Die Nullnachricht des Tages

Google hat ein neues Favicon. Doch weil nur Nerds darüber bloggen, tue ich das hier nicht. Oder doch? Oder was?!

Gerade lese ich auf medienlese.com, das man ein absoluter Nerd ist, wenn man über das neue Google-Favicon bloggt. Ein technikversessener Nullnachrichtenverbreiter. Ein Mensch mit einem Flatscreen vor dem Kopf.

Huch, genau darüber wollte ich schon den ganzen Morgen schreiben, bin aber nicht dazu gekommen, weil ich damit beschäftigt war, die wunderhübschen Badges einzurichten, die ihr nun rechts unten bewundern könnt.

Und hoffentlich auch zuhauf benutzt! Klickt doch beispielsweise mal auf das del.icio.us-Logo. Das wäre ein schöner Beitrag zur Völkerverständigung. Ein Akt zur Stärkung der Schweiz-Amerikanischen Freundschaft.

Warum sollten die Amerikaner nicht einmal mein Blog lesen?

Die Yankees würden endlich mal öppis Gschids zum Lesen bekommen. Und last, aber aus meiner ureigensten Sicht überhaupt nicht least, würde diese verehrungswürdige Tat den demütigenden Satz «be the first to bookmark this page» zum Verschwinden bringen.

Also, das Google-Favicon: Google hat das Symbol ausgetauscht, das in der Adressleiste des Browsers links von der Adresse erscheint. Anstelle des grossen blauen G im grün-rot-blauen Kästchen erscheint nun ein kleines blaues g vor grauem Hintergrund. Also wenn das mal keine Nachricht ist, dann kann ich dem Herrn Reissmann auch nicht mehr helfen. Das Favicon ist eine Orientierungshilfe par Excellence. Eine starke Liane, mit der man sich durch den Webdschungel schwingt. Ein Strohhalm, an man sich klammern kann, wenn einen die Informationsflut mitzureissen droht.

Die Favicons haben Sinn – und erleichtern die Orientierung

Die Favicons, Herr Reissmann, erscheinen nämlich nicht nur in der Adressleiste, sondern zieren auch den Reiter oberhalb eines Browser-Fensters. Anhand des kleinen Symbols findet man sofort den passenden Reiter, auch wenn man zehn Browserfenster offen hat. Respektive, man findet eben nicht. Weil man das neue Google-Ikönchen nicht kennt. Wiedererkennung ist eine gute Sache.

Drum schafft Mercedes den Stern nicht ab und MacDonald’s hält dem goldenen M die Treue, obwohl es so hässlich ist wie ein Macdo-Burger fad. Und die Swisscom erntet Hohn und Spott, weil sie ein eingängiges Logo durch ein skurriles Etwas ersetzt.

«Sex and the City – Der Film»

In einer Welt, die so versessen ist auf Labels und Design, dass mit SATC ein ganzer Film von nichts anderem handelt, geben Design und das optische Erscheinungsbild von Produkten und Marken die Sehgewohnheiten vor. Logos prägen das Stadtbild, so wie der Kirchturm die Dorfsilhouette. Da finden sich auch die Analphabeten zurecht.

Und was die Favicons angeht: Der Zweck einer Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken. Sie soll eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten herstellen (siehe Wikipedia). Wie Google beweist, gilt das für Ikonen wie für Icons.

Über irgend etwas muss man schliesslich bloggen

Und überhaupt, Herr Reissmann: Über irgend etwas muss man als Blogger schliesslich bloggen, wenn man sich schon die Mühe macht, einen Blog einzurichten und ihn mit Badges zu versehen, damit er von Surfern aus allen Erdteilen gefunden werde. Und wenn einem nichts anderes einfällt, dann schreibt man halt über das Favicon von Google. Sie tun das schliesslich auch.

Übrigens, ich lese gerade einen schönen Roman, in der es um den «Horror vacui» geht: Die Angst von der Leere, die einen Schriftsteller vor dem leeren Blatt befällt. Wieso soll die einen nicht auch vor der leeren Eingabemaske am Computer befallen? Bloggen-Wollen und Bloggen-Können sind zwei Paar Stiefel. Das Buch heisst «Die Stadt der Träumenden Bücher» von Walter Moers (Piper).

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