Paradox ist, dass dieser Film überhaupt gedreht worden ist

Ich bin ein grosser Fan von Geschichten über Zeitreisen. Doch nicht jeder Film zu diesem Thema taugt etwas, wie der Film «Paradox» von Michael Hurst beweist. (Und nein, das ist nun keine Antinomie.)

Es gibt diverse Filme mit dem Titel «Paradox». Nämlich diesen, diesen oder auch diesen. Oder diesen. Ich habe neulich einen Film mit dem Titel «Paradox» auf Netflix geschaut. Aber leider keiner der vorher genannten. Sondern diesen hier: Geschrieben und inszeniert¹ von Michael Hurst. Die Story:

Da kriegt man ja schon vom Zusehen Kopfschmerzen! Jim, das personifizerte Paradoxon. (Screenshot: Imdb.com)

Ein Forscherteam hat eine Zeitmaschine erfunden. Sie soll getestet werden, indem einer der Forscher eine Stunde in die Zukunft geschickt wird und dann zurückkommt, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Als Jim (Adam Huss) dort ankommt, sind alle tot, einem seiner Kollegen fehlt sogar der Kopf. Er kehrt zurück, um seine Kollegen zu warnen. Doch weil ausserhalb des Labors der Strom ausgefallen ist, funktionieren die Lifte nicht und es gibt kein Entkommen.

Dumm, dass es weh tut

Nun geht es darum herauszufinden, was passiert ist. Das sollte eigentlich einfach sein, weil Jim die Kamera seines Kollegen Lewis (Bjørn Alexander) mitgebracht hat. Auf der sind die ganzen Ereignisse dokumentiert. Aber leider sind die Aufnahmen beschädigt: Zum einen wurde die Bildqualität beeinträchtigt. Und zum anderen ging, wie auch immer, die Möglichkeit zum Vorwärtsspulen verloren.

Auch sonst sind einige Dinge dubios: Der Leiter des Unterfangens, Mr. Landau (Malik Yoba), ist irgendwie verdächtig. Gale (Zoë Bell) arbeitet für eine US-Behörde, von der sich weitere Agenten ausserhalb des Labors herumtreiben. Und – Spoiler-Alarm – Jim entdeckt, dass er der Mörder ist, weil er in Zukunft irgendwann aus unerfindlichen Gründen böse/wahnsinnig geworden ist und die ganze Zeitreise finanziert und gleichzeitig torpediert.

Diese Zeitreise ging nach hinten los. (Und das ist jetzt nicht temporal gemeint.)

Das klingt tatsächlich nach einem «Paradox». Allerdings nach einem, das während der Arbeit am Drehbuch hätte erkannt und behoben werden müssen – am besten durch einen neuen Plot. Aber auch sonst ist dem Film nicht zu helfen: Die Figuren sind so dumm, dass es weh tut. Einer der «Wissenschaftler» muss sich, obwohl er sich mit Zeitreisen beschäftigt, erklären, was ein «Paradox» ist.

So gut schauspielern kann sogar ich

Die Schauspielkunst bewegt sich auf dem Niveau einer Primarschulaufführung. Das Budget ist viel kleiner als die Ambitionen. Die Figuren machen es einem sehr schwer, ihnen Sympathie entgegenzubringen, indem sie idiotische Prioritäten setzen und den Tod daher wirklich verdienen. Und ist es wirklich so tragisch, jemanden mit einem Feuerlöscher anzusprühen, während er eine Gasmaske trägt?

Zeitreisen sind leider kein Garant für interessante Geschichten oder geistreiche Unterhaltung. Wenn sich Dilettanten am Stoff zu schaffen machen, wird es eher noch schlimmer, als wenn sie sich an einem weniger nerdigen Thema vergehen. Mit dem Budget und den Schauspielern einen kleinen Found-Footage-Schwank zu inszenieren, hätte vielleicht funktionieren können.

Fussnoten

1) Gibt es wirklich keine richtige deutsche Entsprechung für «to direct»? Und nein, ich meine jetzt nicht das umständliche «Regie führen».

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