Das lange Warten auf den besseren Homescreen

Die Neuerungen von iOS 13 mit dem dunklen Modus, Editier-Funktionen für Fotos und Videos und schnellem WLAN-Wechsel. Plus Überlegungen zur Frage, wann Apple den Homescreen renoviert.

Meistens gefallen mir die Updates besser, bei denen Apple nicht das ganze System umpflügt, sondern kleine Verbesserungen vornimmt. In aller Regel ist es so, dass es die kleinen Veränderungen sind, die über die Zeit einen Unterschied machen – und manchmal sogar jene, die Apple noch nicht einmal an die grosse Glocke hängt.

Für iOS 13 stimmt das bedingt. Mir gefällt der dunkle Modus ganz gut. Das ist eine Kleinigkeit, bei der Apple trotzdem nicht davor zurückscheut, ein Tamtam darum zu veranstalten. Aber gut, Klappern gehört zum Handwerk, wie der deutsche Volksmund sagt.

Im Video stelle ich die wichtigsten Neuerungen von iOS 13 – und vor allem auch von iPad OS 13 vor. Das wird, wie gestern bekannt wurde, am 19. September verfügbar sein.


Ein besserer Homescreen – und 6 weitere Verbesserungen

Das ist der aufgemöbelte Homescreen, der nun nicht mehr nur aus lächerlich grossen Icons besteht. Stattdessen sind die Widgets sichtbar, die man bis anhin separat herbeiwischen musste.

Das ist ganz nett. Aber beim Homescreen hätte für meinen Geschmack die Innovationsfreude etwas grössere Blüten treiben dürfen. Der Homescreen war beim iPad immer eine Absonderlichkeit – und ein exemplarisches Beispiel dafür, dass man Elemente der Benutzerschnittstelle für andere Bildschirmgrössen nicht einfach skalieren sollte.

… allerdings war das schon seit der Jahrtausendwende klar, als Microsoft seine Pocket PCs lancierte. Die verwendeten eine geschrumpfte Version des Startmenüs und hatten ein winziges Startknöpflein.

Niemand wolle einen Stift, hat Jobs seinerzeit behauptet

Das hätte man mit einem Stift treffen sollen. Das hat seinerzeit Steve Jobs dazu gebracht, folgende Worte zu äussern:

You have to get them and put them away and you lose them. Yuck! Nobody wants a stylus.

Nun, bekanntlich gehört ein Stift inzwischen beim iPad Pro zum offiziellen Zubehör. Aber immerhin hat Apple dem iPad kein Startmenü angedeihen lassen.

Ich gehe davon aus, dass Apple seit Jahren an einer modernen Variante des Homescreens forscht. Denn auch auf dem iPhone ist der Homescreen nicht mehr der Weisheit letzter Schluss, seit wir nicht mehr nur ein paar Standard-Apps im Einsatz haben. Leute mit vielen Apps verwenden entweder nur die Suche oder entwickeln einen leicht neurotischen Ordnungsdrang.

Das Problem ist einerseits, dass der Homescreen mit seinen Icons einen ikonischen Wiedererkennungswert hat. Und andererseits Siri bislang einfach zu dumm ist, um in vorauseilendem Gehorsam die passenden Apps zu präsentieren – sodass man sie anstelle der Icon-Anhäufungen ansehen könnte. (Übrigens: Wie sieht Siri eigentlich aus?)

Die Hubs waren eine gute Idee – aber zu abgehoben

Ich fände eine thematische Organisation spannend. Microsoft hat sich seinerzeit mit den Hubs so etwas ausgedacht. Da würden dann die Foto-Apps ihre Funktionen in einem Bereich zur Fotobearbeitung beisteuern. Aber klar – das ist ziemlich abstrakt. Und kein App-Hersteller hat ein Interesse daran, dass seine besonderen Features in einer Meta-App aufgehen. Darum ist diese Idee gestorben; und zwar endgültig.

Interessant ist auch ein Blick in die Android-Welt. Dort gibt es seit jeher die Launcher: Das sind alternative Programme für den App-Start. Da gibt es einige lustige Ideen, zum Beispiel in dieser Übersicht hier:

Der ap15 Launcher operiert mit Typografie statt mit Icons. Beim Lens Launcher hat man alle Apps in einer Ansicht und zoomt sich heran. WP Launcher imitiert die Kacheln von Windows bzw. Windows Phone. AIO Launcher will die Idee eines Launchers gleich ganz beseitigen und stattdessen auf dem Homescreen gleich alle wichtigen Funktionen deponieren. Und der KISS Launcher operiert mit einer simplen Liste. Und so weiter.

Eine Revolution ist nicht in Sicht

So originell einzelne dieser Apps optisch sind, so eindeutig ist die Erkenntnis auch: Es gibt keinen revolutionär neuen oder anderen Ansatz. Man kann die Icons weglassen und stattdessen Text zeigen – oder Seiten nebeneinander durch ein zoombares Icon-Feld ersetzen. Aber am grundsätzlichen Konzept von «Hier gibt es eine Sammlung von Apps zu sehen» ändert sich nichts.

Eine Ausnahme ist de AIO Launcher. Aber der scheint mir nicht alltagstauglich. Das deutet für mich darauf hin, dass das Rad so schnell icht neuerfunden werden wird. Denn auch wenn ich (und viele andere sicher auch) den klassischen Homescreen als langweilig empfinden, scheint es keine überzeugende oder gar zwingende Alternative zu geben – und tatsächlich: Eine Neuerung nur wegen ihres Novitätscharakters einzuführen, ist keine sinnvolle Strategie.

Aber vielleicht unterschätze ich Apple ja – und ein neuer Homescreen, der mehr als ein bisschen Oberflächenpolitur betreibt, lauert schon hinter der nächsten Ecke an der nächsten Keynote.

HeikoAl/Pixabay, Pixabay-Lizenz

2 Kommentare zu «Das lange Warten auf den besseren Homescreen»

  1. Auf Android verwende ich den Microsoft Launcher, in der Konfiguration für Faule: die Apps werden nach Häufigkeit des Gebrauchs sortiert. Simpel, aber praktisch. Zudem ist mit einem Wisch natürlich auch eine alphabetische Liste inkl. Suchfunktion verfügbar. Und das Hintergrundbild ändert automatisch täglich. 😊

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