Es ist nicht zu bestreiten: Manchmal haben die bei Apple gute Ideen.
Ein Beispiel für diese Behauptung ist Quick Look, zu Deutsch Übersicht. Diese Funktion zeigt im Finder eine Vorschau der markierten Datei an, sobald man die Leertaste betätigt.
Diese Funktion nutze ich gerne und häufig, und ich wünsche sie mir schon lange für Windows. Nun bin ich neulich im Microsoft Store über ein Programm namens Quick Look gestolpert, das nicht nur genau gleich heisst, sondern gemäss der Beschreibung auch exakt dieselbe Funktion erfüllt: Man markiert eine Datei, drückt die Leertaste und sieht eine Vorschau. Und die Spannung steigt – klappt es auch so elegant wie beim Mac? Die Antwort ist: Ja, genauso!

Wie beim Mac verschwindet das Fenster, sobald man noch einmal die Leertaste oder Escape drückt. Und wie beim Mac gibt es einige Tasten, mit denen mit der markierten Datei einige nützliche Dinge anstellen kann.
Die Datei öffnen, teilen oder im Vordergrund behalten
Diese Knöpfe finden sich in einer Symbolleiste am oberen Rand. Am rechten Ende dieser Leiste gibt es fünf Knöpfe mit folgenden Funktionen:
- Öffnen macht die Datei mit der standardmässig zugewiesenen Anwendung auf.
- Open with (Öffnen mit) zeigt die Liste mit den für den Dateityp registrierten Anwendungen an und erlaubt es einem, die Datei mit einem dieser Programme zu verwenden.
- Share bringt den Freigeben-Dialog von Windows zum Vorschein.
- Des Weiteren gibt es einen Knopf zum Schliessen und für eine Vollbildansicht.
Darunter gibt es ein Infosymbol, über das man den MimeType und Meta-Informationen angezeigt bekommt, bei Bildern beispielsweise die Höhe und Breite in Pixeln. Wenn Exif-Informationen vorhanden sind, bekommt man auch die zu Gesicht.
Am linken Rand finden sich zwei Knöpfe, die man beim Mac nicht zur Verfügung hat:
- Das Stecknadel-Symbol behält das Fenster offen. Das Fenster bleibt geöffnet, selbst wenn man die Leertaste noch einmal drückt: Gegebenenfalls wird zusätzliches Vorschaufenster aufgemacht, sodass man mithilfe dieses Knopfs auch mehrere Voransichten nebeneinander offen halten darf.
- Der Stay on Top-Knopf sorgt dafür, dass das Vorschaufenster immer im Vordergrund bleibt, selbst wenn man in einer anderen Anwendung arbeitet. Das ist sehr praktisch, weil man so Informationen, die man für seine Arbeit braucht, im Blick behalten kann.
Eine perfekte Ergänzung zum Explorer
Fazit: Ein wirklich praktisches Windows-Hilfsmittel, das ich nach wenigen Tage nicht mehr missen möchte.
Als Nachteil ist zu erwähnen, dass es nicht von allen Dateitypen eine Vorschau gibt. Bilder, HTML, Videos, Audiodateien oder PDFs sind kein Problem, aber Office-Dokumente leider schon: Bei denen bekommt man nur das Icon, die Dateigrösse und das Datum der letzten Änderung zu Gesicht.
Ich interpretiere das so, dass das Betriebssystem von Microsoft die Office-Formate von Microsoft von Haus aus nicht interpretieren kann. Da bleibt einem nur, sich an den Kopf zu fassen. Dem eingangs erwähnten Softwarehersteller mit den meist guten Ideen wäre so ein Fauxpas nicht unterlaufen: Der würde natürlich dafür sorgen, dass das eigene Betriebssystem diese Dateien zumindest anzeigen und drucken kann.
Per Plugin die Vorschau für Office-Dokumente und andere Formate nachrüsten
Die gute Nachricht ist, dass man QuickLook über Plugins mit Formaten vertraut machen kann, die von Haus aus nicht unterstützt werden. Diese Plugins gibt es hier auf Github.
Man findet u.a. Module für Epub, Fonts, APKs und Postscript.
Auch Module für Office gibt es, und zwar in zwei Varianten: Der normale Viewer zeigt die Dateien auch an, wenn kein Office installiert ist. Office-Viewer Native ist dagegen die richtige Wahl, wenn man über eine solche Installation verfügt.
Das Plugin Office-Viewer Native erfüllt bei meinem Test den Zweck und stellt Word- und Excel-Dateien in einer perfekten Voransicht dar. Man kann auch durchs Dokument scrollen. Einziger Kritikpunkt: Die Voransicht erscheint ein paar Millisekunden langsamer, als ich es gern hätte. Es wäre einen Versuch wert auszuprobieren, ob das andere Office-Plugin schneller arbeitet.

Die Plugin-Installation ist übrigens charmant gelöst: Man lädt die Plugin-Datei (Erweiterung .qlplugin) herunter, markiert sie im Explorer, betätigt die Leertaste und instruiert QuickLook mit der Installation dieser Datei. Danach muss man das Programm neu starten.
Sollte man ein Plugin entfernen wollen, öffnet man den Installationsordner %APPDATA%\pooi.moe\QuickLook\ und entfernt dort den Unterordner fürs entsprechende Plugin. Und wenn man selbst die Lust verspürt, ein Plugin zu entwickeln, dann kann man das auch tun: Hier findet sich die Anleitung dafür.
Beitragsbild: So sieht es aus Sicht des Betriebssystems aus, wenn der Benutzer die Quick-Look-Funktion verwendet (Faisal Rahman, Pexels-Lizenz).