Googles gottlose Bösartigkeit

Captchas sind anstregend. Und die von Google sind besonders schlimm.

Woher kommt sie bloss, diese Fixierung auf Strassenschilder bei Google? (Bild: Ed Gregory/stokpic.com, CC0)

Captchas sind eine anstrengende Angelegenheit. Sie kommen einem oft in die Quere, wenn man seine Arbeit erledigt bekommen sollte und keine Zeit zu vertrödeln hat. Noch nerviger als die Captchas sind jedoch die Recaptchas, die Google erfunden hat. Sie seien «tough on bots und easy on humans», behauptet der Suchmaschinenhersteller hier. Die Botschaft ist seltsamerweise weder mit einem Menschen, noch mit einem Bot, sondern mit einem spielenden Kätzchen illustriert.

Nun, im Idealfall muss man bei Googles Variante bloss ein Kästchen anklicken, in dem steht, man sei kein Roboter. Unter Umständen funktioniert die Überprüfung auf Bot oder Nichtbot sogar im Hintergrund, dass man überhaupt nicht belästigt wird. Doch manchmal kommt diese vermaledeite «Wählen Sie alle Bilder mit Strassenschildern aus»-Variante: Sie enthält ein in neun oder 16 Quadrate zerlegte Bilderseite, auf der man alle Teile anklicken sollte, die ein Strassenschild enthalten. Oder Fahnen. Oder Geschäfte. Oder sonst irgend etwas – hier ist ein Beispiel beschrieben, wo ich es mit so so einer Abfrage zu tun hatte, die nicht zufriedenzustellen war.

Eine fragwürdige Innovation

Es gibt jede Menge Probleme mit dieser Captcha-Variante: Gehören zu den Strassenschildern nur die Verkehrszeichen, Ortstafeln und Richtungsanzeiger oder auch Werbetafeln, die an Strassen stehen? Was ist mit den Quadrätchen, auf denen nur Teile von Strassenschildern drauf sind? Gelten die auch und selbst dann, wenn nur eine winzige Ecke eines Verkehrsschilds in sie hineinragt?

Sinn und Zweck beschreibt Google wie folgt:

Recaptcha verbessert unser Wissen über die physische Welt, indem es Captchas aus Text erstellt, der auf Street View-Bildern sichtbar ist. Wenn Menschen den Text in diesen Captchas verifizieren, helfen diese Informationen dabei, Google Maps zu präzisieren und zu komplettieren. Wenn Sie also ein Google Maps-Nutzer sind, wird Ihr Erlebnis (und das aller anderen) noch besser werden.

Offenbar trainiert Google Maschinenlern-Algorithmen anhand der Google-Street-View-Bildern. Um deren Verständnis von Strassenschildern zu verbessern, braucht es ab und zu die menschliche Kontrolle. Und die wird über den Recaptcha-Mechanismus erzielt.

Mit anderen Worten: Man fungiert als Versuchskaninchen und als unbezahlter Google-Mitarbeiter, wenn man eines dieser seltsamen Bilderrätsel vor die Nase gesetzt bekommt. Das gefällt nicht allen. Manche spotten und manche ärgern sich: Er hier bezeichnet Recaptcha als «godless creation of evil», als gottlose Bösartigkeit.

Und manche machen ein Meme daraus. Das Select all squares-Meme gehört bei knowyourmeme.com nicht zu den beliebtesten, ist aber immerhin Teil des Captcha-Memes, das wiederum mit Captchart und Inglip verwandt ist. Und hier gibt es das Projekt des umgekehrten Captchas.

Ein Captcha, bei dem nur die Bots reüssieren

Bei humansnotinvited.com kommen nur Bots durch; Menschen scheitern.

Die etwas gelblichen?

Und ja, bei manchen «Select all squares»-Ausrutschern, die im Internet herumgereicht werden, fragt man sich, ob die nun echt oder gefälscht sind. Zum Beispiel bei der hier – Vorsicht, nsfw!

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