Mehrere Cloud-Ablagen zentral managen

Cloudiger geht es nicht: Mit Odrive bündeln wir Google Drive, Onedrive, Drop­box, Amazon S3 und Webdav-Ablagen im Browser oder bei Windows oder Mac – und sorgen mit Back­ups und Ver­schlüs­se­lung für Extra-Sicher­heit.

Neulich hat mich Onedrive so nachhaltig auf die Palme getrieben, dass ich die App von meinem Windows-PC verbannt habe. Ich stand daraufhin vor der Frage, wie sich diese Cloud-Ablage ersetzen liesse. Denn ohne Online-Ablage komme ich nicht über die Runden. Nun, ich fahre mit Apples iCloud Drive trotz anfänglicher Querelen ausgezeichnet.

Aber ich habe mir auch einige Alternativen angeschaut. Eine davon finde ich spannend: Sie heisst odrive.com und verfolgt den Zweck, diverse Cloud-Ablagen unter einem Dach zu versammeln. Sie erscheinen entweder im Browser an zentraler Stelle oder aber direkt im Dateisystem von Windows oder Mac.

Für letzteres installieren wir den Desktop Sync Client. Er funktioniert genauso, wie wir es von den Synchronisationsprogrammen für Dropbox, Google Drive, iCloud Drive, Onedrive und Konsorten gewohnt sind. Der Unterschied besteht darin, dass dieses Programm mehrere Dienste aufs Mal bedient – wir nicht diverse solcher Apps betreiben müssen, auch wenn wir diverse Cloud-Ablagen benutzen wollen.

Dutzende Dienste unter einem Dach

Die Zahl der Dienste, die Odrive beherrscht, ist eindrücklich: In der Übersicht sind unter Popular u.a. Google Drive, Dropbox und Dropbox Business, Onedrive und Onedrive für Business, Sharepoint, Box, Amazon S3 und S3-kompatible sowie Amazon Drive & Photos aufgelistet. Wir können auch eigene Server via FTP, SFTP und Webdav einbinden, und nebst Dingen wie Box, Yandex Disk oder Hidrive gibt es auch einige Optionen, die wir nicht als klassische Cloud-Datenspeicher auf dem Schirm haben, etwa Facebook oder Slack.

Es gibt auch prominente Abwesende zu vermelden: Apples iCloud ist nicht vertreten, Adobes Creative Cloud oder Mycloud von der Swisscom auch nicht.

Zugriff auf mehrere Ablagen über eine Webansicht.

Ich habe probehalber Google Drive, Onedrive und Facebook verbunden. Die erscheinen im Browser als einzelne Wurzelverzeichnisse und können durchstöbert werden.

Was wir mit einzelnen Dokumenten machen können, hängt vom Typ ab. Ein Google Doc etwa wird direkt bei Google geöffnet. Fotos können wir im Browser ansehen, Bilder werden geöffnet, von Textdateien erscheint eine Vorschau.

Und über das Kontextmenü haben wir die Möglichkeit, Dateien zu löschen, umzubenennen oder freizugeben. Unter Sharing haben wir die Möglichkeit, ein Passwort zu vergeben und die Freigabe zeitlich zu begrenzen.

Vieles ist möglich – aber nicht alles

Natürlich können wir auch neue Ordner und Dateien erstellen bzw. hochladen. Was nicht geht, ist, Dateien direkt von einer Ablage zu anderen zu verschieben. Das wäre meines Erachtens eine zentrale Funktion für eine solche Meta-Datenverwaltung.

Die diversen Cloud-Ablagen in einem Ordner am Mac.

Wenn wir den Desktop Sync Client installiert haben, erhalten wir auf unserer Festplatte einen Odrive-Ordner, der beim Mac im Benutzerverzeichnis angelegt wird (matthias/odrive). Dort gibt es für jeden verbundenen Dienst einen Unterordner.

Standardmässig erscheinen die Dateien aus der Cloud hier nur als Platzhalter, die keinen Festplattenspeicher belegen. Wir erkennen die Platzhalter an der Endung .cloudf bei Ordnern, bzw. .cloud bei Dateien. Wenn wir einen Ordner öffnen oder eine Datei anklicken, wird der Inhalt synchronisiert.

Dateien nach Bedarf synchronisieren

Die Funktionen zum automatischen Synchronisieren.

Wir haben auch die Möglichkeit, mit der rechten Maustaste bzw. mit Control-Klick beim Mac das Kontextmenü aufzurufen. Dort finden wir die Befehle Sync und Unsync, mit denen wir die fraglichen Dateien oder Ordner automatisch abgleichen können. In diesem Menü gibt es weitere Befehle:

  • Refresh (aktualisieren)
  • Share link (Link teilen)
  • Share storage (über einen sogenannten Space mit anderen zusammenarbeiten)
  • Copy share link to clipboard (Link fürs Teilen in die Zwischenablage kopieren)
  • Open web preview (Vorschau im Browser öffnen)

Eine der wichtigsten Funktionen scheint mir die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu sein: Sie chiffriert Dateien und Dateinamen auf dem Computer, sodass sie auch von den Cloud-Betreibern nicht mitgelesen werden können. Dadurch bietet sich Odrive als Ersatz für Boxcryptor an (siehe Boxcryptor verschwindet in der Kiste).

Die diversen Features, die der Desktop-Client bereithält.

Mit diesen Features sind die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft: Über die Odrive-App können wir diverse Vorgaben machen, d.h. bis zu welcher Grösse Dateien automatisch heruntergeladen werden, welche Bandbreiten-Limits die App einhält, ob grosse Dateien aufgeteilt werden und einiges mehr. Erwähnenswert ist die Funktion Backup to odrive: Mit ihr wählen wir einen lokalen Ordner des Computers, ein Ziel fürs Backup in der Cloud und geben an, wie häufig die Synchronisation stattfinden soll. Das ist nicht ganz toll wie die Synchronisation in Quasi-Echtzeit, aber auch ganz nützlich.

Wohl nur für spezifische Anwendungsfälle

Fazit: Odrive ist nicht das, was ich gesucht habe – nämlich ein simpler, alternativer Sync-Client für Onedrive¹. Ich habe auch nicht vor, so viele Clouddienste zu benutzen, dass mir diese Meta-Lösung einen echten Vorteil bringen würde. Aber die Geschmäcker sind verschieden, ebenso die Bedürfnisse. Und ich kann mir schon vorstellen, dass es Leute gibt, die gezwungenermassen mit mehreren solchen Ablagen hantieren müssen – und spezifische Dinge zu erledigen haben, bei denen Odrive eine Erleichterung bringt.

Zu erwähnen wäre noch die Automatisierungsmöglichkeit über Scripts: Die dürfte gerade bei solch spezifischen Dingen hilfreich sein. Aber da bin ich nicht weiter eingetaucht.

Odrive hat ein Freemium-Modell:

  • Zu den Gratisfunktionen gehört der Zugang zu mehreren Clouddiensten unter einer Oberfläche, der Desktop-Client und die Synchronisation von beliebigen Ordnern und die Sharing-Funktionen.
  • Zu den Funktionen, die nur den Premium-Nutzern zur Verfügung stehen, zählt das Unsyncing, also das Freigeben von Speicherplatz für Dateien, die wir nicht mehr benötigen, die Synchronisation externer Ordner, das Backup und die Verschlüsselung.

Was die Preise angeht, zahlen wir nach einer siebentägigen Testphase mit allen Funktionen 8.25 US-Dollar pro Monat oder 99 US-Dollar pro Jahr; die geschäftliche Nutzung kostet 15 US-Dollar pro Nutzer und Monat.

Fussnoten

1) Was ich hätte wissen können, da ich den Dienst schon 2017 einmal angeschaut habe.

Beitragsbild: Für alle, die lieber eine einzelne grosse Wolke hätten, gibt es eine Lösung (Ashkan Forouzani, Unsplash-Lizenz).

One thought on “Mehrere Cloud-Ablagen zentral managen

  1. Gerade ist mir NetDrive eingefallen. Das habe ich schon geschäftlich für Kunden genutzt, die von unterwegs per WebDAV auf ihre Daten zugreifen wollten. Der WebDAV-Client von Windows war bis zu Windows 10 kaum brauchbar und hat auch jetzt noch seine Schwächen. Mit NetDrive kann man Webspeicher als Laufwerksbuchstaben einhängen. Es ist keine Synchronisation, aber dank des Caches hängen die Anwendungen beim Speichern nicht, bis die Datei vollständig hochgeladen ist.

    Für WebDAV kann ich sagen, dass es tatsächlich einwandfrei funktioniert, ich hatte nie eine Supportanfrage deswegen. Nun habe ich gesehen, dass diverse Cloud-Dienste unterstützt werden.

    Könnte das eine Lösung sein? Durch das Verfahren mit dem Laufwerksbuchstaben hat man immerhin die Gewissheit, dass es nicht an der lokalen Datenablage rumpfuscht.

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