Neulich beim Video-Anruf: «Man hört nichts!»

Was tun, wenn bei einer Online-Kon­fe­renz oder einem Tele­fon­ge­spräch per Com­pu­ter das Mik­ro­fon oder auch die Ka­me­ra nicht funk­tio­niert? Tipps zur Feh­ler­su­che und -behe­bung.

Wie bringen wir uns selbst in eine unangenehme Situation? Wir nehmen an einer Videokonferenz teil, ohne vorher ausprobiert zu haben, ob die Kamera und das Mikrofon auch funktionieren. Dann werden wir aufgerufen oder haben selbst das dringende Bedürfnis zu einer Wortmeldung. Wir holen Luft und legen los, nur um nach fünf Sekunden mit dem Hinweis «Man hört nichts!» unterbrochen zu werden.

Anschliessend geht die Fehlersuche los. Und nach meinen eigenen (leidigen) Erfahrungen kommen wir nicht umhin, den Anruf zu verlassen und sich neu einzuloggen, was zu störenden Verzögerungen führt und uns in keinem guten Licht erscheinen lässt.

Derlei Pannen kommen häufig vor. Meistens liegen sie nicht daran, dass die Hardware kaputtgegangen wäre:

Kamera- und Mikrofonpannen vermeiden: Ausgangslage

Nein, typischerweise ist die Konfiguration falsch: Wir haben uns bei der Auswahl von Mikrofon oder Kamera verklickt. Das kann passieren, wenn wir ein Headset tragen, aber versehentlich als Audio-Eingang den Laptop ausgewählt haben. Wenn wir mit einem externen Monitor und mit Bluetooth-Tastatur und -Maus benutzen und beiseitegestellt haben, werden wir nur sehr leise zu hören sein – wenn überhaupt. In meinem Fall ist das Problem auch schon aufgetreten, weil ich eine virtuelle Audioschnittstelle selektiert hatte, auf der kein Signal anlag.

Soweit ich es überprüft habe, lassen es die üblichen Programme nicht zu, bei einer laufenden Verbindung die Einstellung zu ändern. Wir kommen somit nicht darum herum, uns temporär aus dem Anruf oder der Konferenz zu verabschieden, unsere Einstellungen zu korrigieren und unter Demuts- und Entschuldigungsbekundungen zurückzukehren.

Damit das nicht passiert, hier meine Empfehlungen, wie sich derlei Probleme vermeiden bzw. innert nützlicher Frist beheben lassen:

1) Einstellungen in der Kommunikations-App prüfen

Im ersten Fall prüfen wir die Einstellungen in der fraglichen App. Bei Skype, Microsoft Teams oder auch Cisco Webex finden sich in den Einstellungen die Optionen zur Kamera und zum Mikrofon.

Näheres erklärt die Hilfe zu den jeweiligen Programmen, namentlich zu Skype, Microsoft Teams und für Webex. Und ich empfehle meine ausführliche Handreichung für die Aufzeichnung von Video-Konferenzen zur Lektüre.

Die Einstellungen zur Auswahl und Konfiguration von Mikrofon und Lautsprecher; hier in der Videoconferencing-App Webex.
Die meisten Browser – hier Safari – fragen nach der Zugriffsberechtigung, bieten aber keine Auswahl­möglichkeit.

Wenn wir unsere Konferenz bzw. unser Videotelefongespräch via Browser abhalten, dann hängt es vom Browser ab, welche Optionen wir zur Verfügung haben. Google Chrome, Microsoft Edge und Apple Safari verwenden die Konfiguration des Betriebssystems (siehe Punkt 2). Bei Chrome und Safari müssen wir vorab die Berechtigung für den Zugriff auf die Kamera einräumen.

Firefox lässt uns Vorgaben zu Mikrofon und Kamera treffen, was allerdings tückisch sein kann. Darum gibt es zu Firefox weiter unten einen Extra-Abschnitt.

2) Einstellungen des Betriebssystems kontrollieren

Falls ein Programm keine eigenen Einstellungen anbietet, verwendet es die Konfiguration des Betriebssystems. Wir treffen dort die Auswahl fürs passende Mikrofon. Details dazu erklärt für Windows mein Beitrag Die vielfältigen Sound-Einstellungen von Windows 11. Beim Mac siehe hier für die Audioausgabe und hier für die Audioeingabe, also das Mikrofon.

In den Windows-Einstellungen bei «System > Sound» wird nicht nur die Eingabe (das Mikrofon), sondern auch die Ausgabe (Lautsprecher oder Kopfhörer) konfiguriert.

Analog kann dieses Problem auch für die Kamera auftreten. Es ist etwas seltener, da die meisten Leute nur eine Webcam angeschlossen haben. Allerdings: Wenn wir nicht direkt vor dem Laptop sitzen, weil wir einen separaten Monitor benutzen, dann zielt die eingebaute Kamera ins Leere. In solchen Fällen bietet sich eine externe Kamera an – und wir müssen in der Lage sein, die auch auswählen zu können.

Beim Mac erscheint in Mac OS 14 alias Sonoma in der Menüleiste ein Kamera-Symbol, das nebst diversen Optionen (siehe hier bei Punkt 5) auch das Umschalten zwischen den Kameras ermöglicht. Bei anderen Programmen und älteren Betriebssystemen gibt das Mac-Benutzerhandbuch Auskunft.

Bei Windows gibt es keine Möglichkeit, die Kamera über das Betriebssystem umzuschalten. Wenn die falsche benutzt wird und die App keine Möglichkeit bietet, das zu ändern, müssen wir den Laptop so zurechtrücken, dass man wenigstens etwas halbwegs Vernünftiges sieht.

Es sei erwähnt, dass es für die Nutzung mehrerer Kameras spezielle Programme gibt. Eine grossartige Wahl ist OBS Studio.

3) Die Tücken bei Firefox

Wenn wir bei Firefox die Berechtigung für den Mikrofon-Zugriff erteilen, können wir bei mehreren Eingangsquellen auch die gewünschte auswählen.

Wie oben erwähnt: Firefox ist ein Spezialfall: Wir müssen die Berechtigung für den Zugriff auf Mikrofon und Kamera erteilen. Wir haben dabei die Möglichkeit, sowohl Mikrofon als auch Kamera auszuwählen.

Das ist einerseits praktisch. Andererseits stellt es auch eine Fehlerquelle dar. Falls wir aus Versehen die falsche Wahl getroffen haben, erweist sich das Troubleshooting als knifflig.

Der Grund dafür liegt darin, dass uns Firefox nicht anzeigt, welche Quelle wir ausgewählt haben. Uns fehlt daher bei einem Tonproblem eine vernünftige Diagnosemöglichkeit: Wir sehen nicht, ob es etwas helfen würde, direkt vors Laptop zu sitzen, weil wir das eingebaute Mik benutzt haben.

Das Einzige, was in dieser Bredouille hilft, ist F5 zu drücken. Indem wir die Website neu laden, wird die Verbindung beendet und wir landen wieder beim Login, wo wir uns neu in die Videokonferenz bzw. den Anruf einloggen können. Wenn wir das tun, erscheint der Dialog erneut, und wir können darauf achten, die richtige Auswahl zu treffen.

Es sei denn, wir haben nicht nur die falsche Hardware ausgewählt, sondern auch die Option Entscheidung merken angekreuzt. Dann erhalten wir keine Gelegenheit, unseren Fehler zu korrigieren. Das ist dann definitiv ein unnötiger Stressmoment in einer Situation, in der wir wissen, dass eine Person oder eine ganze Gruppe auf uns wartet.

Wie lässt sich das korrigieren?

Hier ziehen wir Berechtigungen zurück. Wir können sie hinterher dann neu vergeben.

Wir achten aufs Mikrofon-Symbol, das neben der Adresse erscheint und klicken es an. Wir sehen dann, welche Berechtigungen wir der fraglichen Website für Kamera und Mikrofon eingeräumt haben. Wir können die zurückziehen, indem wir rechts neben dem Label Erlaubt aufs X-Symbol klicken.

Wenn wir die Website nun aktualisieren (F5), dann werden die Berechtigungen neu abgefragt. Jetzt können und sollten wir darauf achten, die richtigen Quellen auszuwählen.

4) Ein abschliessender Tipp

Um unerfreuliche Stressmomente zu vermeiden, empfehle ich, vor wichtigen Sitzungen einen Testlauf durchzuführen. Es gibt mehrere Websites, mit denen das möglich ist: mictests.com, webcammictest.com, micworker.com oder mic-test.com.

Via Onlinemictest.com sehen wir sofort, ob der Browser ein Tonsignal empfängt oder nicht.

Am besten gefällt mir onlinemictest.com. Wir können nicht nur unser Mikrofon überprüfen, sondern auch die Webcam. Wenn wir den Toneingang überprüfen, sehen wir sofort am Pegelausschlag, ob ein Signal empfangen wird und ob die Lautstärke stimmt. Bei der Webcam liefert uns die Website einige interessante technische Daten, namentlich zur Auflösung.

Am Rand sei bemerkt, dass wir mit onlinemictest.com auch unsere gesamte weitere Peripherie überprüfen könen: Tastatur, Maus und Game-Controller. Letzteres erscheint auf den ersten Blick sinnlos, da wir ohne Maus und Tastatur wohl gar nicht bis zum Internet vorgestossen wären. Aber diese Diagnosemodule sind hilfreich, wenn wir vermuten, dass z.B. eine einzelne Taste nicht richtig funktioniert.

Beitragsbild: Damit es nicht so endet! (Dall-e 3 zum Prompt «A man holding a video conference via his laptop. Because he cannot be heard, he is screaming. The other people of the video conference are visible on the screen. They look clueless, because the cannot hear a thing and one is holding his hand behind an ear in order to better understand»).

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