Der Kamera-Vergleich von iPhone und Google Pixel

Was taugt das Pixel 8 Pro? Ich fokus­siere mich bei dieser Frage auf die Kamera des neuen Vorzeige-Smartphones von Google, und ich vergleiche sie nicht nur mit der des iPhone 15 Pro, son­dern auch mit meiner Spie­gel­reflex.

Anfang Oktober hat Google neue Pixel-Geräte angekündigt und mitgeteilt, dass die endlich auch in die Schweiz kommen. Bislang waren das Smartphone, die Kopfhörer und die Uhr nur als Grauimport zu uns gelangt.

Ich habe Testgeräte bekommen und mir die Pixel Watch 2 und die Pixel Buds Pro bereits näher angeschaut. Nun kommt an dieser Stelle das Pixel 8 Pro zum Zug (Amazon).

Das Telefon macht einen guten Eindruck: Es ist schnell und hat eine überzeugende Bildschirmdarstellung, die auch beim Vollgas-Scrollen nicht hakelt. Allerdings, zugegeben, mein Vergleichsgerät aus der Android-Welt ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es handelt sich um das Nokia 7.2, dem die letzten Betriebssystem-Updates nicht gutgetan haben.

Mein grösster Kritikpunkt ist die allzu glatte Rückseite. Die Gefahr, dass es aus der Hand rutscht, erschien mir so gross, dass ich das Telefon in eine Hülle gepackt habe – etwas, das ich sonst nie tue.

An dieser Stelle konzentriere ich mich auf die Kamera. Ein Leser wollte von mir nämlich neulich wissen, wie gut die sei. Und da das nach wie vor eines der wichtigsten Kriterien beim Umstieg auf ein neues Smartphone ist, bin ich auf die Idee gekommen, hier einen Vergleich mit dem hier getesteten iPhone 15 Pro anzustellen.

Ausserdem habe ich meine Nikon D7000 mitgenommen, um auch einen Vergleich zur «klassischen» Fotografie herstellen zu können. Wie gut schlagen sich zwei der Top-Smartphones im Vergleich zu einer digitalen Spiegelreflexkamera mit «richtigen» Objektiven? Und ja, der Vergleich hinkt, weil die Spiegelreflexkamera 13 Jahre auf dem Buckel hat. Es wäre fairer gewesen, ebenfalls ein aktuelles Modell ins Rennen zu schicken. Aber so eines hatte ich leider nicht zur Hand.

Die Normalperspektive

Als Erstes habe ich einen Vergleich in der Normalperspektive angestellt; also mit Zoom-Einstellung auf 1, was bei beiden Smartphone-Modellen einer Brennweite von sieben Millimetern entspricht.

Die Normalperspektive mit dem Google Pixel 8 Pro.
Die Normalperspektive mit dem iPhone 15 Pro.

Beides sind einwandfreie Aufnahmen, aber mit der Kamera-Automatik belichtet nicht sonderlich attraktiv. Ich finde die etwas dunklere Variante des Pixel passender zur Herbststimmung und der Weissabgleich des iPhones ist nicht wirklich gelungen; das Bild ist mir zu gelblich.

Trotzdem ziehe ich die iPhone-Variante vor: Die Kamera-App des Pixel zieht die Kontraste für meinen Geschmack zu weit auf, was die Bearbeitung erschwert. Denn wenn wir starke Kontraste haben möchten, können wir jederzeit selbst entsprechend einstellen.

Wir kennen das von der Spiegelreflex-Kamera, die standardmässig flaue Bilder liefert. Das deswegen, weil das den Spielraum in der Nachbearbeitung erhöht und der Fotograf darüber entscheidet, wie sehr seine Aufnahmen auf Effekt getrimmt werden.

Die Schärfe im Detail

Ein Vergleich mit 50-mm-Äquivalent: Links Pixel, in der Mitte das iPhone und rechts Nikon.

Beim ersten Vergleich ist der Ausschnitt der Nikon-Kamera massgeblich: Ich habe meine 50-mm-Festbrennweite aufgesetzt, die auf dem APS-C-Sensor einer Brennweite von 80 Millimetern entspricht und bei allen Geräten mit den Standardeinstellungen fotografiert.

Die Bilder sind nicht nachbearbeitet – allerdings ist offensichtlich, dass sowohl das Pixel links als auch das iPhone in der Mitte die Aufnahme von Haus mit diversen Tricks aufmotzen: Sie schärfen nach und wenden HDR-Methoden an, um dem Bild einen grösseren Dynamikumfang zu geben. Bei den beiden Smartphone-Fotos hat der Himmel noch Zeichnung, während die bei der Aufnahme mit der Nikon-Kamera ohne eine solche Nachbearbeitung etwas ausgebrannt ist.

Die Unterschiede liegen im Detail: Das Pixel schärft für meinen Geschmack das Foto zu stark. Es hat zu harte Konraste und das Foto ist zu kühl ausgefallen.

Aber schauen wir uns das Bild doch im Detail an:

Die gleiche Aufnahme wie vorher im 1:1-Vergleich (wiederum links das Pixel, in der Mitte das iPhone und rechts Nikon).

Das ist die Anzeige auf hundert Prozent gezoomt – zumindest, wenn das Bild vom Browser nicht skaliert wird. Hier liefert das Pixel (links) die schlechteste Darstellung: Es sind starke Kompressions-Artefakte zu sehen und der Text auf der Anzeigetafel ist kaum zu entziffern. Die Darstellung des iPhone Pro in der Mitte ist deutlich besser. Es gibt die gleichen Effekte zwar auch zu sehen, aber viel weniger stark ausgeprägt.

Die natürlichste 1:1-Darstellung hat die Nikon-Kamera mit der Festbrennweite. Und mit einer AF-Feinabstimmung wäre bei der Schärfe sicherlich noch mehr rauszuholen.

Weitwinkel

Aber vergleichen wir die Weitwinkel-Kamera:

Die Weitwinkel-Aufnahme des Google Pixel 8 Pro.
Die Weitwinkel-Aufnahme des iPhone 15 Pro.

Wie wir sehen, ist das Pixel Pro deutlich weitwinkliger als das iPhone. Die etwas dunklere und wärmere Belichtung des Pixel gefällt mir besser und die Gelbtöne macht das iPhone zu grell.

Als Ausgangsmaterial für eigene Bearbeitungen würde ich wiederum die iPhone-Variante vorziehen – auch wenn in diesem Fall die Darstellung der Fensterpartien beim Pixel viel differenzierter ausfällt und ein starkes Argument für das Google-Telefon liefert.

Das Fünffach-Zoom

Das Pixel 8 Pro wirbt mit einem fünffachen optischen Zoom. Da das iPhone 15 Pro nur ein Dreifach-Zoom hat – ein fünffach-Zoom gibt es nur beim Modell Pro Max, das mir nicht zur Verfügung steht – habe ich einen Vergleich mit meiner Nikon-Kamera angestellt und Handgelenk mal Pi eine äquivalente Brennweite (120 Millimeter) den gleichen Ausschnitt gewählt.

Das Fünffach-Zoom des Pixel 8 Pro.
Im Vergleich dazu die Nikon mit einem Zoom-Tele-Objekt und einer Brennweite von 120 Millimetern.

Wie wir sehen, ist der Verlauf der Tiefenschärfe bei der Smartphone-Kamera nicht im Geringsten mit der des grossen Objektivs zu vergleichen. Es bleibt Geschmackssache, welche Variante wir bevorzugen. Ich finde die Variante mit der grösseren Schärfenstaffelung schöner. Auch schärft das Pixel für meinen Geschmack die Aufnahme zu stark.

Eines muss man dem Pixel lassen: Mit seinen Computational photography-Tricks gelingt es ihm, im Himmel Details zu bewahren – namentlich die Sterne der Weihnachtsbeleuchtung –, die bei der Aufnahme der Nikon-Kamera fast völlig verloren gehen.

Die Selfie-Kamera

Die Selfie-Kamera im Vergleich: links vom Pixel, rechts vom iPhone.

Bei der Selfie-Kamera gewinnt das Pixel: Zwar ist die Aufnahme wiederum zu stark geschärft und der Kontrast ist zu weit aufgedreht. Aber im Vergleich dazu wirkt die iPhone-Aufnahme zu gelblich – und sie bildet etwas mehr von der Umgebung ab, was dieser Aufnahme guttut.

Fazit: Beide Smartphones haben hervorragende Kameras. Weil die Aufnahmen standardmässig so stark bearbeitet werden, ist es schwer zu sagen, wo die Hardware aufhört und die Algorithmen anfangen: Die Algorithmen hat Apple besser im Griff. Doch bei Hardware, so scheint es mir, hat Google die Nase einen Millimeter vorn.

Ich werte den Test als Unentschieden – aber jeder hat seinen eigenen Geschmack und die persönlichen Vorlieben. Darum: Entscheidet selbst!

Eines macht der Vergleich klar: Es gibt weiterhin triftige Gründe, die alte Spiegelreflexkamera nicht im Schrank verstauben zu lassen. Egal, was die Smartphones auch an Tricks parat haben: «Richtige» Kameras liefern die schöneren Fotos.

Nachtrag: Der Makrovergleich

Da ich über per Kommentar um einen Vergleich der Makro-Funktion gebeten wurde, ergänze ich den gern.

Wie schlagen sich die beiden Smartphones im Nahbereich? Die Oliven sind in Realität um die zwei Millimeter gross. Links das Pixel 8 Pro, rechts das iPhone 15 Pro.

In der Disziplin ist das Pixel Pro der Sieger: Es ist mir zwar deutlich schwerer gefallen, ein scharfes Bild hinzubekommen und so ganz scharf ist die vorderste Olive nicht. Das Fokussieren hat das iPhone besser drauf. Doch das Resultat beim Google-Telefon ist weniger verrauscht ausgefallen, und es wirkt natürlicher.

👉 Zum Weiterlesen: Was die Fotoreparatur am Google Pixel 8 taugt

4 Kommentare zu «Der Kamera-Vergleich von iPhone und Google Pixel»

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