Segas Copyfail

«Sonic Dash» von Sega ist ein Endless Runner-Titel mit interessanten Ansätzen, der letztlich aber nicht überzeugt.

Wie schon häufiger deklariert, habe ich den Anspruch, zur alleinigen Autorität in Sachen Endless Runnern aufzusteigen¹. Darum kam ich nicht umhin, mir «Sonic Dash» von Sega (Android und Apple App Store) anzusehen. Und das, obwohl mir Sonic the Hedgehog von Grund auf unsympathisch ist. Wahrscheinlich, weil er wie ein geschleckter Popper aussieht, die in meiner Jugend als «dubios» galten. Ja, ich komme ursprünglich vom Land.

Rennbahn mit Hindernissen, wie man sich das bei den Endless Runnern halt gewöhnt ist.

Um es kurz zu machen: Ich werde nicht nur mit Sonic nicht warm, auch das Spiel hat mich nicht gepackt. Es ist ein fantasieloser Abklatsch von «Minion Rush» (Android, Apple App Store, hier besprochen), was insofern bemerkenswert ist, als dass auch dieser Titel von Game Loft kein generisches Produkt darstellt, sondern offensichtlich von «Temple Run» (Android, Apple App Store) inspiriert ist.

Wenn schon kopieren, dann klever!

Nun ist es IMHO durchaus legitim, sich Spielideen «auszuleihen». Das Prinzip des Endless Runner ist attraktiv genug, um sich zum eigenständigen Genre zu entwickeln, in so viele Varianten gibt, wie sich das globale Entwicklerhirn auszudenken vermag. Auch die Idee mit der Third-Person-Perspektive darf gern rezykliert werden. Bei ihr sieht man die Spielfigur von hinten, sodass man als Spieler quasi selbst auf der Rennpiste steht. Das finde ich attraktiver als die Seitenperspektive, die bei den Begründern des Endless-Runner-Genre Verwendung fand und die man bei «Alto’s Adventure» zu sehen bekommt (Apple App Store, hier besprochen).

Eingebaute Minigames à la Minion Rush. Nett immerhin die Unterwasserwelt (rechts).

Allerdings muss man, wenn man sich eine Spielidee ausleiht, etwas Eigenständiges und Nennenswertes zur Entwicklung des Genres beitragen. Das ist Sega nicht gelungen. Die 3-D-Grafik von «Sonic Dash» ist zwar üppig und detailreich, aber nicht so liebevoll und detailversessen wie die von «Minion Rush». Dieses Spiel erzählt mittels Animationen eine kleine Rahmenhandlung, und die Minions sind grandios animiert – selbst die Tonspur des Spiels ist von erster Güte. «Minion Rush» hat über die letzten Versionen noch einmal zugelegt. Die täglichen und wöchentlichen Missionen, die Spezialmissionen zum 1. April und Valentinstag sind perfekt darauf ausgelegt, den Spieler bei der Stange zu halten (auch weil Gameloft das Free-to-Play-Prinzip zur Perfektion getrieben hat).

Alles wie gehabt

Auch beim Gameplay habe ich in «Sonic Dash» nichts Generisches entdeckt. Es gibt, wie bei «Temple Run» und «Minion Rush» eine Spielwährung, die man selbst erspielen kann (hier sind es Ringe, bei den anderen beiden Spielen Goldmünzen bzw. Bananen) und eine Währung, die es nicht oder nur selten im Spiel zu gewinnen gibt, und die man als In-App-Kauf erwerben kann (Ringe mit Stern bei «Sonic Dash», grüne Diamanten bei «Temple Run», Marken bei «Minion Rush»). Die Power-Ups ähneln sich bei allen Spielen und es gibt überall eingebettete Mini-Games. Bei «Sonic Dash» hat Sega als Gipfel der Ideenlosigkeit sogar das Duell gegen Vector, El Macho, Ventrilo und Meena geklaut. Das macht das Spiel zum Rip-off.

Übernommen hat Sega auch das Prinzip der In-App-Käufe. Man kann, wie bei einen Verdoppler kaufen (bei «Minion Rush» die goldene Banane, bei «Temple Run» der Coin Doubler). Es gibt einen In-App-Kauf zur Wiederbelebung. Man kann zusätzliche Spielfiguren erwerben. Alles wie gehabt.

Fazit: Ein Copyfail, Sega!

Die üblichen Tricks: Tägliche Missionen sollen den Spieler bei der Stange halten, damit er im Store (rechts) gefälligst Geld ausgibt.

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