Altgediente Webmaster haben ihre unverrückbaren Überzeugungen: Bei den Grafikformaten gibt es keine Experimente. Erlaubt sind JPEG für Fotos sowie PNG für Grafiken und Screenshots. Und an guten Tagen lassen sie sich vielleicht breitschlagen und tolerieren für ein animiertes Motiv ein GIF im Webverzeichnis.
Ein Geständnis: Ich zähle mich zu diesen altgedienten Webmastern. Ich habe zwar von den neuen Grafikformaten Kenntnis genommen, hänge aber der Überzeugung nach, dass bei den Grafikformaten der Weniger-ist-mehr-Ansatz zu bevorzugen ist: JPEG und PNG sind weitverbreitet. Die Formate werden von jedem relevanten Programm verstanden und können vermutlich auch in hundert Jahren noch geöffnet werden. Stichworte dazu sind Langzeitarchivierung und das digitale Erbe.
Die Vorteile liegen auf der Hand
Aber wann wird aus Überzeugungen Altersstarrsinn? Das habe ich mich gefragt, als ich mich neulich ernsthaft mit dem WebP-Format beschäftigt habe. Das wird (gemäss Wikipedia) als «weppy» ausgesprochen und man sagt ihm nach, dass es im Vergleich zu den althergebrachten Formaten besser komprimiert, sprich: kleinere Dateien bei vergleichbarer Qualität ermöglicht.
Nun stellen sich manche auf den Standpunkt, dass die Grösse von Dateien in Zeiten von Glasfaser und 5G gleichgültig sei. Das finde ich nicht: Auch heute gibt es Leute mit limitierten Handyverträgen, deren Datenvolumen wir nicht verschwenden sollten.
Und es gibt auch ein gewisses Eigeninteresse, weil sich kleinere Websites schneller sichern lassen und weil Suchmaschinen schnell ladende Websites bevorzugen (SEO). Beim sorgfältigen Webpublishing ist die Bilderoptimierung unverzichtbar (siehe hier, hier oder hier).
Darum die Frage: Kann, darf oder muss man heute WebP verwenden?
1) Drohen Lizenzprobleme?
Als Erstes, das K.-o.-Kriterium: Sind Lizenz-Querelen zu befürchten? Zum Glück nicht; WebP ist ein freies Format, das – bestätigt von der US Library of Congress – von jedermann benutzt werden darf.
2) Könnte es Kompatibilitätsprobleme geben?
Zweitens stellt sich die Frage nach der Kompatibilität. Um mir zu der ein Bild zu verschaffen, habe ich die schöne Website caniuse.com besucht. Die schlüsselt die Kompatibilität diverser Dateiformate und Webstandards nach Browser auf. Für WebP sieht die Sache gut aus: Alle aktuellen Browser kommen mit dem Format zurecht. Eine Einschränkung ergibt sich bei Safari: Apples Browser ist ab Version 14 mit dabei, aber die läuft erst auf Mac OS 11 (Big Sur) von 2020. Catalina und älter bleiben aussen vor.
Ob das verkraftbar ist oder nicht, hängt von den Umständen ab. Wer sich mit seiner Website explizit an Mac-Anwenderinnen und -Anwender richtet, sollte daher noch zuwarten. Für mein Blog hier scheint mir das kein wirkliches Problem zu sein, zumal die Bilder hier meistens illustrativen Charakter haben und nicht essenziell fürs Verständnis der Blogposts sind.
Übrigens: Wordpress kommt bestens mit WebP zurecht. Das gilt auch für viele andere Content Management Systeme. Und auch viele Anwendungsprogramme unterstützen WebP; bei Office ist das seit ungefähr zwei Jahren der Fall. Trotzdem würde ich beim Datenaustausch darauf verzichten, weil es bekanntlich Leute gibt, die nicht von ihren Uralt-Versionen lassen wollen.
3) Lohnt es sich?
Die dritte Frage lautet: Sind die Einsparungen gross genug?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die verlustbehaftete Kompression erlaubt es, die Grösse einer Datei innert einer beträchtlichen Bandbreite zu steuern. Mit weniger Daten leidet die Qualität, aber ob das stört oder nicht, ist individuell. Für die Beurteilung müsste man daher die Qualität objektiv gleichsetzen können, was ich bei eigenen Experimenten schwierig finde – es gibt für JPG und WebP zwar vergleichbare Qualitätseinstellungen, aber ein identischer Wert bedeutet nicht, dass auch die optischen Eigenschaften korrespondieren.
Ich habe eine Studie gefunden, die besagt, dass die WebP-Dateien um die 25 bis 34 Prozent kleiner seien als JPG. Allerdings stammt die von der Web-Erfinderin Google und müsste mit einem Körnchen Salz genossen werden.
Ich habe selbst ein paar Stichproben gemacht, mir dafür aber vor allem PNG-Dateien angeschaut. Die Hauptarbeit hier im Blog bei der Bildoptimierung habe ich nämlich mit den Screenshots, bei denen ich typischerweise von Hand die Grösse der Farbpalette einstelle. Bei WebP könnte ich mir diese Arbeit sparen.
Dieser Test ist nicht eindeutig: Er zeigt, dass bei Screenshots mit sehr wenigen Farben (typischerweise solchen, die hauptsächlich aus Text oder wenigen Bedienelementen bestehen), die PNG-Optimierung von Hand noch immer die besseren Resultate zeitigt. Bei Screenshots mit mehr Farben (die typischerweise eine Farbpalette von 64, 128 oder 256 Farben erfordern) ist WebP teils massiv überlegen.
Fazit: Ja, aber!
Fazit: Ich werde WebP gezielt in diesen Fällen einsetzen, ansonsten vorerst den bewährten Formaten die Stange halten. Für die Konvertierung nach WebP setze ich Irfanview ein. Das Programm stellt im Speichern unter-Dialog die Presets Default, Photo, Picture, Drawing, Icon und Text zur Verfügung – riesige U
nterschiede habe ich aber nicht festgestellt; ausserdem können wir die Qualitätsstufe zwischen eins und hundert wählen und auch eine verlustfreie Kompression anwenden.
Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt abzuwarten. Falls nicht, werde ich hier einen Tipp zu einem besonders gelungenen WebP-Konvertierungstool nachreichen.
Beitragsbild: Oder handelt es sich um einen räudigen Rottweiler? PS: Goppy wäre naütrlich auch ein guter Name gewesen (Dall-e 3).