Ein nicht wirklich geglückter Wiederbelebungsversuch

Ist das Genre der «End­less Runner» wie «Minion Rush» oder «Temple Run» tot? «Populus Run» will den Ge­gen­be­weis antreten – aber ganz glückt es nicht, an die guten alten Zeiten des Ba­na­nen- und Dia­man­ten­sam­melns an­zu­knüpfen.

Vor gut zehn Jahren ist es mit den Endless Runner-Spielen losgegangen: Mit Temple Run 2, Alto’s Adventure, Lara Croft: Relic Run, Subway Surfers und Sonic Dash.

Vor vier Jahren hat das Genre noch einmal einen kleinen Aufschwung erlebt. Aber seitdem tut sich nicht viel Neues. Das merken wir daran, dass die eingefleischten Fans noch immer Minion Rush anhängen.

Neulich hat mich allerdings die Hoffnung gepackt, es könnte tatsächlich eine zeitgemässe Idee dieses Spielprinzips geben: Apple hat nämlich im Store eine Story unter dem Titel Laufen ohne Ende veröffentlicht. Doch die Liste mit zwanzig Titeln entpuppte sich als Best-of mit vielen alten Bekannten. Die paar Titel, die ich nicht ausprobiert habe, entpuppten sich aber ebenfalls als gut abgehangen: Super Mario Run hat schon acht Jahre auf dem Buckel, Geometry Dash sogar zehn und Jetpack Joyride sogar 13.

Der endlose Volkslauf

Immerhin, einen Titel aus diesem Jahrzehnt habe ich entdeckt. Er heisst Populus Run und war ursprünglich für Apple Arcade entwickelt worden. Seit dem November 2023 ist es im freien Store erhältlich und kostet in der Vollversion vier Franken.

Diese Variante wirkt in der Tat moderner als die Vertreter aus dem letzten Jahrzehnt. Wir müssen nicht auf drei fixen Spuren hin und her wechseln, sondern können uns auf der Laufbahn frei bewegen. Die Steuerung erfolgt nicht über Wischgesten, sondern durch Tippen auf virtuelle Joystick-Knöpfe am linken und rechten Bildschirmrand.

Den Killer-Süssigkeiten sollten wir nicht zu nahe kommen.

Originell ist die Idee, dass wir nicht alleine laufen, sondern unterwegs Leute aufsammeln: Wenn wir einsame Gestalten direkt ansteuern, fügen sie sich in die Gruppe ein und rennen mit. Wir können unterwegs auch Mitglieder unserer Laufgruppe verlieren: Wenn wir uns zu nah an den Rand der Laufstrecke bewegen, fallen sie in den Abgrund. Oder sie werden von Süssigkeiten wie hüpfenden Macarons und rollenden Donuts zerquetscht oder mitgerissen. Stattdessen sollten wir gesunde Lebensmittel wie Bananenscheibchen einsammeln.

Was ist aus dem anarchistischen Minions-Humor geworden?

Und ja, dieser erzieherische Ansatz nervt. Ich spiele so ein Spiel des Spasses wegen, und nicht, um meine Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen. Zu dem Genre gehört – und «Minion Rush» ist das Paradebeispiel – der anarchistische und eher grobe Humor.

Auch die Steuerung ist zwar moderner, aber meines Erachtens nicht wirklich eine Verbesserung. Da die rennenden Figuren vergleichsweise träge reagieren, ist es schwierig, sie auf sicheren Pfaden zu navigieren: Es geht weniger um die schnelle Reaktion als vielmehr um das Fingerspitzengefühl. Das macht das Spiel schon im ersten Level verflixt schwierig.

Die gute alte Zeit kommt nicht zurück

Kurz: Ich bin mit«Populus Run» nicht warm geworden. Die Steuerung bei den Minions oder «Temple Run» ist im Vergleich wohl banaler, aber unschlagbar effizient. Und es die unterschiedlichen Laufstrecken, die vielerlei Powerups und Hindernisse führen dazu, dass wir zwar nicht «endless», aber doch erstaunlich lang dabeibleiben. Im Vergleich dazu ist dieser Volkslauf etwas blass und die Grafik nicht so nahbar und liebevoll. Immerhin kann sich der Soundtrack hören lassen.

Unter dem Strich bleibt es dabei, dass ich mich wohl wie schon früher – bei den Adventures und den interaktiven Filmen – damit abfinden muss, dass jedes Spielgenre seine Zeit hat und meist eher zu früh als zu spät dem Wandel des Zeitgeists zum Opfer fällt.

Kommentar verfassen