Es soll Leute geben, die sich mit der Wahl des bevorzugten Twitter-Client schwerer tun als mit dem Entscheid, mit welchem Menschen sie durchs Leben gehen. Aber es ist ja auch nicht einfach. Dutzende von Programmen stehen allein für iOS zur Verfügung, und viele haben ihre Vorzüge: HootSuite integriert nicht nur Twitter, sondern auch Facebook. Twitterrific ist kostenlos. Twittelator zeigt auf einer schönen Kartendarstellung, wo in der näheren Umgebung getwittert wird. Und mit Tweetery kann man Leute bei Bedarf stummschalten.
Endlich wieder Übersicht!
Ein Twitter-Client, der von vielen «Heavy Usern» sehr geschätzt wird, ist indes Tweetbot. Er ist sehr vielseitig zu konfigurieren und integriert viele Drittdienste. Eine der besten Funktionen aus Sicht des Autors ist indes die Möglichkeit, anstelle der normalen Timeline eine Liste anzeigen zu lassen. Das ist ein wirksames Mittel, die Übersicht wiederherzustellen, wenn man vielen Leuten folgt. Man richtet eine Liste mit den absoluten Lieblings-Twitterern ein und wählt diese dann aus, indem man im Titelbalken der App auf Timeline tippt.
Dass die Macher von Tweetbot selbst intensive Twitter-Nutzer sein müssen, zeigt sich an allen Ecken und Enden. Tippt man einen Tweet einmal an, erscheinen unterhalb Schaltflächen für diverse Optionen: Antworten, Retweeten, als Favorit setzen oder in die Detailansicht übernehmen. Durch doppeltes Antippen wechselt man sofort in die Detailansicht und ein Dreifach-Tippen öffnet sogleich das Antwortfenster. Über die Zahnrad-Schaltfläche kann man den Text oder Link des Tweets kopieren, ihn per Mail verschicken oder übersetzen lassen. In der Detailansicht ruft man das Twitter-Profil des Urhebers auf, kann ihn «muten» (stummschalten) oder als Spam melden oder einer Liste hinzufügen. Tippt man auf Mute, kann man wählen, ob die Stummschaltung für einen Tag, eine Woche, einen Monat oder für immer erfolgen soll: Das ist eine sinnvolle Funktion für befreundete Twitterer, die sich streckenweise durch einen übertriebenen Mitteilungsdrang auszeichnen.
Stichworte «stummschalten»
Auf ähnliche Weise kann man auch einzelne Hash-Tags (Stichworte) stummschalten. Dazu tippt man in der Detailansicht während einer knappen Sekunde auf ein Stichwort und wählt Mute aus dem Menü aus. Selbst andere Clients kann man stummschalten. Das ist vor allem praktisch, um automatische Hinweise von Foursquare oder anderen Diensten zu blockieren. Die Stummschaltungen verwalten Sie, indem Sie in der Symbolleiste am unteren Rand lange auf die vierte Schaltfläche (die mit dem Stern) tippen und dann das Sprechblasen-Symbol selektieren und darauf tippen. Diese Schaltfläche zeigt übrigens standardmässig die Favoriten an. Sie können aber auch Listen, Retweets, Ihr Profil oder (wie erwähnt) die Stummschaltungen über diese Schaltfläche verwalten.
Ein Nachteil von Tweetbot scheint zu sein, dass es keine Benachrichtigungen gibt. Diese müssen in vielen Fällen erst (etwas umständlich) aktiviert werden. Dazu tippen Sie in Twitbot auf das Personen-Symbol in der linken oberen Ecke, betätigen Accounts & Einstellungen, klicken zuunterst auf Einstellungen und selektieren bei Account-Einstellungen wiederum Ihr Twitter-Konto. Hier finden Sie die Rubrik Benachrichtigungen, in der Sie sehr ausgeklügelte Benachrichtigungsmöglichkeiten vorfinden. Unter Nachtschaltung ist sogar die Definition einer Ruhezeit möglich, während der keine Benachrichtigungen erfolgen. Sind die Benachrichtigungen in Tweetbot eingeschaltet, dann kann die App in iOS über Einstellungen > Mitteilungen konfiguriert werden.
Konfigurationsmöglichkeiten vom Feinsten
In den Einstellungen von Tweetbot gibt es weitere nützliche Anpassungsmöglichkeiten. Es lassen sich beispielsweise diverse Dritt-Dienste hinterlegen. Ist bei Später Lesen Instapaper (oder Read it Later, Pinboard, Readability oder Read it Later) hinterlegt, braucht man einen Tweet mit einem interessanten Link nur anzutippen, das Zahnrad-Symbol zu wählen und den Befehl An Instapaper senden auszulösen, um den Link an die persönliche Informationssammlung zu schicken.
Weitere Drittdienste im Angebot sind unter anderem twtmore – mit ihm lassen sich Nachrichten versenden, die länger als 140 Zeichen sind – und Tweet Marker. Dieser unter tweetmarker.net einzurichtende Dienst synchronisiert den Status zwischen verschiedenen Clients. So werden Tweets, die man am einen Gerät bereits zur Kenntnis genommen hat, auch am anderen Gerät als gelesen markiert. Konfigurieren lässt sich auch die Aktion, die durch ein Dreifach-Tippen ausgelöst wird und sogar das bevorzugte Zitierformat darf individuell angepasst werden.
Tweetbot nimmt ausserdem private Notizen zu Tweets entgegen und hat einen tollen Benachrichtigungston – kurz: Für ernsthafte Twitterer sind die 3 Franken für den «Twitter Client mit Charme» im App Store gut angelegt.