Behelfslösungen für ein ärgerliches iPhone-Manko

Am iPad dürfen wir zwei Web­sites nebeneinander öffnen, am iPhone leider nicht. Lässt sich diese Ein­schrän­kung über Dritt-Apps wett­ma­chen? Ich habe es ver­sucht – mit durch­zo­ge­nem Er­folg.

Am iPad erlaubt es uns Apple gnädigerweise, zwei Browser-Fenster nebeneinander zu öffnen: Wir tippen oben auf das Multitasking-Symbol mit den drei Punkten und wählen Split View. Oder wir ziehen einen Link an den rechten Bildschirmrand. Am iPhone klappt das nicht: Vermutlich, weil Apple findet, das Display sei für derlei Spässe zu klein. Aber wieso lässt uns Apple das nicht selbst entscheiden? Schliesslich sind wir mündige Userinnen und User. Und vielleicht haben wir triftige Gründe für die geteilte Ansicht – selbst wenn sie nicht perfekt sein sollte.

Es gibt einen Ausweg: nämlich Apps von Drittherstellern. Drei davon habe ich mir angesehen:

Split Screen

Split Screen erfüllt den Zweck – mehr nicht.

Diese App gibt es kostenlos im App Store; um die Werbung zu entfernen, bezahlen wir drei Franken. Die Anwendung ist maximal simpel: Es gibt zwei Browserfenster – oder sprechen wir besser von Browser-Panels, da es sich nicht um frei platzierbare Fenster handelt. Im Hochformat stehen sie übereinander, im Querformat nebeneinander.

Diese Panels sind durch eine dicke blaue Trennlinie voneinander abgegrenzt. Sie lässt sich verschieben, um das eine Panel grösser und das andere kleiner zu machen.

So weit, so einleuchtend. Wir können nun oben und separat Adressen eingeben und oben beispielsweise unsere Web-App für die Notizen offen halten und das untere Panel für Recherchen nutzen.

Das funktioniert, ist aber alles andere als grossartig; und zwar aus vier Gründen:

  • Split Screen ist ein extrem minimalistischer Browser. Es gibt ausser den Lesezeichen keine der Funktionen, die wir uns von richtigen Browsern her gewohnt sind – noch nicht einmal einen Verlauf.
  • Die in Safari oder in einem anderen Browser gespeicherten Lesezeichen stehen auch nicht zur Verfügung. Ebenso wenig die Login-Informationen, sodass wir uns bei allen Websites, mit der wir die App würden nutzen wollen, neu anmelden müssen.
  • Am rechten Rand des Adressfelds gibt es einen Zurück-Knopf, aber eine Taste für Vorwärts suchen wir vergeblich.
  • Und natürlich wäre es logisch, für Hyperlinks den Befehl Im anderen Bereich anzeigen anzubieten. Aber auch den suchen wir vergeblich.

Fazit: Für ganz spezifische Aufgaben man Split View eine akzeptable Notlösung sein, doch für den Dauereinsatz kann ich diesen Browser nicht empfehlen.

Split it

Split it kann auch Seitenpärchen speichern.

Diese App ist kostenlos erhältlich. Es gibt eine Premium-Version für zwei Franken und eine Option zur Entfernung der Werbung für acht Franken. Split it verwendet das gleiche Prinzip wie Split Screen, hat aber ein Manko weniger: Es gibt immerhin einen Verlauf, der über das Menü rechts unten zugänglich ist. Dafür fehlt die vertikale Querformat-Ansicht.

Und es gibt die Profiles als Extra, für die man aber als In-App-Kauf die Premium-Funktionen freischalten muss. Diese sind dazu da, mehrere Website-Pärchen zu speichern und bei Bedarf aktivieren zu können – so vermute ich es zumindest, denn ich habe mir die zwei Franken gespart, und erklärt ist die Funktion leider auch nirgends.

Es gibt ferner die Möglichkeit, in der Adressleiste die Suchmaschine zu wechseln und Adressen via Kamera ab QR-Code zu öffnen, aber das macht den Braten auch nicht fetter. Auch diese App krankt an den oben erwähnten Schwächen, insbesondere dem Umstand, dass es nicht möglich ist, einen Link in einem Panel in dem anderen zu öffnen. Generell ist Split it ein ziemlich lieblos zusammengezimmertes Stück Software.

Dual Window

Dual Window zeigt nicht Websites, sondern auch Dokumente an.

Auch diese App gibt es kostenlos im App Store; ohne jegliche In-App-Käufe oder Abos. Sie teilt das Display zwar ebenfalls in zwei Hälften, und zwar horizontal im Hochformat und vertikal im Querformat. Doch der wesentliche Unterschied ist, dass wir neben der Option Browser noch vier weitere Optionen zur Verfügung haben: Image, Video, Document, My Files und Transfer File.

Mit denen haben wir auch Dokumente, Fotos und Videos zur Verfügung. Die können lokal auf dem Gerät oder in der Cloud gespeichert sein; dann verwenden wir die Filmrolle oder den iOS-Dateien-Browser (die Dateien-App), um sie auszuwählen.

Es ist auch möglich, auf Ressourcen zuzugreifen, die auf einem Gerät im lokalen Netzwerk gespeichert sind. Dann verwenden wir File Transfer: Es wird uns die lokale IP-Adresse des iPhones angezeigt, die wir im Browser am Windows- oder Mac-PC eingeben und dann via Browser aufs iPhone übertragen. Auch die Übertragung vom iPhone auf den Computer ist möglich, sodass die App nebenbei auch eine unkomplizierte Methode für den Datentransfer bereitstellt.

Ich probiere das probehalber mit einer auf dem iPhone gespeicherten Excel-Tabelle. Und tatsächlich: Es dauert zwar eine Weile, aber sie wird in einem Panel geladen, während ich im anderen Panel eine Websuche durchführen kann. Auf diese Weise wären wir in der Lage, Informationen aus dem Web in eine Tabelle zu übertragen, ohne ständig zwischen zwei Apps wechseln zu müssen. Es bleibt aber dabei, dass das am iPhone eine mühselige Sache wäre – für derlei Arbeiten hat der Herrgott¹ den Desktop vorgesehen.

Fazit

Keine dieser Apps überzeugt mich völlig – aber Dual Window werde ich auf meinem iPhone behalten. Es kommt ab und zu vor, dass ich Informationen aus dem Netz sammeln muss und mich dann nerve, wenn ich dafür ständig zwischen dem Browser und meiner Notiz-App hin und her springe. Das funktioniert, weil ich auf die Notizen auch via Web Zugriff habe.

Es bleibt aber dabei: Das ist eine absolute Notlösung für etwas, das auf Betriebssystemebene geregelt werden müsste.

Fussnoten

1) So lautet zumindest meine Vermutung als Agnostiker.

Beitragsbild: Statt mit zwei Smartphones könnte man es auch mit einer der hier vorgestellten Apps probieren – auch wenn die zugegebenermassen nicht in der Lage ist, etwas auf der Hinterseite anzuzeigen (Bohed, Pixabay-Lizenz).

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