Per Hektik zur Entspannung

«Dirac» ist ein optisch ansprechendes und originelles Handy-Spiel. Nur das Versprechen, Meditation zu induzieren, löst es nicht wirklich ein.

Bei «Dirac» (1.93 Franken für Android und 2 Franken für iPhone/iPad) habe ich mehrere Anläufe gebraucht, um überhaupt das Tutorial zu kapieren. Ob das nun das Tutorial in ein schlechtes Licht rückt oder mir eine gewisse Begriffsstutzigkeit attestiert, sei bei dieser Gelegenheit dahingestellt¹. Jedenfalls ist das Spiel gar nicht so schwierig – wenn man es denn mal kapiert hat.

Hier hat die Eingrenzung geklappt – der Lohn sind viele Punkte.

Die Idee: Ein Molekül in der Mitte sendet Elektronen aus. Was wohl bedeutet, dass die Atome radioaktiv sind – aber so genau habe ich in Physik nun auch wieder nicht aufgepasst. Und fürs Spiel ist es auch egal. Als Spiel hat man die Aufgabe, die Elektronen einzudämmen. Die Eindämmung erfolgt, indem man Elektronen zu geschlossenen Gruppen verbindet². Das heisst: Man verbindet per Finger mehrere Elektronen so, dass man am Schluss wieder beim Ausgangs-Elektron ankommt.

Das allein ist einfach: Es wird dadurch erschwert, dass die Elektronen auseinanderstreben – aber das noch grössere Problem besteht darin, dass es zwei verschiedene Sorten von Elektronen gibt. Die positiv geladenen (roten) und die negativ geladenen (blauen).

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Wenn man versucht, rote Elektronen zu verbinden und ein blaues Elektron gegen die Verbindungslinie prallt, dann reisst die schöne Verbindung, und alles war umsonst. Auch das Molekül in der Mitte darf man mit seinen Verbindungslinien nicht tangieren. Ebenso darf man eine eigene Verbindungslinie nicht kreuzen.

Hier ist die Eingrenzung gescheitert – das blaue Elektron ist gegen die Verbindungslinie gekracht.

Das bedeutet: Man muss seine Verbindungslinien sehr schnell ziehen und ruckzuck entscheiden, wie gross man die Gruppe machen kann, ohne Gefahr zu laufen, an irgend einer Verbindungslinie eine Kollision zu riskieren. Natürlich: Je grösser die Gruppe, desto mehr Punkte gibt es – weil alle eingeschlossenen Elektronen zählen.

Den Bogen nicht überspannen!

Dadurch wächst aber die Gefahr, den Bogen zu überspannen und alle Elektronen zu verlieren. Aber solche einfachen Dilemmas sind es schliesslich, die den Reiz von Casual Games ausmachen.

Das wars eigentlich fast schon. Ab und zu kommt ein strahlendes Objekt angeflogen, das man möglichst einfangen sollte, indem man es innerhalb einer Elektronengruppe eingrenzt. Diese Objekte «füttern» das zentrale Molekül, sodass es weiter Elektronen ausstösst. Ungefüttert verbraucht sich das Molekül, was schliesslich das Spielende herbeiführt.

Schnell und präzise – und deswegen nichts für den holperigen Schienenverkehr

Fazit: Ein optisch sehr ansprechendes und originelles Spiel, das mir viel Spass macht. Entspannend ist es allerdings nicht. Man arbeitet unter Zeitdruck an seinen Verbindungen und muss sowohl schnell als auch präzise arbeiten. Das heisst, dass es fürs Bett und den ÖV eher ungeeignet ist. Da kann man auch einfach nur der sphärischen Musik lauschen – die hat einen durchaus beruhigenden Effekt.

Siehe dazu übrigens auch den Beitrag Zwischen Begeisterung und Wahnsinn aus dem heutigen Tagi, in dem Rafael Zeier und ich acht Spiele vorstellen, mit denen uns eine Hassliebe verbindet…

Fussnoten

1) Das es womöglich nicht an mir liegt, das lässt sich anhand des Beschreibungstextes erahnen. Dort heisst es: «Es geht um die computergesteuerte Quanten-Entwirrung. Dir wurde unbegrenzter und unbeaufsichtigter Zugang zum DIRAC-mkII-Quasi-Fibonacci-ent-unfokussier-Vektorskop-Terminal gewährt. Durch phasenverzerrte Intermodulations-Interferenz wirst du in der Lage sein, die makroskopische Existenz des Mikroversums zu entwirren und zu sortieren…»

2) Man kann, wenn es die Situation erfordert, die Gruppe auch offen lassen – das gibt dann aber sehr viel weniger Punkte.

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