Marsianer und Psychologen

Zwei Podcasttipps: Der Autor von «The Martian», Andy Weir, war bei Leo Laporte zu Gast. Und in Psychotalk besprechen drei Diplompsychologen Themen aus ihrer Praxis, die auch Laien interessieren könnten.

«Psychotalk» kann, muss aber nicht auf der Couch gehört werden¹. (Bild: Ryan Hyde/Flickr.com)

Ich warte mal wieder mit Podcasts-Tipps auf. Heute sind es zwei. Erst der kurze: Vor einiger Zeit habe ich im Beitrag Gestrandet auf dem roten Planeten das Buch «The Martian» von besprochen. Nun war der Autor Andy Weir bei Leo Laporte in der Folge 163 von Leo Laportes Triangulation-Sendung zu Gast.

Hörenswert ist die Folge deswegen, weil Weir von Haus aus gestandener Softwareentwickler ist und sich als Autor für gescheitert wähnte. Er kam erst durch seine Leser dazu, seine kapitelweise auf der Homepage veröffentlichte Geschichte im Selbstverlag für den Kindle zu veröffentlichen. Und weil das bei der hervorragenden Geschichte quasi unvermeidlich war, wurde er dann von seinem Agenten entdeckt. Und ebenfalls interessant: Er hat erst die Rechte fürs Hörbuch und dann erst die Rechte für die gedruckte Ausgabe verkauft. Wenn wir Nerds hier einen Trend anzeigen, ist dann damit zu rechnen, dass die Hörbücher generell bald die E-Books und Papierbücher überholen?

Dreiergespräch von der Couch

Der zweite Tipp ist ein Podcast namens Psychotalk. Die Unterzeile «Der psychologische Podcast-Stammtisch» verrät, worum es geht: Drei Diplom-Psychologen (Sebastian Bartoschek, Sven Rudloff und Alexander Waschkau) setzen sich gegenseitig auf die Couch und sprechen Fach- und Alltagsthemen. Das klingt vielversprechend, und die Folge Nummer 17, die ich mir bislang zu Gemüt geführt habe, war interessant und unterhaltsam.

Der Podcast ist zwar als relativ freie Diskussionsrunde aufgestellt, aber er hebt sich angenehm vom häufig anzutreffenden, fast komplett strukturlosen Quasselformat ab. Zum einen wissen die Herren, worüber sie sprechen (zumindest ausreichend gut, um einen Laien wie mich zu beeindrucken). Und zum anderen scheinen sie sich tatsächlich auf die Sendung vorzubereiten – etwas, das bei anderen Produktionen geradezu verpönt zu sein scheint.

Weiterhin habe ich es genossen, dass Meinung hier auf eine andere Weise vertreten wurde, als man es beispielsweise von (dem in diesem Blog schon häufiger erwähnte) Holgi alias Holger Klein. Er neigt ja ziemlich stark zur Dampfwalzenargumentation, in der Gegenpositionen plattgewalzt werden. Das ist manchmal erfrischend und amüsant. In schlechteren Momenten hat es aber etwas störend Besserwisserisches.

Heilmittel gegen Holgi-Überdosis?

Und irgendwie scheine ich in der letzten Zeit eine Holgi-Überdosis erwischt zu haben. Deswegen war ich im nachhinein noch nicht einmal so traurig, dass NSFW ausgelaufen ist. Podcasts nützen sich relativ schnell ab, habe ich festgestellt. Gerade bei NSFW hätte sich das meiner Ansicht vermeiden lassen, wenn die einzelnen Sendungen nicht Open-End gelaufen wären (bis die Luft draussen war), sondern einem etwas strengeren Korsett gefolgt wäre.

Aber ich komme vom Thema ab. Zurück zum «Psychotalk»: In der Folge 17 gab es eine Diskussion um die Ethik bei wissenschaftlicher Forschung. Es kamen einige fragwürdige Experimente zur Diskussion. Die kannte ich schon, aber der Quervergleich war sinnstiftend, und ich überlege mir, die Hinweise zu einer VerschwThdW-Folge einzudampfen. Im weiteren Verlauf kam ein Jurist und Richter zu Wort, was mich erst irritierte, weil es ein nicht so ganz nachvollziehbarer thematischer Bruch zu sein schien.

Nichstdestotrotz waren die Ausführungen interessant und mit der Zeit wurde mir klar, dass hier mit den juristischen Ausführungen zum Eigentum und Besitz zu der psychologischen und ethischen Dimension dieser Konzepte hingeführt werden sollte. Es gibt in diesem Podcast also nicht nur Struktur, sondern sogar Dramaturgie – kein Wunder, dass man da überrascht ist: Das ist man sich nicht gewohnt!

Soundcheck vor der Sendung ist nicht verboten

Die übliche Kritik gilt in Ansätzen auch für «Psychotalk»: Es ist nicht verboten, den Soundcheck vor der Sendung zu machen und sich die Klagen über das Rauschen im Kopfhörer oder anderweitige während der ersten fünf Minuten zu sparen.

Man könnte Unterbrüche, die durch Skype-Abbrüche entstehen, auch ganz rausschneiden, sodass die Sendung nahtlos weitergeht. Podcasts werden fürs zeitversetzte Hören produziert. Warum nicht die Möglichkeiten dieser Verbreitungsform nutzen und noch ein bisschen Hand anlegen, damit der Hörer eine Sendung geniessen kann, deren Fluss nicht durch technische Probleme gestört wird?

Und ja, wenn die Länge der Sendung unter drei Stunden bleibt, habe ich auch nichts dagegen.

FUssnoten

1) Ja, ich hoffe tatsächlich, dass dieses Bild hier für gute Einschaltquoten für diesen Beitrag sorgen wird!

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