Eine der charmantesten unter den sogenannten «versteckten Funktionen» beim iPhone ist die Möglichkeit, durch Klopfen auf die Rückseite eine Aktion auszulösen. Sie findet sich in den Einstellungen bei Bedienungshilfen > Tippen > Auf Rückseite tippen.
Es gibt die Möglichkeit, für zweimaliges und dreimaliges Klopfen je einen Befehl zu hinterlegen. Die Liste der möglichen Aktionen ist lang: Wir können den App-Switcher aufrufen, die Ausrichtungssperre ein- und ausschalten, ein Bildschirmfoto machen, den Homebodus aktivieren, die Lautstärke ändern, Siri aufrufen, die Taschenlampe, einschalten, das Gerät stummschalten oder eine von diversen Bedienungshilfen aufrufen.
Und vor allem ist es möglich, einen Kurzbefehl auszuführen – also eine der Aktionen, die wir in der Kurzbefehle-App hinterlegt haben.
Das ist toll, versetzt mich aber in ein Dilemma: Denn welche Aktion wäre geeignet, auf diese Weise ausgeführt zu werden? Nach dem Wechsel von iPhone 8 aufs iPhone 11 habe ich das Kontrollzentrum durch Doppelklopfen aktiviert – ich konnte mich nämlich nur schwer daran gewöhnen, dass man das bei letzterem nicht durch Wischen von unten, sondern durch Wischen von rechts oben aufruft. Aber befriedigend ist das nicht: Denn die Klopffunktion auf dem Altar meiner Unflexibilität zu opfern, ist sünd und schad.
Klar; eine bessere Idee ist, das Klopfen für eine clevere Automatisierung zu verwenden: Etwas, das wir oft tun, das im Alltag aber umständlich ist. Das spricht sehr für einen Kurzbefehl.
Ich habe vier Ideen zusammengetragen. Die meisten davon würden am besten funktionieren, wenn sich die Aktionen auch bei gesperrtem Telefon ausführen liessen. Das ist leider nicht der Fall. Darum vorab die Aufforderung an Apple, doch eine Option einzubauen, die das ermöglicht. Ein Sicherheitsrisiko wäre das nicht, weil das Resultat nur bei entsperrtem iPhone einsehbar wäre.
Der passende Fokus
Einen bestimmten Fokus einschalten, etwa Arbeiten, Zeit für mich oder Nicht stören. Die Idee: Wir können uns unkompliziert vor Störungen schützen oder dafür sorgen, dass wir uns nicht ablenken lassen – namentlich durch einen Homescreen, auf dem keine Apps zu sehen sind, die uns zum Zeitvertrödeln animieren.
Noch besser wäre ein Kurzbefehl, der beim ersten Klopfen Nicht stören (o.ä.) aktiviert und beim zweiten Mal klopfen den vorherigen Fokus wiederherstellt. Das ist allerdings schon höhere Programmierkunst, weil wir den Ursprungswert persistent speichern müssen. Das ist offenbar möglich, aber nicht trivial. Jedenfalls ein heisser Kandidat für meine Wenn ich einmal Zeit habe-Projektliste.
Einen tollen Song für später merken
Das passiert mir öfter: Es läuft ein Musikstück, das mir gefällt, und das ich gerne noch einmal hören würde – oder das ich mit einem Herzchen versehen oder einer Wiedergabeliste hinzufügen möchte. Doch wenn ich in Gesellschaft bin, dann ist es unhöflich, zu diesem Zweck zum Telefon zu greifen – und auch nach «Hey Siri» zu brüllen, wäre nicht gerade höflich. Aber ein unauffälliges Klopfen auf das mit dem Display nach unten liegenden Telefon sollte niemand als störend empfinden.
Also eine ideale Aufgabe für «Auf Rückseite tippen». Bleibt die Frage, wie genau die Dokumentation erfolgen soll. Wenn wir Musik mit Spotify hören, wäre es ideal, wenn wir aufs Herzchen (bzw. neuerdings aufs Plus-Symbol) klicken könnten. Allerdings ist das leider nicht möglich – noch immer verweigert sich Spotify der Steuerung per Siri, Sprache und Kurzbefehle.
Darum scheint mir die einfachste Methode die Shazam To Notes-Aktion zu sein.
Ein Getränk protokollieren
Ich nutze seit Jahren die Waterminder-App: Das hat sich bewährt, weil ich tatsächlich mehr trinke als früher, was mir augenscheinlich guttut. Doch auch das Protokollieren der Getränke ist während gemeinsamen Essen nicht unbedingt opportun – zumal man der Ansicht sein könnte, dass Eltern am Familientisch mit gutem Beispiel vorangehen und entsprechend nicht am Handy rummachen sollten.
Das Problem ist allerdings, dass das nur funktioniert, wenn wir dafür immer die Gläser mit dem gleichen Fassungsvermögen verwenden – und wenn wir immer das gleiche Getränk zu uns nehmen (bei Waterminder zwischen Tee, Wasser, Limo, Saft etc. unterschieden, damit diese Protokolliererei auch statistisch etwas hergibt).
Trotzdem funktioniert die Erfassung auch mittels Klopfen: Ich habe dafür die Einheit 100 Milliliter Wasser hinterlegt: Falls ich ein Zweidezi-Glas ausgetrunken habe, dann doppelklopfe ich zweimal, beim Dreidezi-Glas dreimal. Und wenn es kein Wasser, sondern Bier war, ändere ich den Eintrag nachträglich ab – das ist kein Problem.
Geistesblitze festhalten
Eine Sache, die nicht einfach genug sein kann, ist das Festhalten von Spontan-Ideen. Die sind oft so flüchtig, dass sie uns schon wieder abhandengekommen sind, nachdem wir das Telefon entsperrt, die Notiz-App hervorgeholt und mit Tippen begonnen haben. Darum wäre es ideal, wenn wir bloss klopfen müssten, um eine Aufnahme zu starten, sodass wir unsere Idee bloss vor uns hin brabbeln müssten.
Dafür steht in der Kurzbefehle-App der Befehl Text diktieren zur Verfügung, den wir dann z.B. an die Notiz-App weiterleiten können. Diese Methode funktioniert allerdings nur, wenn die Texterkennung uns auch richtig versteht – und darauf würde ich mich nicht verlassen wollen. Es gibt alternativ auch den Befehl Aufnahme erstellen, der die Sprachmemo-App in Aktion versetzt. Der Nachteil ist, dass die Aufnahme nicht automatisch nach einer gewissen Zeit stoppt.
Wenn ihr dafür einen Trick habt, dann freue ich mich über einen Kommentar. Ebenso, falls ihr weitere Vorschläge habt, wie sich die Klopffunktion sinnvoll nutzen lässt.
Beitragsbild: Auch die Hinterseite ist empfänglich für Befehle (Onur Binay, Unsplash-Lizenz).
Super Tipp!