Der Laptop liefert bei Videotelefonaten und -konferenzen eine oft nicht gerade vorteilhafte Perspektive. Die eingebaute Laptop-Kamera zielt von unten in die Nasenlöcher oder – wenn wir mit separatem Bildschirm und Tastatur arbeiten – auch in eine leere Zimmerecke.
Dieses Problem vermeiden wir mit einer externen Webcam. Oder wir nutzen das Smartphone, um uns optimal ins Bild zu rücken. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
- In der Apple-Welt klappt das standardmässig. Mit Apple Ventura wurde die sogenannte Integrationskamera eingeführt: Mit der liefert die iPhone-Kamera ein Livebild an den Mac.
- Die EpocCam-App sendet das Kamerabild ab iPhone und iPad an einen Mac oder einen Windows-PC.
- Die Droidcam-App verwandelt das Android-Telefon oder iPhone in eine Webkamera für Windows
An dieser Stelle soll es um diese Droidcam-App gehen. Die App fürs Telefon gibt es für Android im Google Play-Store und fürs iPhone und iPad im App Store. Der Treiber für den Empfang existiert für Windows und Linux.
Gratis oder mit der Pro-Variante in HD
Sowohl App als auch Client sind kostenlos, aber es gibt eine Pro-Version für einmalig zwölf Franken oder als Abo für fünf Franken im Jahr. Die liefert Full-HD-Video oder sogar 4k und erlaubt eine Fernsteuerung der Kamera am PC.
Ich habe sowohl die Android-Version (mit dem Pixel 8 Pro) als auch die iPhone-Version (mit dem iPhone 15 Pro) getestet und es hat in beiden Fällen einwandfrei funktioniert.

Die Verbindung erfolgt entweder per WLAN oder per USB-Kabel. Wenn wir drahtlos senden, ist der PC normalerweise der Client. Es gibt auch die Möglichkeit, ihn als WLAN-Server zu nutzen. Doch weil die Standardmethode in meinem Fall auf Anhieb klappte, habe ich diese zweite Variante nicht ausprobiert.
Wir können wählen, ob wir Video und/oder Audio übertragen lassen wollen. In der Gratisversion der App lässt sich das Bild nicht drehen, was bedingt, dass wir das Handy richtig halten müssen, damit das Bild nicht auf dem Kopf steht oder auf der Seite liegt. Auf alle Fälle brauchen wir ein Stativ oder eine Halterung fürs Smartphone. Denn sonst kippt das Telefon garantiert in den ersten Minuten um oder das Bild ist noch unvorteilhafter als mit der Laptop-Kamera.
Auch für die grosse Twitch-Show geeignet
Natürlich habe ich auch ausprobiert, ob das Livebild in der Videoconferencing-Software ankommt. Mit Skype oder auch Webex wars kein Problem, das Handy auszuwählen: Es erscheint als Droidcam Source 2 und Droidcam Source 3 im Auswahlmenü, wobei beide Optionen das gleiche Bild zu liefern scheinen.

Auch bei einem Testlauf via Browser und Google Meet hat es geklappt; dort lässt sich die Kamera ebenfalls über die Einstellungen auswählen. Doch wie hier besprochen kann die Wahl von Mikrofon und Kamera im Browser tückisch sein. Darum empfehle ich unbedingt einen vorgängigen Testlauf, wenn Droidcam zum Einsatz kommen soll.

Ein abschliessender Tipp: Ich habe Droidcam auch mit OBS Studio ausprobiert. Das ist eine ausgeklügelte Software fürs Live-Streaming, die auch komplexe Konfigurationen zulässt. Mit diesem Programm ist es möglich, mehrere Kameras gleichzeitig oder mittels Umschneiden zu benutzen. Auch Droidcam lässt sich in so einer Konstellation hervorragend verwenden, sodass das Smartphone z.B. zum Einsatz kommen könnte, wenn etwas vorgeführt oder auf einem (realen) Whiteboard gezeigt werden soll.
Beitragsbild: Die Kameraperspektive, die auch «der Nasenblick» genannt wird (LinkedIn Sales Solutions, Unsplash-Lizenz).