QR-Codes – aber schön!

Qrdiffusion.com ver­wan­delt dröge 2D-Codes in tolle Kunst­werke – natürlich mittels KI. Das erfreut den Ästhe­ten, doch bei der Er­zeu­gung der Kunst-Codes gilt es einiges zu beach­ten.

Was sich mit KIs alles anstellen lässt, ist faszinierend! Ein Beispiel, das diese Behauptung eindrücklich belegt, stammt zwar aus der Nische. Doch was zählt, ist die Tatsache, dass die künstliche Intelligenz etwas Hässliches in etwas Schönes verwandelt. Und das sollte uns alle freuen.

Aber konkret: Es geht um qrdiffusion.com. Das ist erst einmal ein Generator für QR-Codes, wie wir ihn schon länger kennen. In einer kleinen Laudatio habe ich neulich erklärt, wie diese japanische Erfindung von 1994 erst nur für logistische Zwecke zum Einsatz kam, sich dann aber dank des Internets und der Mobiltelefone immer neue Felder erschlossen hat.

Vor zehn Jahren hatte man grosse Hoffnungen in einem Bereich, der damals Print to Web hiess (siehe hier oder hier): Die Idee war, dass sich mittels der Codes die Leserinnen und Leser von Zeitungen und Zeitschriften an Informationsangebote im Web würden weitervermitteln lassen. Das war letztlich ein Trugschluss: Wie ich aus zuverlässiger Quelle weiss, hat jeweils nur ein winziger Bruchteil der Leute dieses Angebot genutzt.

Wenn sie bloss nicht alles verschandeln würden!

Doch schon damals war es ein Thema, dass sie QR-Codes ausgesprochen hässlich sind. Die Klötzchen springen ins Auge, sind für uns Menschen aber nicht lesbar und neigen dazu, die Drucksache zu verschandeln, in der sie anzutreffen sind. Es gab natürlich Ideen, wie sich dieses Problem gestalterisch entschärfen lässt. Aber die sind Pipifax im Vergleich zu dem, was QR-Diffison macht.

Die vier Varianten meines futuristischen Codes.

Diese Anwendung bringt den QR-Code im Idealfall komplett zum Verschwinden. Ein speziell trainierter Bildgenerator versteckt ihn so geschickt in einem Bild, dass er fürs menschliche Auge nicht mehr zu erkennen ist. Allenfalls die starken Kontraste, die natürlich erhalten bleiben müssen, fallen noch auf.

Und so funktioniert diese Verzauberung:

  1. Wir generieren den QR-Code.
  2. Wir können unterschiedliche Formen für die Klötzchen wählen, namentlich eckig, rund oder schräg.
  3. Wie wir es von anderen Text-zu-Bild-Generatoren gewohnt sind, wählen wir einen Prompt für das Bild, das aus unserem Code erzeugt werden soll. Wir können auch angeben, wie stark der Code sichtbar sein soll. Je stärker, desto mehr wird klotziger wird das Bild – doch wenn der Code zu schwach ist, kann er nicht mehr gescannt werden.
  4. Wir inspizieren die Resultate und mit der Outpaint-Funktion die Möglichkeit, das Bild um den Code herum zu erweitern.

Ich habe fürs Beispiel die Adresse meiner Website benutzt und als Prompt angegeben, dass ich eine futuristische Stadtlandschaft sehen möchte (A futuristic city with skyscrapers, a green park, flying vehicles and a zeppelin in the sky and people, and robots in the foreground.) Erzeugt wurden mittels Stable Diffusion vier Varianten, die sich auch modifizieren lassen – mit den Experten-Einstellungen lässt sich auch das Basismodell wechseln.

Das Resultat kann sich sehen lassen

Das ist beeindruckend. Im Fall meiner Clickomania-Zukunftsstadt ist der QR-Code erkennbar, aber tatsächlich so weit mit dem Sujet verschmolzen, dass ich das Resultat als ästhetisch bezeichnen würde. Bevor wir es gross auf Plakate drucken und unter die Leute bringen, müssen wir allerdings ausprobieren, ob der Code gescannt werden kann.

Das Beispiel hier wird von der Kamera meines iPhones nicht erkannt. Ich habe es daraufhin mit einer Dritt-App probiert, nämlich QR Code & Barcode Scanner, und die hat sofort die Internetadresse zurückgeliefert. Welches Level an Kompatibilität wir anstreben, müssen wir vorab festlegen. In meisten Fällen wird es aber so sein, dass die Standard-App in der Lage sein sollte, den Code zu erkennen.

Ohne Tüfteln geht es nicht

Das heisst, dass es nicht ohne Testen, Tüfteln und Revidieren geht. Und es ist klar, dass nur sehr kurze Informationen in solche QR-Codes verpackt werden können. Denn je länger die Information, desto mehr kleinere Kästchen erscheinen und desto weniger eignet sich der Code für die magische Kunstverpackung.

Fürs Erzeugen der Codes können wir mit diversen Einstellungen experimentieren.

QR-Diffusion.com kann für zehn Codes pro Monat kostenlos benutzt werden. Ansonsten braucht es ein Abo, das ab elf US-Dollar pro Monat zu haben ist.

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