Wie sich externe Geräte am iPad (und iPhone) nutzen lassen

Externe Fest­plat­ten und Kar­ten­leser, Bild­schir­me, Web-Kameras und Audio-Geräte: Was davon mit dem Tablet funk­tio­niert und wo Apple die Erwar­tungen enttäuscht.

Neulich habe ich meinen USB-Hub in einem Moment der Verwirrung nicht am Windows-PC, sondern am iPad angesteckt. Das ist grundsätzlich möglich, da ich das Pro-Modell in den Fingern hatte, das nicht mit Lightning-, sondern mit USB-C-Anschluss ausgestattet ist. Ich habe meinen Irrtum bemerkt – und mich dann sogleich entschieden, das sei eine gute Gelegenheit herauszufinden, was das iPad Pro mit den am Hub angehängten Geräten denn anzufangen weiss.

Denn wie wir wissen, vollzieht das iPhone den Schritt zu USB-C ebenfalls. Ich habe bislang kein iPhone 15 für derlei Experimente zur Verfügung. Aber die Vermutung liegt nahe, dass die Möglichkeiten bei Tablet und Smartphone ähnlich sein werden.

Dementsprechend habe ich natürlich die aktuelle Version von iPad OS 17 benutzt. Die Erkenntnisse sind durchzogen:

Speicherkarte und Festplatten

Die externen Datenträger sind kein Problem – weder die Festplatte noch die Speicherkarte.

Beginnen wir doch mit den erfreulichen Erkenntnissen. Speichermedien sind prinzipiell zugänglich. In der Dateien-App erscheint die Festplatte, die ich für den Windows-Dateiversionsverlauf verwende. Das erstaunt, da die mit NTFS formatiert ist; einem Dateisystem, dem Apple nicht sonderlich wohlgesonnen ist. Auch die Speicherkarte aus meiner Fotokamera wird angezeigt: Es steht uns nichts im Weg, Aufnahmen zu sichern und zu kopieren.

Nicht zu entdecken ist meine zweite Festplatte. Das ist allerdings nicht verwunderlich. Die ist mit Bitlocker Go verschlüsselt. Mit einer solchen Windows-Spezialität kann das Apple-Gerät natürlich nichts anfangen.

Der Monitor

Der externe Monitor zeigt im Test immer nur die gespiegelte Ansicht.

Am HDMI-Ausgang ist mein Monitor angeschlossen. Er wird vom iPad angesteuert, ohne dass ich irgendetwas tun müsste. Das Tablet spiegelt die Bildschirmausgabe auf dieses zweite Gerät. Gut zu wissen: Präsentationen ab einem iPad Pro oder iPhone 15 sind damit problemlos möglich.

Fürs Arbeiten ist der gespiegelte Bildschirm nicht sonderlich nützlich: Da würden wir den externen Monitor lieber einzeln bespielen – sei es, indem eine App unterschiedliche Inhalte anzeigt, sei es, indem wir je eine separate App anzeigen.

Ich teste einige Apps durch, die für den Dual-Monitor-Betrieb besonders geeignet wären (Bildbearbeitung, Videoschnitt) und versuche, Apps auf die beiden Anzeigen zu verteilen. Das probiere ich sowohl über die klassische Multitasking-Methode als auch mittels Stage Manager.

Theoretisch müsste zumindest letzteres gehen. Im iPad-Handbuch schreibt Apple im Abschnitt «App auf ein externes Display bewegen» Folgendes:

Wenn dein iPad (unterstützte Modelle) mit einem externen Display verbunden ist, kannst du auf beiden Bildschirmen arbeiten. Bewege dazu Apps und Fenster einfach zwischen den Bildschirmen und ordne sie nach deinen Bedürfnissen an.

Allerdings kriege ich es nicht hin – egal, was ich tue. Die Frage bleibt offen, ob ich mich dämlich anstelle, oder das iPad nicht mitspielt.

Die Webcam

Am Hub hängt auch eine uralte Webcam. Lässt die sich mit dem iPad Pro verwenden? Ich probiere als erstes Facetime: Und tatsächlich; ohne, dass ich etwas eingestellt hätte, erscheint dort das Livebild der Webcam. Alle anderen Anwendungen, die ich ausprobiere (Photo Booth, Skype, Riverside) verwenden die eingebaute Kamera und stellen keine Option zum Wechseln zur Verfügung.

Die externe Kamera liefert ihr Bild ans iPad. Verwenden lässt sich das aber nur in Facetime.

Das schmälert den Nutzen massiv. Aber ich bin überzeugt, dass sich dieses Problem schon bald kleiner werden wird. Denn mit dem iPhone 15 werden viele Leute auf die Idee kommen, externe Webcams zu nutzen, und darum ist es nur eine Frage der Zeit, bis die App-Entwickler nachziehen.

Das Audio-Interface

Aus reiner Experimentierlust schliesse ich auch mein externes Audiogerät an, das Scarlett Solo von Focus­rite. Es wäre grossartig, wenn sich das verwenden liesse, um mit dem iPad unkompliziert Texte einzusprechen oder Podcasts aufzuzeichnen. Darum wage ich einen ersten Versuch mit der erwähnten Riverside-App (fürs iPhone/iPad und Android), die für Podcast-Aufzeichnungen via Internet gedacht ist.

Wie beim Funken: Mit dem externen Audio-Interface kann man in Riverside nicht gleichzeitig hören und sprechen.

Die Riverside-App erkennt dieses Audiogerät, wie ein kleiner Popup-Dialog zeigt. Doch der sorgt bei mir für reichlich Konsternation:

Sprechen oder Hören: Aufgrund von iOS-Einschränkungen können Sie nicht gleichzeitig sprechen und hören, wenn ein externes Mikrofon angeschlossen ist. (Speak or listen: Due to iOS limitations you cannot speak and listen at the same time while an external mic is connected.)

Es gibt einen Knopf, mit dem ich zwischen Reden und Hören umschalten könnte. Da ich tatsächlich einmal eine Funkausbildung hatte, würde ich sogar daran denken, am Ende meines Votums «Aus» («Over») zu sagen. Trotzdem halte ich diese Einschränkung leider für so gravierend, dass ich von der Verwendung der Riverside-App am iPad Abstand nehmen werde.

Fazit

Andere mögen toleranter sein, aber ich fühle mich reichlich veralbert. Zwar ist es schön, dass sich iPad OS (und iOS) diesen externen Gerätschaften nicht grundsätzlich verweigern. Aber es reicht nicht, sie mittels Treibern zu unterstützen: Es bräuchte auch die Konfigurations-Möglichkeiten, um sie auszuwählen und in den einzelnen Apps sinnvoll zu nutzen. So bleiben wir als Nutzerinnen und Nutzer immer kurz vor dem Ziel stecken – und das ist mehr als frustrierend.

Und ja, ich weiss: Die Sache mit dem Audio ist eine komplizierte Sache – davon zeugt etwa diese Abhandlung hier. Aber immerhin: Mit genügend Ausdauer und Findigkeit kommen wir bei Windows und dem Mac ans Ziel, während beim iPad/iPhone das Scheitern endgültig ist.

Apple muss unbedingt über die Bücher: Entweder nachrüsten oder das iPad Pro umbenennen. Denn beim iPhone kann ich es verkraften, dass das nicht für externe Audio-Hardware ausgelegt ist. Aber bei einem Gerät mit Pro im Namen erwarte ich, dass es sich auch für Pro-Aufgaben nutzen lässt.

Beitragsbild: Wenn es um die Kooperation mit externen Geräten geht, hängt das iPad schräg in der Landschaft (Rahul Chakraborty, Unsplash-Lizenz).

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