Datenaustausch zwischen Handy und Desktop – ohne Cloud

Die Owlfiles-App über­trägt Bilder und Doku­men­te direkt zwi­schen Windows-PC, Mac und iPhone/iPad. Das Ein­rich­ten ist aller­dings tückisch.

Neulich habe ich mich dermassen über Onedrive aufgeregt, dass Microsofts Clouddienst in der Folge von meiner Festplatte weichen musste. Was mich vor die Frage stellt, wie ich nun meine entsprechenden Bedürfnisse befriedige.

Im Vordergrund steht der Datenaustausch innerhalb meines privaten Geräteparks, also iPhone, Mac und Windows-PC: Ein typisches Beispiel sind Screenshots, die ich am Mobiltelefon anfertige, um sie am PC in einen Blogposts oder Artikel einzufügen. Die Dateien landen danach in meinem lokalen Archiv am PC. Die zentrale Ablage, die konstant via Cloud zur Verfügung haben müsste, ist für mich weniger relevant.

Ich habe mit dem iCloud Drive und Rclone experimentiert. Beide erfüllen den Zweck ansatzweise, stellen mich aber so richtig zufrieden. Um wirklich alltagstauglich zu sein, muss die Datenübertragung ruckzuck und unkompliziert erfolgen.

Daraufhin ist mir eine Idee gekommen: Warum nicht die Daten übers lokale Netzwerk übermitteln? Für meinen Hauptzweck – z.B. die Screenshots – bedeuten die iCloud, Onedrive oder Dropbox ein unnötiger Umweg dar. Sie direkt von Gerät zu Gerät zu kopieren, geht schneller und ohne Datenspur auf irgendeinem fremden Server.

Ein simpler Plan mit Tücken

Die passende App für diesen Zweck fürs iPhone heisst Owlfiles – es geht aber auch über die Dateien-App von iOS und iPad OS¹. Owlfiles beherrscht diverse Kommunikationsprotokolle wie NFS, FTP, WebDAV und SMB, wobei für meine Zwecke letzteres die entscheidende Rolle spielt. Es erlaubt den Zugriff auf freigegebene Ordner sowohl bei Windows und Mac.

Mit Owlfiles sollte sich ein simpler Plan ruckzuck realisieren lassen: Ich gebe bei meinem Windows-PC (und ggf. auch auf dem Mac) einen Ordner frei. Dieser Ordner erscheint in der Owlfiles-App und erlaubt es mir, dort Bilder und Dateien abzulegen.

Um das Ende der Geschichte vorwegzunehmen: Es klappt und ist eine Lösung, die ich für meine Zwecke gern empfehle. Sie erfüllt beide meine Anforderungen: Sie ist schnell und unkompliziert. Und als Extra-Zückerchen kann ich meinen Daten-Fussabdruck in der Cloud reduzieren.

Von der Vorstellung, die Sache sei einfach, musste ich mich jedoch gleich zu Beginn verabschieden. Denn ich hatte verdrängt, wie unglaublich umständlich und benutzerunfreundlich bei Windows die Dateifreigabe organisiert ist. Wenn ich an Kummerbox-Beiträge wie den hier zurückdenke, wundert es mich nicht, dass die Leute auch im lokalen Netzwerk lieber iCloud, Dropbox und Onedrive benutzen.

Also, das ist mein Lösungsweg – mit den entsprechenden Stolperfallen.

1) Einen Ordner freigeben

Als Erstes müssen wir auf dem Windows-Computer einen Ordner freigeben. In der Theorie geht das wie folgt: Wir klicken den fraglichen Ordner mit der rechten Maustaste an, wählen Eigenschaften aus dem Kontextmenü und öffnen den Reiter Freigabe.

Im Dialog haben wir die zwei Optionen Datei- und Druckerfreigabe im Netzwerk und Erweiterte Freigabe zur Verfügung.

Die erweiterte Freigabe wirkt auf den ersten Blick einfacher, aber bei meinem Versuch hat es bei meinem Versuch nicht geklappt.

Probieren wir es daher mit der ersten Option, der Datei- und Druckerfreigabe im Netzwerk und klicken auf den Knopf Freigabe. Es erscheint nun einer dieser Windows-Dialoge aus der Hölle, bei dem wir Personen für die Freigabe auswählen.

Es wäre jetzt schön, wenn wir einfach einen Benutzernamen und ein Passwort festlegen könnten. Aber das erlaubt Microsoft nicht: Wir benötigen ein Windows-Benutzerkonto. Ich habe es natürlich erst mit meinem Standard-Konto versucht, bei dem es sich um einen Microsoft Account handelt. Mit dem funktioniert das Anmelden weder via iPhone noch vom Mac aus.

Ich bin daher auf die Idee verfallen, ein zweites, lokales Windows-Konto einzurichten (siehe Punkt 1a). Auf diesem Weg war ich erfolgreich.

Über die Zugangsdaten des Benutzers «win» lässt sich dieser Ordner im lokalen Netzwerk freigeben.

Wenn ein solches Konto vorhanden ist, dann wählen wir es aus der Dropdown-Liste aus und klicken auf Hinzufügen. Es erscheint darauf in der Liste mit den Freigaben. Wir müssen überdies darauf achten, dass wir bei Berechtigungsebene die Option auf Lesen/Schreiben umschalten.

1a) Ein lokales Windows-Konto einrichten

Bei Windows 11 ist es inzwischen ein ziemlicher Schmerz im Hintern, ein solches lokales Konto anzulegen. Hier gibt es eine ausführliche Anleitung, aber auf die Schnelle geht es wie folgt:

  1. In den Einstellungen klicken wir auf Konten und dann auf den Punkt Weitere Benutzer.
  2. Im Abschnitt Weiteren Benutzer hinzufügen klicken wir auf Konto hinzufügen.
  3. Nun will uns Microsoft ums Verrecken dazu drängen, das Login für einen Microsoft-Account anzugeben. Um dem zu entrinnen, betätigen wir den unscheinbaren Link Ich kenne die Anmeldeinformationen für diese Person nicht.
  4. An dieser Stelle will uns Microsoft dazu nötigen, ein Konto zu erstellen. Um uns dem zu verweigern, klicken wir auf Benutzer ohne Microsoft-Konto hinzufügen.
  5. Jetzt endlich haben wir die Möglichkeit, ein lokales Konto mit Benutzername und Passwort einzurichten.

Wir sollten uns einmal mit diesem Konto anmelden, damit es entsprechend eingerichtet wird.

1b) Was tun, wenn es nicht klappt?

Jetzt sollten wir in der Lage sein, die Freigabe einzurichten und sie über ein Drittgerät zu verwenden. Falls das nicht der Fall ist, müssen wir die Netzwerk-Einstellungen prüfen.

Dazu klicken wir in den Windows-Einstellungen auf Netzwerk und Internet, dann auf Erweiterte Netzwerkeinstellungen und auf Erweiterte Freigabeeinstellungen. Hier muss für das Profil Private Netzwerke die Option Datei- und Druckerfreigabe eingeschaltet sein.

Falls Windows fürs lokale Netz das Profil Öffentliche Netzwerke verwendet, müssen wir das in den Eigenschaften des fraglichen Netzwerks ändern.

2) Die Verbindung in der Owlfiles-App herstellen

Owlfiles verbindet zu Mac, Windows, Linux, zum NAS und zu diversen Clouddiensten.

Mit der funktionierenden Freigabe stellen wir in der Owlfiles-App die Verbindung her.

In der Rubrik Verbindungen tippen wir aufs Blitz-Symbol und wählen Neue Verbindung. Wir haben eine grosse Anzahl von Optionen zur Auswahl, u.a. Webdav, FTP, Onedrive, Dropbox, S3 und auch NAS, Mac OS und Linux. Aber im vorliegenden Beispiel entscheiden wir uns, wenig überraschend, für Windows.

Die mühsam erstellte Freigabe wird in der App eingetragen.

Wir geben unserer Verbindung einen Namen und müssen den Host oder die IP-Adresse hinterlegen.

Der Name des Geräts sehen wir in den Systeminformationen, die IP-Adresse fragen wir mit Ipconfig ab. Je nach Router sind diese Informationen auch über die Admin-Ansicht zugänglich. Bei der Fritzbox sehen wir sie unter Heimnetz > Netzwerk, und wir können auch dafür sorgen, dass unser Windows-PC immer die gleiche IP-Adresse erhält (siehe dazu Punkt 9 in diesem Beitrag).

Ich habe es mit dem Hostnamen probiert, aber festgestellt, dass die App zur falschen IP-Adresse auflöst und dementsprechend keine Verbindung zustande kommt. Ich verwende daher die IP-Adresse.

Ausserdem hinterlegen wir den Namen und das Passwort des bei Punkt 1a) erstellten Windows-Kontos.

3) Die Freigabe nutzen

Und siehe da: Das iPhone hat Zugriff auf die Windows-Freigabe.

Nun müsste sich die Verbindung eigentlich herstellen lassen. Wir können in Owlfiles via Rubrik Verbindungen auf den freigegebenen Ordner zugreifen, durch die Verzeichnisstruktur blättern und auch Dateien öffnen. Über den Knopf rechts oben mit den drei Punkten wählen wir Dateien aus, erstellen neue Ordner und Dokumente oder importieren Fotos und Dateien vom iPhone.

Wir haben auch über die Dateien-App von iOS bzw. iPad OS Zugriff auf die Freigaben. Wir können daher Screenshots auch ohne Umweg über Owlfiles bei Windows platzieren: Dazu tippen wir aufs Teilen-Menü, verwenden den Befehl In Dateien sichern und wählen Owlfiles, dann die entsprechende Verbindung und den gewünschten Ordner.

Fussnoten

1) Das unter Windows freigegebene Laufwerk lässt sich auch ohne Extra-App über die Dateien-App von iPhone und iPad ansteuern. Dazu tippen wir rechts oben aufs Symbol mit den drei Punkten und wählen Mit Server verbinden aus dem Menü. Nun verwenden wir die gleichen Zugangsdaten für die Verbindung wie via Owlfiles-App.

Das hat in meinem Test funktioniert. Im Vergleich habe ich die Verbindung via Owlfiles als zuverlässiger erlebt.

Beitragsbild: Er braucht die Cloud nur als Schattenspender (Dall-e 3 zum Prompt «A contented-looking man stands in a green meadow: he holds a cell phone in one hand and a laptop in the other. The displays of the cell phone and laptop show the same photo of a spotted cow. The style is friendly and realistic.»)

3 Kommentare zu «Datenaustausch zwischen Handy und Desktop – ohne Cloud»

  1. Es gibt ja eigentlich nur 2 Methoden Daten von einem Gerät auf das andere zu bringen. Entweder direkt oder beide legen es zentral ab. Das Letzter ist der Weg den du gewählt hast, dazu muss ein zentrales Medium immer aktiv sein. Egal wo und wie angebunden. Das Workstation Windows ist ein Graus mit den Freigaben, deswegen habe ich einen Raspi mit USB Stick und NFS auf dem alle zugreifen und der immer an ist.
    Die andere Methode hat den Nachteil, dass alle an sein müssen und ggf auch interaktiv eingreifen. Aus deiner Überschrift hätte ich eine Lösung für Weg 2 geschlossen. Ich benutze da seit Jahren KDEconnect. Da weiß ich jedoch nicht ob die Apple Welt eingebunden ist.

  2. Mir ist croc eingefallen. Das ist ein Tool für den einfachen Dateiaustausch zwischen verschiedenen Geräten. Im lokalen Netzwerk geht es direkt, über das Internet über einen Relay-Server, wobei die Daten verschlüsselt sind.

    Ich hätte nicht gedacht, dass es für iOS erhältlich ist, aber siehe da: Es ist als iCroc im App Store für iOS und Mac.

    Für den regelmässigen Gebrauch ist Owlfiles wahrscheinlich komfortabler, aber für den einmaligen Austausch könnte croc besser geeignet sein, da die Einrichtung einer Freigabe entfällt.

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