Kategorie hoffentlich begabter bin als in der zweiten, hier noch drei abschliessende Tipps zur Kunst der Pflanzenpflege:
Wenigstens bleiben die Pflanzen am Leben
Die App Waterbug teilt (auch ohne Sensor) am iPhone mit, wann eine Pflanze gegossen werden müsste. Hübsch hier übrigens der Werbeslogan:
You may never get your shit together. At least now you’ll be able to keep your plants alive.
Wer seine Pflanzen appmässig erfassen will, kann das mit Happy Plants direkt im Web tun oder mit Planty per iPhone-App.
Beitragsbild: Bei ihr ist nicht nur der Daumen, sondern die halbe Hand grün (Alena Koval/Pexels, Pexels-Lizenz).