iCloud Drive ist auch nicht gerade pflegeleicht

Apples Online-Ablage er­öff­net einen kom­for­tab­len Weg, um Dateien zwi­schen der iPhone, iPad, Mac und Windows aus­zu­tau­schen – theo­re­tisch, zu­min­dest. Der Teufel sitzt, wie so oft, im Detail.

Der Test der neuen Windows-Sicherungs-App war ein Debakel: Microsoft hat meine Vorstellungen, wie ich meinen eigenen Computer verwenden will, mit Füssen getreten. Die Folge ist, dass Onedrive und ich nun geschiedene Leute sind.

Als Konsequenz brauche ich eine neue Methode, um Dateien zwischen meinen Geräten auszutauschen. Und natürlich, es gibt eine naheliegende Lösung: Nämlich die iCloud. Bekanntlich stellt Apple für Windows (via Microsoft Store) eine Software bereit, die den Datenaustausch mit der PC-Welt regelt. Wir können, wie hier beschrieben, Fotos und Videos, Dateien, Lesezeichen und Passwörter, Mail sowie Adressbuch und Kalender synchronisieren.

Da ich als Besitzer mehrerer Apple-Geräte nicht um die iCloud herumkommen und seit einigen Jahren für zusätzlichen Speicherplatz (derzeit 200 GB) zahle, liegt der Weg auf der Hand.

iCloud Drive tut erst ganz brav …

Bei iCloud Drive ein Häkchen setzen – und schon geht es los mit der Synchronisation von Dateien und Ordnern.

An dieser Stelle soll es um iCloud Drive gehen. Das ist die Komponente für die Synchronisation von Dateien. Sie funktioniert so, wie wir uns das gewohnt sind: Ein Ordner auf dem Computer wird automatisch mit der Online-Ablage synchron gehalten, sodass wir die dort befindlichen Dateien auf allen Geräten zur Verfügung haben.

Bei Windows ist das standardmässig der Ordner C:\Users\[Benutzer]\iCloudDrive\. Wir dürfen über die iCloud-Einstellungen aber auch einen anderen auswählen. Und der Trick mit den symbolischen Links funktioniert ebenfalls¹: Diese symbolischen Links erlauben es uns, Ordner, die ausserhalb des iCloud-Drive-Ordners liegen, trotzdem zu synchronisieren, ohne dass wir etwas an der Organisation unserer Festplatte ändern müssten².

Das funktioniert auch erst einmal grossartig. Im Windows-Explorer ist über die linke Seitenleiste der gesamte Inhalt von iCloud Drive verfügbar: Es sind auch die Inhalte zugänglich, die nicht mit dem lokalen Ordner synchronisiert werden, sondern die nach Bedarf aus der Cloud geladen werden.

… dann zickig

Da steht einer auf dem Schlauch!

Doch die Freude währt nicht lange: Es zeigt sich, dass Synchronisation nicht so zügig stattfindet, wie wir es etwa von Dropbox.com gewohnt sind – denn auch wenn es an dieser Software einiges zu kritisieren gibt, so kann man ihr nicht vorwerfen, dass geänderte Dateien nicht ruckzuck abgeglichen würden.

iCloud Drive hingegen tut das nicht. Meine Beobachtung ist, dass Änderungen teils stundenlang nicht vorgenommen werden. Das liegt nicht daran, dass iCloud Drive nicht mitbekommen hätte, dass neue oder geänderte Dateien vorhanden sind. Das ist nicht der Fall, wie ein Klick auf das iCloud-Icon im Infobereich rechts unten bei der Uhr zeigt. Dort gibt die App als Status «18 Objekte laden» an – bloss tut sie es nicht.

Nun könnte man glauben, dass das ein Problem der Windows-Software wäre. Doch auch das trifft nicht zu. Denn ich stelle auch am iPhone fest, dass in der Dateien-App nicht alle Ordner vorhanden sind, die ich von meinem Windows-Computer aus in die iCloud verfrachtet habe. Eine Kontrolle via Browser und icloud.com/iclouddrive ergibt allerdings, dass der Ordner dort mit allen Inhalten angekommen ist – aber vom iPhone nicht angezeigt wird.

In der Cloud gibt es sechs Ordner …
… am iPhone aber nur fünf.

Dem Problem experimentell auf der Spur

Lässt sich dieses Problem lösen?

Ich habe einiges ausprobiert: Alle Geräte neu gestartet, sie für einige Zeit im Leerlauf gelassen, damit sie Zeit für die Synchronisation hatten und die Länge der Dateinamen und Pfade überprüft, die 256 Zeichen nicht überschreiten darf.

Und ich habe mich durch die Foren gekämpft. Wie letztere zeigen, tritt das Problem seit Jahren auf; hier gibt es einen Foreneintrag von 2015. Man lehnt sich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man findet, es sei überfällig, dass Apple noch etwas Arbeit ins iCloud Drive steckt.

Die Lösungsvorschläge aus dem Netz haben sich als nicht zielführend erwiesen, weswegen ich herumexperimentiert habe: Ich habe Ordner neu erstellt, mit einigen der stecken gebliebenen Dateien gefüllt und probehalber umbenannt.

«Dropbox» als Ordnername ist pfui

Dabei habe ich eine verblüffende Entdeckung gemacht: Ich habe nämlich meinen Ordner «Dropbox»³ im iCloud-Drive probehalber auf «Dropoff» umbenannt – und siehe da, ein paar Sekunden später ist er mit dem gesamten Inhalt auf dem iPhone aufgetaucht.

Damit wäre dieses Rätsel geklärt, auch wenn wir nur mutmassen können, warum sich das iPhone beim Ordner «Dropbox» verweigert. Meine Vermutung wäre, um Synchronisations-Teufelskreise zu verhindern: Der Name deutet darauf hin, dass dieser Ordner anderweitig synchronisiert wird. Daraus ergibt sich zumindest theoretisch ein Problemszenario, wenn dieser «Dropbox»-Ordner auf einem anderen Gerät im «iCloud»-Verzeichnis stecken würde.

Wir lernen daraus, dass das iCloud Drive auch für Windows-Anwenderinnen und Anwender nützliche Dienste leisten kann, dass wir aber findig sein müssen, wenn Probleme auftreten. Eine weitere Tücke eröffnet sich bei den Dateinamen, wenn Zeichen zum Einsatz kommen, die beim einen Betriebssystem erlaubt, beim anderen aber verboten sind.

Fussnoten

1) Es bleibt dabei, dass die symbolischen Links gewisse Probleme aufweisen und eine Synchronisation mitunter erst nach einem Neustart ausgeführt wird. Ich bin dabei, diesem Problem nachzugehen, habe aber noch keine schlüssigen Informationen dazu gefunden.

Das Problem zeigt sich u.a. daran, dass die symbolischen Links immer mit dem blauen Icon für eine noch nicht abgeschlossene Synchronisation angezeigt werden: Dieses Problem habe ich bei Onedrive und bei iCloud Drive beobachtet – bei Onedrive liess es sich immerhin beheben, indem man die Synchronisation pausiert und sogleich reaktiviert hat. Bei iCloud Drive scheint es diese Lösung nicht zu geben. Zuverlässig haben die symbolischen Links unter Dropbox funktioniert. Aber zu Dropbox möchte ich nicht zurückkehren.

Mein Eindruck ist, dass das Problem nicht bei den Sync-Anwendungen liegt, sondern beim Betriebssystem.

2) Details zu den Symlinks gibt es hier. Hier nur eine kurze Zusammenfassung: Wir deponieren im iCloud-Ordner einen symbolischen Link zu den Ordnern, die wir synchronisieren möchten. Das tun wir über den Befehl mklink an der Eingabeaufforderung. Um beispielsweise den Ordner «Dropbox» zu synchronisieren, verwenden wir folgenden Befehl:

mklink /j "C:\Users\matth\iCloudDrive\Documents\Dropbox" "C:\Users\matth\Documents\Dropbox"

Matth ist bei diesem Beispiel der Name meines Benutzer-Ordners, der den Gegebenheiten angepasst werden muss. Die erste Pfadangabe im Befehl gibt an, wo der symbolische Link erstellt werden soll und der zweite verweist auf den Ordner, der über den Symlink gespiegelt wird.

3) Dieser Ordner heisst aus historischen Gründen so: Ich habe lange Jahre die Dienste von Dropbox.com genutzt, bis ich 2019 abgesprungen bin. Im Dropbox-Ordner waren damals alle meine Dateien und Dokumente, die ich auf allen Geräten zur Verfügung haben wollte. Aus reiner Bequemlichkeit habe ich das damals so beibehalten.

Beitragsbild: Solange keine der Wolken «Dropbox» heisst (Naldo Mesquita, Pexels-Lizenz).

2 Kommentare zu «iCloud Drive ist auch nicht gerade pflegeleicht»

  1. iCloud Drive für Windows ist quasi Pflicht für iPhone Besitzer, hat aber nervige Fehler, die über Jahre nicht gefixt wurden:

    * Wenn der Bilderordner an einem anderen Ordner liegt -> Fehlermeldung.

    * iCloud blockiert Outlook, E-Mails als gelesen zu markieren.

    * iPhone Kontakte in Outlook E-Mailempfänger-Autocomplete zu bringen, kostet ein Arm und ein Bein.

  2. Da lobe ich mir NextCloud, da klappt das eigentlich immer problemlos, oder ämel fast immer, nur bei neuen Ordner über 500MB fragt er zuerst. Mit einem privaten Server hier in der CH.

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