Das Tagebuch des 21. Jahrhunderts

Moles­kine Jour­ney ist eine App, mit der wir unser täg­liches Leben doku­men­tieren und planen: Wir führen Tage­buch über Akti­vi­tä­ten, Gewohn­hei­ten, Körper­ge­wicht und Er­näh­rung, setzen uns, wenn wir denn wollen, Selbst­op­ti­mie­rungs-Ziele.

Moleskine heissen die bekannten und beliebten Notizbücher, die einige charakteristische Merkmale haben. Eines davon ist das Gummiband, das dafür sorgt, dass die Bücher in der Mappe oder im Rucksack geschlossen bleiben und keine Seiten umgeknickt werden. Es gibt von Moleskine auch Apps, etwa Timepage, eine richtig vernünftige Kalender-App.

Eine weitere App ist Moleskine Journey. Die gibt es fürs iPhone, iPad und den Mac, sowie für Android. Und ihren Sinn und Zweck zu beschreiben, ist gar nicht so einfach: Falls ich die Sache richtig verstanden habe, hat sie den Zweck, alle die persönlichen Informationen entgegenzunehmen, die wir typischerweise in ein Notizbuch schreiben. Im Unterschied zu einem normalen Notizbuch will die App diesen Aufzeichnungen Struktur geben. Zwei Funktionen stehen im Vordergrund: das Dokumentieren und das Planen.

Dieses Dankbarkeits-Tagebuch stammt, unter uns gesagt, nicht von mir.

Im Hauptfenster gibt es im Wesentlichen zwei Bereiche: Eine Tagesübersicht und einen Bereich für Projekte. Im ersten Bereich erscheinen die Termine, die wir in einer Kalender-App erfasst haben. Diese Ansicht können wir nach unserem Gusto erweitern, indem wir rechts unten aufs Plus-Symbol tippen. Nebst Erinnerungen und Terminen richten wir so diverse Bereiche ein.

Eine üppige Auswahl an Spezial-Tagebüchern

Es gibt hier folgende Ablagen zur Auswahl:

  • Einfaches Tagebuch: In dem erfassen wir in ein paar Stichworten oder ausführlich die Aktivitäten des Tages und die Gefühlslage.
  • Fototagebuch: Für Leute, die Erlebnisse lieber in Bildform festhalten.
  • Gewohnheitentagebuch: Das eignet sich für Aktivitäten, die wir in einer gewissen Regelmässigkeit betreiben möchten. Wir tragen die Gewohnheit ein und markieren sie mit erledigt oder nicht erledigt – das soll eine Selbstkontrolle ermöglichen.
  • Tägliche Routinen: Dieses Tagebuch ähnelt dem Gewohnheitentagebuch, ist aber noch ausgeklügelter, indem in der Monatsübersicht angezeigt wird, wie viele der täglichen Routinen wir an welchem Tag erledigt haben.
  • Wöchentliche Ziele, monatliche Ziele und Vorsätze fürs Jahr: Das sind Listen, die wir während einer etwas längeren Frist erledigen wollen. Wir erfassen sie als To-Do-Liste, die wir in der angegebenen Zeit abhaken – oder eben nicht.
  • Ernährungstagebuch: Wir protokollieren unsere Mahlzeiten und ergänzen diese Aufzeichnungen, wenn wir wollen, mit Notizen und Fotos.
  • Stimmungstagebuch: Das ist der Bereich, in der wir unsere Gefühlslage eintragen und mittels Stichworten (Tags wie Arbeit, Familie, Reisen oder Sport) Aktivitäten erfassen. Es gibt ein Notizfeld für die Gedanken und die Möglichkeit, dem Tag eine Note von eins bis zehn zu geben.
  • Achtsamkeits-Tagebuch: Hier geht es darum einzutragen, worauf wir pro Tag unsere Aufmerksamkeit richten wollen und was die Herausforderungen sind.
  • Ausgaben-Tagebuch: Auch der monetären Seite des Lebens widmet sich diese App, indem wir Ausgaben und Einnahmen eintragen und mit Notizen versehen können.
  • Gewichtskontrolle-Tagebuch: Hier gehts, klar, darum, was die Waage für Erkenntnisse bereithält.
  • Schlaf-Tagebuch: Das ist eine Möglichkeit, die Zubettgeh- und die Aufwach-Zeit zu erfassen, Schlafprobleme zu vermerken und einzutragen, wie gut oder schlecht wir geschlafen haben.
  • Tagebuch für die geistige Gesundheit: Das ist dazu da, zu erfassen, was uns guttut und was eher nicht.

Da viele der Daten strukturiert erfasst werden, entsteht die Möglichkeit, sie in einer Monatsübersicht anzuzeigen: Als Nutzerin oder Nutzer sehen wir z.B. via Stimmungstagebuch den Gemütsverlauf und die guten sowie schlechten Tage. Und wir können kontrollieren, ob wir die selbstgesteckten Ziele erreicht haben oder nicht. Dafür hält die App auch hübsche Widgets bereit, die diese Informationen auf den Homescreen bringen.

Für den einen passt das – für den anderen nicht

Sehr eindrücklich sieht meine Startseite nach der Testphase nicht aus.

Ich kann an dieser Stelle nicht wirklich beurteilen, wie gut sich Moleskine Journey im Alltag bewährt. Erstens habe ich die App nicht so gründlich getestet, wie es für ein abschliessendes Urteil notwendig wäre. Es liegt auf der Hand, dass sich das erst nach einigen Wochen ernsthafter Nutzung beurteilen liesse. Das braucht Zeit, auch wenn natürlich nicht die Idee besteht, dass jeder Nutzer und alle Nutzerinnen sämtliche Module bespielen müssen: Nein, natürlich ist die Idee, dass wir diejenigen Tagebücher führen, die für unser Leben relevant sind und wo wir uns ein Verbesserungspotenzial versprechen.

Zweitens ist es auch eine persönliche Sache, wie detailliert man sein Leben dokumentieren will. Für mich ist das derzeit keine Priorität. Ich habe mit mehreren Apps Anläufe genommen, aber gemerkt, dass mein Leben durch die allgemeine Nutzung von Smartphone und Computer ausreichend dokumentiert wird: Ich sehe in meinem Artikelarchiv, womit ich mich beschäftigt habe. Meine Sportuhr sammelt Daten zu den körperlichen Aktivitäten und zum Schlaf und von den wichtigen Ereignissen und Ausflügen entstehen Fotos: Das reicht mir derzeit völlig – und der Selbstoptimierungs-Impetus, mit dem einem die App gleich beim Start begegnet, ist mir fremd.

Für Leute, denen viele Apps ein Graus sind

Trotzdem gefällt mir der holistische Ansatz von Moleskine Journey: Die Idee, alle diese Informationen in einer App zu haben, hat etwas für sich und könnte Leuten helfen, die das Gefühl haben, sich zwischen Kalender, To-do- und Notizen-App und Projektplaner zu verzetteln, helfen könnte. Sie sollten sich die App einmal ansehen.

Die App lässt sich kostenlos in sehr eingeschränkter Form nutzen. Für die ernsthafte Anwendung ist das Premium-Abo notwendig, das 25 Franken pro Jahr kostet. Zu erwähnen ist, dass es eine ausführliche Anleitung zu der App gibt. In der werden auch Exportmöglichkeiten beschrieben, die es für die Tagebücher und für die Gewohnheiten gibt, aber anscheinend nicht für die ganze Datenmenge – die aus der App ziehen zu können, wäre mir allerdings noch wichtig.

Spannend wird der Vergleich zu Apples Tagebuch-App Journal sein, die mit iOS17 im Herbst auf den Plan tritt.

Beitragsbild: So geht es natürlich auch im 21. Jahrhundert noch (Disruptivo, Unsplash-Lizenz).

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