Sieben Dinge, die dem iPhone fehlen

Was fehlt zum ab­so­lut­en Glück? In ein paar Berei­chen zieht Apples Telefon beim Ver­gleich mit An­dro­id den kürzeren – vor allem aus Sicht des Nerds.

Neulich bin ich auf Twitter einer Umfrage begegnet, bei der iPhone-Nutzerinnen und Nutzer sagen sollten, welche Funktionen aus der Android-Welt sie sich denn wünschen würden. Ich fand die Antworten nicht sonderlich ergiebig. Deswegen präsentiere ich hier meine Vorschläge, welche Features Apple unbedingt bei Google abkupfern sollte:

7) T9 beim Telefonieren

Android schlägt passende Nummern und passende Namen vor.

Eine der Nennungen aus der Twitter-Umfrage war mir tatsächlich unbekannt. Es handelt sich um die Möglichkeit, bei Android in der Telefon-App über den Ziffernblock Kontakte aus dem Adressbuch auszuwählen.

Das funktioniert mit dem T9-System, mit dem viele von uns in der Vor-Smartphone-Ära über die neun Zifferntasten der Wähltasten ihre SMS getippt haben. Zur Eingabe von Text achtet man auf die Buchstaben unterhalb der Zahlen; für A drückt man einmal die Zwei, für B zweimal die Zwei, für C dreimal die Zwei, für D einmal die Drei, und so weiter.

Wenn man bei Android Eingaben direkt über die Wähltasten macht, schlägt das Telefon automatisch passende Kontakte vor. Abgeglichen wird die Ziffernfolge mit den Nummern und die Buchstaben-Entsprechung mit den Namen.

Das ist praktisch und effizient.

6) Zwei Apps nebeneinander

Zwei Apps nebeneinander gehen nicht – zwei Websites aber schon.

Beim iPad dürfen wir zwei Apps nebeneinander platzieren. Beim iPhone ist das nicht möglich; selbst bei den grossen Pro Max-Modellen nicht. Dabei wäre es in vielen Fällen praktisch, gleichzeitig zwei Dinge im Auge behalten zu können, etwa Notizen, der Kalender oder eine Website.

Ein kleiner Tipp: Es gibt Leute, die im Web behaupten, es gäbe die zweigeteilte Anzeige auch beim iPhone. Die meinen manchmal die Bild-in-Bild-Darstellung, die mit Videos möglich ist. Oder sie beziehen sich auf die App eines Drittherstellers, die zwei Bereiche für unterschiedliche Inhalte bereithält. Der klassische Fall sind zwei parallele Websites.

Das ist aber nicht das, was ich unter einem echten Splitscreen verstehen würde. Trotzdem habe ich einige solcher Apps getestet und stelle sie hier vor.

5) Die austauschbaren Launcher

Beim iPhone gibt es kein Herumkommen um den klassischen Homescreen – also das Springboard, auf dem die App-Icons und die Widgets zu finden sind. Ich habe immer mal wieder an diesem Homescreen herumgemäkelt. Mit den Widgets, der App-Mediathek von iOS 14 und der neuen Möglichkeit, über die Fokus-Einstellungen verschiedene Homescreens für unterschiedliche Zwecke einzurichten, bin ich inzwischen wieder mit Springboard versöhnt.

Trotzdem und aus Prinzip finde ich es gut, eine Wahlfreiheit zu haben. Einige der Launcher, die mir gut gefallen, habe ich hier erwähnt.

4) Standard-Apps

Zu einem anständigen Betriebssystem gehört, dass wir mehrere Apps für den gleichen Zweck haben dürfen – und wir festlegen können, welche als Haupt-App für den jeweiligen Zweck fungieren soll. Das ist bei Windows und Mac möglich, und auch bei Android.

Beim iPhone dürfen wir immerhin wählen, welchen Browser und welches Mailprogramm wir prioritär benutzen wollen. Wir tun das in den Einstellungen bei der jeweiligen Browser- oder Mail-App, z.B. bei Firefox unter Standard-Browser-App. Schön, aber ich würde das auch gerne analog mit meinem Kalender, meinen Kontakten, meiner Navigations-App, Gesundheitsdaten, Musik- und Videowiedergabe etc. tun.

3) Mehrere Nutzerkonten

Es geht nicht an, dass es im Jahr 2023 noch immer nicht die Möglichkeit gibt, mehrere Nutzerkonten einzurichten. Das ist völlig unverständlich, zumal es die Funktion seit iPad OS 13.4 gibt. Sie heisst Geteiltes iPad (Shared iPad), steht aber für Geräte zur Verfügung, die per MDM verwaltet werden, was typischerweise bei Schulen, Unternehmen oder Organisationen der Fall ist. Für Familien-iPads wäre das ein Segen, aber aus naheliegenden Gründen findet Apple es besser, wenn jedes Familienmitglied ein eigenes Gerät kaufen muss.

Beim iPhone könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass mehrere Nutzerkonten überflüssig seien, weil es sich um ein persönliches Gerät handelt, das selten mit anderen Personen gemeinsam genutzt wird. Stimmt, aber es gibt trotzdem Situationen, in denen ein zweiter Account sinnvoll wäre. Beispielsweise, wenn wir das iPhone zu Demonstrationszwecke nutzen und die Gefahr vermeiden möchten, versehentlich private Dinge preiszugeben.

2) Das Sideloading

Der App Store ist praktisch und ohne Zweifel ist er ein wichtiger Mechanismus für die ausgezeichnete Sicherheit beim iPhone. Trotzdem will ich die Möglichkeit haben, Apps zu verwenden, die nicht von Apple abgesegnet sind. Vielleicht werden wir diese Möglichkeit in der nächsten Zeit bekommen – aber kaum ohne Zwang durch die EU.

1) Ein Admin-Modus

So sinnvoll es auch ist, dass für die alltäglichen Verrichtungen die Systemrechte so eingeschränkt sind, dass wir Nutzerinnen und Nutzer nichts kaputtmachen können, so störend ist es, dass wir nicht die Möglichkeit haben, das zu tun, wenn wir wollten.

Natürlich geht es nicht darum, das Systemverzeichnis zu verwüsten oder andersgeartete destruktive Impulse auszuleben. Sondern darum, dass man als Besitzerin und Besitzer volle Rechte über sein Gerät haben sollte: Um eine Konfigurationsdatei von Hand zu bearbeiten, das Betriebssystem auf eine Weise anzupassen, die vom Hersteller nicht vorgesehen ist, eine App gezielt zu downgraden, ein System-Utility zu betreiben oder einfach besser zu verstehen, was hinter den Kulissen passiert.

Und ja, ich wäre damit einverstanden, wenn dieser Admin-Modus gut versteckt und von Apple explizit nur auf eigene Gefahr freigeschaltet werden würde: Wie eine Art offizieller Jailbreak, der nur temporär, für spezielle Aktivitäten, aktiviert werden würde. Sicherlich würden ihn auch nur 0,01 Promille aller Nutzerinnen und Nutzer jemals verwenden – genauso, wie nur sehr wenige Android-Nutzer ihr Gerät jemals rooten. Aber die kleine Schar würde extrem profitieren.

2 Kommentare zu «Sieben Dinge, die dem iPhone fehlen»

  1. Also Du sprichst da die grundlegende Philosophie von Apple an, nicht bloss ein paar wenige Mankos und Kleinigkeiten. Du kritisierst hier absolute Grundsätze von Apple bei iPhones. Das was iPhones eigentlich in der DNA ausmacht. Sicher, dass Du Android nicht magst? Oder ist das einfach irgendwie „historisch gewachsen“?

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