Fürs Ohr, fürs Auge und für die Nase

Die SoundTrue Around-Ear-Kopfhörer von Bose im Test: Das Fazit ist positiv, wenn man von den Abstrichen beim Design absieht.

Kopfhörer sind eine interessante Gadget-Sparte. Früher waren sie Gebrauchsgegenstände, die sich durch komplette Abwesenheit von Design ausgezeichnet haben. Gross waren sie, klobig, mit dicken Polstern und breiten Bügeln, einem Pamir nicht unähnlich. Der Pamir ist übrigens der Gehörschutz der Schweizer Armee, der ebenfalls nicht unbedingt nach modischen Kriterien gestaltet wurde. Mein Sennheiser HD415 ist ein Beispiel für ein solches Modell.

Weg vom Pamir-Look: Der Bose SoundTrue Around-Ear im Kaugummi-Design.

Nun ist irgendein schlauer (oder unterbeschäftigter) Marketingmensch auf den Gedanken verfallen, dass das nicht so sein müsste. Wieso sollten Kopfhörer nicht stylingmässig aufgemotzt und absatzwirtschaftlich gepimpt werden? Und siehe da, der Idee ward Erfolg beschieden. Jeder Hipster stolziert heute mit Urban Ears durch die Stadt (die so unbequem sind wie sonst etwas). Und Apple hat für die Beats-Kopfhörer von Dr. Dre drei Milliarden hingeblättert. Obwohl die bei Tests meist schlecht abschneiden und offenbar auch nicht sonderlich wertig produziert sind. Die New York Times schrieb, die Kopfhörer würden in der Produktion 14 US-Dollar kosten und sich dann für 450 Dollar verkaufen. Ich denke, wir sind uns einig, dass man diese Marge als attraktiv bezeichnen kann.

Angenehm zu tragen und guter Klang

Einen guten Ruf haben die Kopfhörer von Bose. Darum habe ich neulich die Chance wahrgenommen, ein von Digitec zur Verfügung gestelltes Modell namens SoundTrue Around-Ear zu testen. 219 Franken kosten sie und sie sind – um das gleich vorwegzunehmen, ihr Geld wert. Sie sind angenehm zu tragen, auch während längerer Zeit. Das liegt am geringen Gewicht von 140 Gramm, an der angenehmen Polsterung und den beweglichen Ohrmuscheln.

Der Sound ist neutral genug, dass ich ihn mag – denn ich stehe überhaupt nicht auf die gedopten Bässe, die manche Modelle zur Beeindruckung der unerfahrenen Kundschaft von sich geben. Gut, ein sonderlich kritischer Kunde bin ich auch nicht. Ich bin durch die Ohrstöpsel konditioniert, meine treuen Begleiter im Alltag. Und auch wenn meine geliebten Shure SCL2 angenehm klingen, kommen sie nicht an den Bose-Kopfhörer heran – In-Ear-Stöpsel sind baubedingt nicht so bassstark wie die Modelle mit Muscheln.

Von den dreien trägt er sich am besten und ist auch der bequemste: Der Bose rechts. (Links der Sennheiser HD415 und die Shure SCL2-Ohrstöpsel).

Der Kopfhörer ist mit einem Mikrofon und einer iPhone-kompatiblen Inline-Fernbedienung ausgestattet und die Kabel sind abnehm- und damit auch austauschbar. Und es gibt ein Etui dazu. Bequeme Kopfhörer mit angenehmem Sound, die ausserdem ordentlich ausgestattet sind und einen vergleichsweise vernünftigen Preis haben – was will man mehr?

Müssen sie so bieder aussehen?

Ein Streitpunkt ist allenfalls das Design. Dem Hipster ist des definitiv zu bieder. Der Purist würde sich mehr (vornehme) Zurückhaltung wünschen – und die Variante, die ich zum Testen erhalten habe, schaut aus, als ob eine Kaugummiverpackung als modische Inspiration hätte herhalten müssen: Sie ist nämlich schwarz mit mintgrünen Linien. Es gibt den Kopfhörer auch in weiss und in reinem mintgrün. Aber ich würde dann doch zur unauffälligsten Variante greifen, nämlich der schwarzen.

Bleibt noch der im Titel erwähnte Geruch. Ich musste den Kopfhörer – und das ist jetzt kein Witz – nach dem Auspacken einige Zeit zum Auslüften auf den Balkon hängen. Er hatte einen dominanten Fabrikgeruch an sich. Ihr kennt das ja – ein dezent nach neuem Gadget riechendes neues Gadget verstärkt den Spass, den man beim Ausprobieren hat.

Das ist wohl der gleiche Effekt wie beim Neuwagengeruch, dessen Geheimnis Gizmodo verdienterweise im Beitrag Warum riechen neue Autos nach «Neu»? aufgedeckt hat. Bei diesem Kopfhörer hat es Bose aber übertrieben. Der riecht nicht nach neu, sondern nach einem kleinen Chemieunfall bei der Produktion…

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