Zeichnen in die leere Luft

Mit dem 3D-Doodler Create malt man nicht auf Papier, sondern frei und dreidimensional: Faszinierend, aber die Tücken der Schwerkraft überwindet man nicht.

Mein Geburtstagsgeschenk – das ich schon vor etwas längerer Zeit bekommen habe, das ich aber erst jetzt bespreche, um hier im Blog das Datum etwas zu vernebeln – war ein Ding namens 3D-Doodler Create (Amazon Affiliate). Das ist ein Stift, mit dem man keine farbigen Spuren auf Papier hinterlässt, sondern Linien durch die Luft zieht – nicht nur in zwei Dimensionen, sondern in drei.

Auch für Mini-Gustave-Eiffels geeignet – so weit bin ich allerdings nicht. Das Häuschen in Schwarz ist mehr mein Niveau. (Bild: eager/flickr.com, CC BY 2.0).

Klar, dass für dieses Kunststück keine Tinte zum Einsatz kommt, sondern Plastik. Man hat farbige Plastikstäbchen, die man in den Stift einführt und die erhitzt werden. Dadurch verflüssigen sie sich. Durch einen kleinen Motor werden sie aus der Stiftspitze ausgepumpt, wo sie an der Luft recht schnell abkühlen und aushärten. Da sie dann ihre Form behalten, erhält man ein dreidimensionales Gebilde.

Das ist faszinierend. Aber nicht das, was man als kinderleicht bezeichnen würde. Da der Plastikfluss, sobald man den Startknopf gedrückt hat, kontinuierlich erfolgt, muss man speditiv und in einer gleichbleibenden Geschwindigkeit arbeiten. Man kann den Materialfluss natürlich jederzeit stoppen, doch da noch etwas Plastik nachfliesst, wird die durch die Luft gezogene Linie anfänglich immer deutlich länger, als man eigentlich wollte. Wenn man die Bewegung stoppt, gibt es eine Verdickung am Ende der Linie, die nicht schön ist. Und nicht praktisch, wenn man an der Stelle eine weitere Linie ansetzen möchte.

Ohne Üben geht es nicht

Das heisst: Man muss erst üben, und man sollte auch das Tutorial durcharbeiten, das man im Heft zum Stift vorfindet. Da lernt man dann, wie man erst Gerüste aufbaut, die man mit Linien zu Flächen ausfüllt, wie man Linien ansetzt und einigermassen stabile Konstrukte baut. Der Höhepunkt der ersten Lektionen ist ein kleines Plastikhündchen, das im Idealfall auf seinen vier Beinchen steht. Und wenn man echtes Talent hat, dann sieht es auch tatsächlich nach Hündchen aus und nicht nach einer missgebildeten Konstruktion von Boston Dynamics.

Sowas dürft ihr von mir nicht erwarten.

Bleibt natürlich die Frage: Was kann man damit tun? In erster Linie geht es darum, seine kreativen Triebe auszuleben. Man kann Figürchen erschaffen, mit denen man seine Umgebung verschönert. Wenn man sich die entsprechende Übung angeeignet hat, erschafft man zum Beispiel ein kleines Raumschiff Enterprise für den Schreibtisch. Oder einen Faser oder Communicator. Als Nicht-Star-Trek-Fan werden einem ähnlich sinnvolle Dinge aus anderen Bereichen einfallen.

Schabernackpotenzial

Und es gibt sicherlich auch ein recht grosses Streich- und Schabernackpotenzial, über das ich bislang aber noch nicht im Detail nachgedacht habe. Ich als Typografie-Fan, der in seiner Jugend immer gerne Outlines gezeichnet hat, kann nun in die Wunderwelt der 3-D-Typografie eintauchen und Volumen-Buchstaben basteln. Ein kreativer Schriftzug für meinen Schreibtisch ist in Arbeit, aber noch nicht vorzeigbar.

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