Das iPhone 15 Pro in einem Augenschein

Meine Ein­drücke nach drei Tagen mit Apples neuem Smart­phone-Modell: Es macht keinen Riesen­sprung im Ver­gleich zum Vor­gänger, aber die Detai­lver­bes­se­rungen können sich sehen lassen.

Von Apple habe ich ein iPhone 15 Pro¹ als Testgerät erhalten. Und um gleich die wichtigste Frage zu klären: Es ist Titan Natur geworden. Denn der grosse Diskussionspunkt bei diesem neuen Modell dreht sich um die Farbe. Es gibt das Gerät in Blau, Weiss, Schwarz und in ebendieser vierten Variante, bei der viele an Grün denken würden.

Oder vielleicht auch an das Weiss von Naturjoghurt. In Tat und Wahrheit ist es eine Art helles Grau, wie Titan in unbehandelter Form aussieht. Ich war vorab skeptisch, ob mir das wirklich gefallen würde. Denn wie das so ist: Die Abbildungen im Web geben nur einen vagen Eindruck, wie das Gerät in Echt wirkt. Die Rückseite glänzt zwar metallisch, aber im Vergleich zu Edelstahl oder Aluminium tut sie das deutlich matter. Und weil ich seinerzeit eine Armbanduhr in Titan hatte, wirkt das sogleich vertraut. Auf alle Fälle ist es eine angenehme Abwechslung zu den Modellen in Schwarz oder Grau (Space grey), die ich in den letzten Jahren hatte. Es zeigt, dass Smartphones in helleren Tönen nicht so hässlich sein müssen, wie das weisse iPhone, das ich mal hatte – vermutlich das iPhone 5.

Anhand der Farbe zu unterscheiden

Und ja: Während der Datenübernahme war ich froh, dass ich das alte und das neue Telefon anhand der Farbe unterscheiden konnte. Denn das 14er und das 15er sind sich ansonsten so ähnlich, dass ich womöglich geglaubt hätte, alle meine Zwei-Faktor-Apps seien schon eingerichtet – wenn ich aus Versehen das falsche Telefon in die Hand genommen hätte. (Welche Dinge bei Banking-Apps, Messengern und Authentifizierungs-Apps zu beachten gilt, erklärt übrigens mein Leitfaden zum Umstieg hier.)

Welches ist nochmal welches Telefon? Bei der Datenübernahme.

Apropos in die Hand nehmen: Haptisch lassen sich das diesjährige und das letztjährige Modell besser unterscheiden als am Äusseren. Das neue hat abgerundetere Kanten und fühlt sich etwas weicher an. Manche finden – wie etwa Timo aus Bits und so – es liege angenehmer in der Hand. Dem würde ich nicht widersprechen, aber mir gefällt auch die Kantigkeit des 14ers gut.

Leichter ist besser

Bemerkenswert ist ausserdem das Gewicht, das beim neuen Modell dank des Titans etwas geringer ausfällt – das iPhone 14 Pro ist 206 Gramm schwer, das 15 Pro 187 Gramm. Und ich finde tatsächlich, dass es sich leichter anfühlt. Lustige Beobachtung am Rand: Dieser Eindruck verschwindet fast gänzlich, wenn ich beide Geräte gleichzeitig je in einer Hand halte. Scheinbar bin ich schlecht im Vergleichen.

Was die Äusserlichkeiten angeht, muss erwähnt werden, dass die Unterschiede bei den Nicht-Pro-Modellen noch etwas grösser sind, weil das iPhone 14 noch den Notch aufwies, also die schwarze «Bucht» für die Front-Kamera und die Face-ID-Sensoren, die beim iPhone 15 nun der Dynamic Island ersetzt wurde, die es im letzten Jahr nur bei den Pro-Modellen gab. Diese «dynamische Insel», die Statusinformationen wie die aktuelle Wiedergabe anzeigt, ist ein Feature, wie es typisch ist für Apple und es für viele Leute den Aufpreis für Apple-Geräte rechtfertigt: Es ist in keinster Weise «lebensnotwendig» (oder «Match-entscheidend», wie man neudeutsch auch sagt). Aber es hat Charme, es ist unverwechselbar und macht Spass beim Benutzen.

Wann ist der Umstieg gerechtfertigt?

Trotzdem bleibt es dabei, dass sich für die Nutzerinnen und Nutzer eines iPhone 14 der Umstieg keinesfalls rechtfertigt. Die Verbesserungen bei der Kamera werde ich noch genauer ansehen müssen, aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass auch das iPhone 14 tolle Fotos macht. Wenn diese Qualität nicht ausreichen sollte, dann würde ich empfehlen, zu einer richtigen Kamera und nicht zum iPhone 15 zu greifen.

Das iPhone 14 Pro (links) und das iPhone 15 Pro (rechts): Die Kameraphalanx wirkt links trotz der schwarzen Objektive dezenter.

An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, ab welchem Modell ich denn einen Umstieg empfehlen würde. Ich finde die schwierig zu beantworten, weil einerseits die Bedürfnisse und Ansprüche sehr unterschiedlich sind – und weil andererseits einem die Verbesserungen dann besonders ins Auge stechen, wenn man von einem neuen Gerät auf ein älteres wechselt. Anwenderinnen und Anwender, die mit dem Always-on-Display etwas anfangen können, für die wäre der Umstieg von einem iPhone 13 sicherlich ein deutlich spürbarer Fortschritt.

Ansonsten käme ich, ganz ehrlich, auch mit einem iPhone 12 noch über die Runden. Und auch an das iPhone 11 habe ich warme Erinnerungen, weil es mein erstes Modell ohne Homeknopf war.

Zwei Detailverbesserungen und eine grosse Erwartung

Damit sind wir beim Fazit angelangt. Es gibt drei Dinge, die mir positiv aufgefallen sind:

Der Action-Knopf

Ich gehöre auch zu den Leuten, die das Telefon immer stummgeschaltet und den Knopf höchstens versehentlich betätigt haben. Darum begrüsse ich es sehr, dass er nun einer sinnvolleren Bestimmung zugeführt wird. Ich habe ihn derzeit als Kamera-Knopf in Betrieb, und dafür ist er toll: Ein etwas längerer Druck öffnet die Kamera, ein zweiter Druck macht ein Foto: Das ist sehr praktisch.

Natürlich werde ich noch experimentieren, ob mir ein anderer Verwendungszweck einfällt. Einige Ideen habe ich seinerzeit für die Klopfen-auf-die-Rückseite-Funktion gewälzt.

USB-C

Schnell einen USB-C-Hub oder einen Kartenleser am iPhone anschliessen zu können, ist superpraktisch. Und es ist tatsächlich so, dass es USB-C-Ladegeräte inzwischen fast überall gibt, während man besser selbst ein Lightning-Kabel mitnimmt, wenn man sicher sein will, dass man im Fall eines Falles eines zur Verfügung hat.

Das ist mir neulich aufgefallen, als ich einen Kurs gegeben und wegen WLAN-Problemen mein iPhone als Hotspot benutzt habe. Im Kurslokal gab es mehrere USB-C-Kabel für Laptops, aber kein Lightning fürs iPhone, sodass ich nur hoffen konnte, dass der iPhone-Akku auch bis ans Ende der Veranstaltung durchhält.

Mehr Ausdauer beim Akku

Das iPhone 14 war im Vergleich zum Vorgänger in einer Sache in Rückschritt: beim Akku. Und ja, wie hier beschrieben, bin ich vom iPhone 13 Pro Max umgestiegen. Das Pro Max hatte so viele Reserven, dass ich überhaupt nie in die Verlegenheit gekommen bin, den Stromspar-Modus einschalten zu müssen.

Beim iPhone 14 ist mir das im Gegensatz dazu häufig passiert. Wenn ich das Gerät tagsüber intensiv benutzt habe, dann hat die Batterie nicht bis in den Abend hineingereicht. Das hatte eine Art Flashback zur Folge: Wie früher beim iPhone 4 musste ich daran denken, die Powerbank einzupacken, wenn ich unterwegs war und sicher sein wollte, auch auf der Rückfahrt mein elektronisches SBB-Billett noch vorweisen zu können.

Nach einem Jahr zeigt das iPhone 14 eine maximale Kapazität von 89 Prozent und «Höchstleistungsfähigkeit» an. Trotzdem ist die Kapazität für meine Bedürfnisse zu knapp – und ich hoffe, dass das iPhone 15 diese Scharte auswetzt.

Ob diese Hoffnung gerechtfertigt ist, kann ich nicht endgültig beurteilen. Mein erster Eindruck ist leider, dass das wohl eher nicht der Fall ist und das neue Modell etwa ähnlich schnell schlappmacht, wie sein Vorgänger. Sollten sich diesbezüglich weitere Erkenntnisse ergeben, werde ich das hier auf alle Fälle nachtragen.

Fussnoten

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