Per Prompt in die Cloud

Das klingt ana­chro­nis­tisch, er­öff­net aber un­ge­ahn­te Mö­glich­kei­ten: Der Zugriff per Ein­gabe­auf­for­de­rung auf Cloud-Ablagen wie One­drive, Drop­box und Google Drive.

Was tun, wenn man einen Clouddienst nutzen möchte, aber die dazugehörige Software nicht mag?

Ich habe mir diese Frage neulich wegen Onedrive gestellt¹, aber Vorbehalte gibt es auch gegenüber iCloud Drive oder Dropbox. Odrive ist eine brauchbare Lösung, aber Manuel hat mir hier im Blog noch einen zweiten – und unter dem Strich besseren – Tipp gegeben: Rclone.

Diese Software hat zwei Besonderheiten: Sie ist erstens gratis und sie wird zweitens über die Befehlszeile benutzt. Es gibt zwar auch grafische Benutzeroberflächen, dennoch würde ich sie nicht als Ersatz für ein klassisches Synchronisationsprogramm empfehlen. Es ist zwar möglich, mittels Rclone eine lokale Ablage und einen Online-Datenspeicher kontinuierlich abzugleichen. Aber da liegen die Hürden so hoch, dass ich dem herkömmlichen Weg den Vorzug geben würde.

Für jegliche Spezialfälle

Für anderweitige Automatisierungen eignet sich Rclone indes bestens: Wir können eine grosse Datenmenge, die häufigen Änderungen unterworfen ist, am Ende des Tages über eine Batch-Datei sichern. Ein guter Anwendungsfall ist auch, via Rclone ein Backup einer Online-Ablage zu ziehen. Oder wir können die Ablage aus einer Cloud in eine andere verfrachten oder Informationen über solche Online-Speicher erheben.

Aber konkret: Rclone gibt es nicht nur für Windows, Mac und Linux, sondern auch für exotische Betriebssysteme wie Plan9 und nicht ganz so grosse Exoten wie Solaris. Die Software unterstützt mehr als siebzig Cloud-Anbieter². Von den meisten habe ich nie etwas gehört, aber die bekannten sind – bis auf eine prominente Ausnahme – vertreten. Unterstützt werden u.a. Amazon S3, Dropbox, Google Drive und Google Fotos und Onedrive, aber kein Glück haben wir mit iCloud Drive.

Nachdem die Software heruntergeladen und installiert ist, müssen wir eine Verbindung (remote genannt) einrichten. Dazu gibt es pro Dienst eine Anleitung; die hier ist für Onedrive.

Das Einrichten ist nicht so kompliziert, wie es scheint

Und ja, diese Anleitung ist nicht gerade das, was man benutzerfreundlich nennen würde. Die Anleitung wird verständlich, nachdem wir durchschaut haben, dass wir das Programm via Befehlszeile (unter Windows per Eingabeaufforderung) mit dem Befehl rclone config in den Konfigurationsmodus versetzen und uns dann mittels dialogischen Eingaben durch den Prozess hangeln. Diese Anleitung sollte weiterhelfen: Hier ist das Prozedere schön in einzelne Schritte unterteilt und mit Screenshots illustriert.

Das Vorgehen ist im Kern keine Hexerei: Wir fügen eine Remote hinzu, geben ihr eine Bezeichnung (ich empfehle, die möglichst kurzzuhalten, also z.B. od für Onedrive) und wählen den Provider. Dann kommt der eigentliche Knackpunkt: Um uns einzuloggen, öffnet Rclone den Webbrowser und greift hinterher das Zugangs-Token ab. Ist das erledigt, müssen wir diese Remote nur noch bestätigen und sind startklar.

Zugang zu Ondrive, bei dem Microsoft garantiert keinen Schabernack anstellt.

Tipps für den Start

Nun können wir via Befehlszeile mit unserer Cloud-Ablage interagieren. Hier finden wir eine Übersicht der fast neunzig Befehle. Für den Anfang reichen ein paar wenige:

Um die in der Cloud vorhandenen Ordner aufzulisten, verwenden wir folgenden Befehl:

rclone lsd od:

Zwei Bemerkungen: Od: ist der Name der Remote, in meinem Beispiel also Onedrive. Und damit wir nur den Befehl rclone und nicht den ganzen Pfad tippen müssen, sollten wir das Programmverzeichnis mit rclone.exe in den Windows-Pfad aufnehmen: Wir öffnen die Windows-Suche, geben Umgebungsvariablen ins Feld ein, öffnen die Fundstelle Umgebungsvariablen für dieses Konto bearbeiten und tragen dort, durch ein Semikolon getrennt, den entsprechenden Ordner ein. Oder wir wechseln vorgängig zum passenden Ordner, indem wir an der Befehlszeile den cd-Befehl benutzen:

cd C:\Program Files\Rclone\

Diese Vorbemerkung gilt auch für die weiteren Befehle. Der folgende zeigt die Dateien an:

rclone ls od:

Um den lokalen Ordner Desktop mit dem gleichnamigen Verzeichnis bei Onedrive zu synchronisieren, verwenden wir den folgenden Befehl:

rclone sync "C:\Users\matth\Desktop" "od:Desktop"

Wenn wir den Inhalt des Onedrive-Ordners Dropbox in unseren lokalen Ordner Lokal kopieren wollen, verwenden wir diese Eingabe:

rclone copy "od:Dropbox" "C:\Users\matth\Documents\Dropbox" --max-depth 1

Man beachte den optionalen Parameter –max-depth am Ende: Er gibt die Verzeichnistiefe an, die beim Kopieren berücksichtigt werden soll. Es wird so nur die oberste Ebene berücksichtigt, also das Verzeichnis ohne Unterordner.

Und so weiter – das waren nur einige Beispiele, um zu demonstrieren, welche Möglichkeiten sich eröffnen. Mit dem Sync-Befehl ist es ein Klacks, über eine Batch-Datei eine grössere Anzahl Ordner zu abzugleichen, ganz gleichgültig, wo auf der Festplatte bzw. in der Cloud die vorhanden sind. Ich nutze das inzwischen, um das Backup meines Blogs bei Onedrive zu deponieren.

Für Freunde der grafischen Benutzeroberfläche: Rclone Browser

Ein abschliessender Tipp, der ebenfalls aus den Kommentaren hier im Blog stammt: Gerd hat darauf hingewiesen, dass es auch eine grafische Benutzeroberfläche für Rclone gibt, nämlich den Rclone Browser.

Der Rclone-Browser ist ein simpler Dateimanager für die diversen Cloudablagen.

Die Konfiguration müssen wir allerdings via Befehlszeile vornehmen. Nachdem die Remote eingerichtet ist, können wir sie über eine simple, Explorer-artige Oberfläche durchsuchen. Dazu müssen wir allerdings erst via File > Preferences den Speicherort der ausführbaren Datei (rclone.exe) und der Konfigurationsdatei (rclone.conf) angeben. Letzteres finden wir per Befehslzeile heraus:

rclone config file

Typischerweise steckt die Datei im Roaming-Ordner (C:\Users\[Benutzer]\AppData\Roaming\rclone\rclone.conf).

Fazit: Für mich hat sich Rclone schon bewährt. Auch für den Datenaustausch kann ich Ondrive nun wieder problemlos nutzen. Nachdem ich alle notwendigen Dateien in der Cloud deponiert habe, starte ich eine (im Startmenü deponierte) Batch-Datei, die den Abgleich durchführt – und bin schon startklar. Und zwar maximal ressourcenschonend.

Fussnoten

1) Ich habe zwei konkrete Kritikpunkte, die mich dazu gebracht haben, die Onedrive-App von meinem Computer zu löschen. Erstens halte ich die Integration in Windows für missraten. Aber vor allem stören mich die fragwürdigen Methoden, mit denen Microsoft uns Nutzerinnen und Nutzer dazu bringen will, möglichst alle unsere Daten ins Onedrive zu deponieren.

2) Der Vollständigkeit halber hier die Aufzählung: 1Fichier, Akamai Netstorage, Alibaba Cloud (Aliyun) Object Storage System (OSS), Amazon Drive, Amazon S3, Backblaze B2, Box, Ceph, China Mobile Ecloud Elastic Object Storage (EOS), Arvan Cloud Object Storage (AOS), Citrix ShareFile, Cloudflare R2, DigitalOcean Spaces, Digi Storage, Dreamhost, Dropbox, Enterprise File Fabric, Fastmail Files, FTP, Google Cloud Storage, Google Drive, Google Photos, HDFS, Hetzner Storage Box, HiDrive, HTTP, Internet Archive, Jottacloud, IBM COS S3, IDrive e2, IONOS Cloud, Koofr, Leviia Object Storage, Liara Object Storage, Mail.ru Cloud, Memset Memstore, Mega, Memory, Microsoft Azure Blob Storage, Microsoft OneDrive, Minio, Nextcloud, OVH, Blomp Cloud Storage, OpenDrive, OpenStack Swift, Oracle Cloud Storage Swift, Oracle Object Storage, ownCloud, pCloud, Petabox, PikPak, premiumize.me, put.io, Proton Drive, QingStor, Qiniu Cloud Object Storage (Kodo), Quatrix by Maytech, Rackspace Cloud Files, rsync.net, Scaleway, Seafile, Seagate Lyve Cloud, SeaweedFS, SFTP, Sia, SMB / CIFS, StackPath, Storj, Synology, SugarSync, Tencent Cloud Object Storage (COS), Uptobox, Wasabi, WebDAV, Yandex Disk und Zoho WorkDrive.

Beitragsbild: So geht es auch! (Microsoft Image Creator mit dem Prompt «a man typing on a computer keyboard, behind him only the blue sky, with clouds forming the word ‹dir›».)

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