Datenschrott auf dem iPad

Was tun mit einem iPad oder iPhone, dessen Speicher aus allen Nähten platzt? Ich zähle be­währ­te und un­ortho­doxe Me­tho­den auf, um dieses ärger­li­che Problem zu lösen.

In unserer Familie gibt es ein Tablet. Es handelt sich um das iPad der sechsten Generation von 2018, das zwar schon in die Jahre geraten ist, seinen Zweck als Spotify-, Netflix- und Kinder-Spiele-App-Gerät noch bestens erfüllt.

Beziehungsweise bestens erfüllen würde, wenn da nicht ein lästiges Problem wäre: Die 32 GB Systemspeicher sind bis zum Anschlag gefüllt. Dabei machen die Apps, Fotos und Medien nur einen kleinen Anteil aus.

Der grösste Teil der Daten auf diesem iPad gehören zum System.

Etwa ein Drittel des Speichers wird durch Systemdaten belegt; 12,36 GB, um genau zu sein. Das beeinträchtigt die Nutzung massiv: System-Updates schlagen fehl. Ständig werden Apps ausgelagert und müssen vor der Verwendung neu heruntergeladen werden. Und generell wird das iPad träge – und ein, zwei Systemabstürze sind auch schon vorgekommen.

Methoden, um den Speicherbedarf der Systemdaten zu reduzieren

Ich habe die üblichen Methoden probiert, also

  • wenig benötigte Apps ausgelagert,
  • einen harten Neustart erzwungen
  • und die Vorschläge befolgt, die Apple in den Einstellungen bei Allgemein > iPad-Speicher macht (iPhone: Allgemein > iPhone-Speicher). Dazu zählen das Löschen grosser Anhänge und geladener Videos.
  • Und wir überprüfen an dieser Stelle, ob wir alle die Apps benötigen, die hier, nach Speicherbedarf sortiert, aufgeführt sind.

Doch je nach Situation bringen diese Massnahmen wenig bis nichts.

Im Fall unseres alten iPads habe ich ein halbes Gigabyte zusätzlich freischaufeln können. Um grundlegend Abhilfe zu schaffen, wäre ein Zurücksetzen des Geräts vonnöten. Dieser Vorgang wird in den Einstellungen bei Allgemein > iPhone/iPad übertragen/zurücksetzen > Zurücksetzen initiiert. Doch weil hinterher die wesentlichen Dinge wieder eingerichtet werden müssen, spare ich mir dieses Projekt für die Ferien auf.

Ich habe aber zwei Tipps, wo wir ausserdem ansetzen können – zumindest bei einem Gerät wie dem Familien-iPad, das vor allem fürs Streaming und für Kinder-Apps benutzt wird:

Die lokale Musik-Mediathek

Auf unserem iPad nimmt die Musik-App 716 MB in Anspruch. Da niemand mit diesem iPad Musik hört, bin ich auf die Idee gekommen, die Musik-App zu beseitigen – und zwar zu löschen und nicht bloss auszulagern. Wie sich zeigt, führt das Löschen der Musik-App nicht zur Verkleinerung der Musik-Mediathek auf dem Gerät. Die bleibt unabhängig von der App bestehen.

Wir müssen die Musik daher manuell löschen. Wie das geht, hängt von der Betriebssystem-Version ab:

  • Auf aktuellen Geräten haben wir die Möglichkeit, in den Einstellungen bei Allgemein > iPhone-/iPad-Speicher > Musik den Menüpunkt Alle Titel von rechts nach links zu wischen. Es erscheint der Befehl Löschen, der Tabula rasa macht.
  • Auf älteren Geräten (wie dem iPad mit iOS 16.2) kommen wir nicht darum herum, das Titel für Titel zu tun. Das ist in der Musik-App möglich. Alternativ können wir auch eine Synchronisation mit dem Mac oder Windows-PC durchführen und dort den Anteil der synchronisierten Musik verkleinern oder auf null setzen. Leider ist beides umständlich.

Die Fotomediathek

Am meisten Platz auf dem alten iPad belegt die Fotomediathek. Zwar verwenden wir das Tablet, um Bilder anzusehen. Es ist aber nicht nötig, dass auf dem Gerät mehr als zwei Gigabyte an Fotos vorgehalten werden. Es würde völlig reichen, nur die aktuellsten Bilder auf Abruf parat zu haben.

Es wäre daher dringend notwendig, dass Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit bekämen, die maximale Grösse der Fotomediathek vorzugeben. Beim Mac gibt es Eingriffsmöglichkeiten, wenn die Fotomediathek zu fett wird. Aber auch dort ist die manuelle Kontrolle mehr als umständlich.

Doch bedauerlicherweise haben wir nur die Wahl, die Fotomediathek an- oder abzuschalten. Das tun wir in den Einstellungen bei unserem Nutzerprofil unter iCloud > Fotos, indem wir hier die Option Dieses iPad (iPhone) synchronisieren ein- oder ausschalten.

Ich habe das ausprobiert, und es hat mehrere Tage gedauert, bis die Fotos tatsächlich verschwunden sind. Eine Handvoll Bilder sind (nach nicht erkennbarer Systematik) auf dem Gerät verblieben und die geteilten Alben stehen weiterhin zur Verfügung.

Das gleiche iPad, nach dem Löschen der Fotomediathek: Gut zwei Gigabyte mehr freier Speicher sind nicht die Welt, verschaffen aber etwas Luft.

Im vorliegenden Fall liess sich durch das Entfernen der Fotomediathek der freie Speicher von 2,4 auf 4,7 GB erhöhen. Der Anteil der Systemdaten ist von 12,36 GB auf 11,01 GB gesunken. Das entspricht knapp den 2,4 GB, die zuvor in unter iPad-Speicher zu sehen waren.

Das Resultat ist bescheidener ausgefallen als erhofft. Immerhin scheint das iPad wieder einigermassen flüssig zu arbeiten. Das seit Längerem anstehende, bisher wegen Platzmangels nicht installierbaren Update auf iPad OS 16.2 hat es endlich aufs Gerät geschafft. Das Update auf iPad OS 17.2, das ebenfalls zur Verfügung stehen würde, lässt sich leider nach wie vor nicht einrichten. Dazu bräuchte es 5,7 GB freien Speicher.

Wie die Grafik verrät, liesse sich diese Menge freischaufeln, indem ich die beiden dicksten Apps (Netflix und Die Maus) lösche und nach dem Update auf iOS 17.2 neu installiere. Das wäre ein gangbarer Weg und meine Empfehlung für Leute in einer vergleichbaren Situation. Ich werde die Methode ins Auge fassen – aber erst abklären, ob ein so altes iPad aus Performance-Gründen nicht mit iOS 16.2 besser bedient ist.

Die Grundsatzfrage: Warum sind diese Systemdaten so riesig?

An dieser Stelle würde mich interessieren, was genau diese «Systemdaten» umfassen. Gängige Erläuterungen wie die von «Apple Insider» zählen «Caches, Protokolle und andere Ressourcen» auf. Auch eine neue Siri-Stimme oder Benutzer-Schriftarten können den Speicherbedarf vergrössern. Aber um auf 12,36 GB zu kommen, bräuchte es schon sehr viele Schriften und enorm grosse Caches und Protokolle. Es gibt auch Beispiele, bei denen die Systemdaten noch viel dicker ausfallen. In Apples Entwicklerforen hat einer einen Screenshot gepostet, wo sie sagenhafte 71,7 GB ausmachen.

Ohne die Möglichkeit, einen Blick ins Systemverzeichnis zu werfen, können wir nur spekulieren, was den Speicher derart belastet:

  • Wir könnten Apple Absicht unterstellen. Denn natürlich nervt die ständige Ressourcenknappheit derart, dass ich auch schon den Gedanken hatte, sie mit der Anschaffung eines neuen iPads zu beheben.
  • Ich hatte erwartet, dass die iCloud-Mediathek einen grossen Teil davon ausmacht, indem Musik und Bilder im Cache landen. Diese Vermutung wird durch mein Experiment mit dem Löschen der Fotomediathek aber nicht bestätigt. Es bleibt die Vermutung, dass keine Absicht dahintersteckt, aber Apple auch nicht aktiv dagegen vorgeht, dass sich unter den Systemdaten viel Müll ansammelt, der niemals anständig entsorgt wird.

Beitragsbild: So entspannt, wie er wirkt, scheint er noch genug freien Speicher zu haben (Daniel Cañibano, Unsplash-Lizenz).

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