Damit wir auch wissen, was auf dem Sofa zu tun ist

Die Sofa-App hilft, den Über­blick über Filme und Serien, Bücher, Musik­alben und Games zu be­wah­ren, die uns inte­res­sieren, für die wir aber un­mit­tel­bar keine Zeit haben.

Es gibt eine beachtliche Zahl an Apps, die sich einem einzigen Zweck verschrieben haben: Unseren Medienkonsum zu organisieren und in geordnete (?) Bahnen zu lenken. Mir war bislang Trakt.tv (für Android und das iPhone) bekannt. Aber wie mich «The Verge» freundlicherweise aufgeklärt hat, gibt es noch viel mehr Angebote dieser Art¹. Ich eines herausgepickt, das den schönsten Namen hat, wie ich finde.

Es heisst nämlich Sofa, steht fürs iPhone und iPad zur Verfügung und nennt sich selbst «Ausfallzeiten-Organisator» (Downtime organizer): Das klingt gleichzeitig herzig und komplett überambitioniert.

Die Übersicht der Listen

Die App begrüsst uns mit einer Oberfläche, in der es vorgefertigte Listen für Apps, Bücher, Spiele, Filme und Fernsehserien, Musik-Alben und andere Hör-Inhalte gibt. Es existieren auch drei Listen, die «der Haufen» (The pile), «Aktivitäten» (Activity) und «das Regal» (The shelf) heissen. Im «Haufen» hinterlegen wir die Dinge, die sonst nirgendwo reinpassen. In den Aktivitäten erscheinen die Medien, die wir als «in Angriff genommen» markieren. Und das Regal ist dazu da, die bewältigten Werke aufzunehmen.

Vorgefertigte oder eigene Listen verwenden

Wir dürfen aber auch eigene Listen anfertigen, und es ist so, dass sich in jeder Liste alle Medieninhalte erfassen lassen. Wenn wir unsere Medien lieber thematisch organisieren würden, können wir auch eine Liste für Science-Fiction oder für Dokumentarisches anlegen.

Und erfreulich: Wir müssen kein Benutzerkonto anlegen und uns nirgends einloggen. Die erfassten Daten werden via iCloud synchronisiert; einen Extra-Clouddienst braucht es nicht – wenn wir die Betafunktion der geteilten Listen (Shared Lists) verwenden möchten, dann kommen wir um eine Anmeldung doch nicht herum. Wir können die App gratis nutzen, aber für intensive Anwenderinnen gibt es mit «Super Sofa» ein Abo für dreissig Franken im Jahr, das viele Extra-Funktionen für die Organisation bereithält; etwa die Statistiken, Filter und die Familienfreigabe.

Sofa findet vieles, aber nicht alles, was wir suchen

Der entscheidende Punkt besteht darin, wie einfach es ist, Inhalte hinzuzufügen: Die App soll uns zu einer Eingabe von ein, zwei Worten automatisch die passenden Vorschläge machen, damit wir uns keinen Wolf tippen. Die Erkenntnisse zu Sofa sind die Folgenden:

Bei der Musik, den Büchern, Filmen und Fernsehsendungen finde ich fast alles, was ich suche – auch deutschsprachige Titel aus kleinen Verlagen, wie das Buch empfindungsfaehig von Réda El Arbi (Wie Réda Scifi-Autor wurde).

Eine Ausnahme sind die Bücher meiner Grossmutter Els Morf, die im Winterthurer Gemsberg-Verlag erschienen sind. Ihr Erstlingswerk «En offes Fäischter» hat es zwar zu Google Books geschafft (über die University of Wisconsin; was mich wahnsinnig rührt), aber nicht in den Katalog von Sofa. Falls ein Titel über die Suche nicht gefunden wird, ist es aber möglich, in manuell hinzuzufügen.

Eine Sprachauswahl wäre hilfreich

Die Listen-Ansicht, hier meiner Bücher.

Ein Manko der App ist auf alle Fälle, dass die Suche nicht nach Sprache eingrenzbar ist. Wer seine Bücher und Filme gern in Deutsch konsumiert, stolpert bei Eingabe von Autorennamen wie Stephen King zuerst die Originalvariante – und wenn die in allen Sprachen gleich heissen («Holly», «Carrie»), dann ist es unmöglich, anhand der Vorschau den richtigen Eintrag auszuwählen.

Bei den Spielen ist das Resultat weniger positiv. Ich finde zwar – boah! – mein eigenes Werk «Clickomania», aber die Titel aus dem Katalog von Steam., die ich probehalber suche, werden nicht angezeigt.

In einer Liste werden die hinterlegten Titel hübsch mit Coverbild angezeigt. In den Listen-Einstellungen dürfen wir den Namen ändern und eine Beschreibung hinzufügen. Es gibt vier Optionen zum Listen-Layout und wir können auch die Darstellung der Vorschaubildchen beeinflussen. Es gibt vier Sortier-Optionen (nach Hinzugefügt auf-/absteigend bzw. nach Titel auf-/absteigend).

Wenn wir ein Element antippen, erscheint das Cover in Gross, eine Beschreibung, ein Knopf zur Erfassung einer Aktivität oder zum Verschieben in eine andere Liste. Und mit dem «Super Sofa»-Abo dürfen wir auch eigene Notizen erfassen.

Das passt ganz gut

Fazit: Ja, im Kern ist Sofa eine Listen-App – und natürlich können wir auch einfach eine universelle Notiz- oder Listen-App benutzen. Es bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob wir eine auf Medien spezialisierte App benötigen – oder ob wir die Sache noch weitertreiben und sogar für Musik, Filme und Bücher separate Apps benutzen. Das empfiehlt sich meines Erachtens dann, wenn wir mit den dazugehörigen Communitys etwas anfangen können. Bei Goodreads oder Letterboxd gibt es die Möglichkeit der sozialen Vernetzung, die spannende Impulse liefern kann, aber ein anderes Engagement erfordert, als wenn man seine Listen nur für sich führt.

Für meinen Geschmack passt Sofa ganz gut: Ich habe nicht die Zeit oder die Musse, dieses Medien-Tracking systematisch zu betreiben. Aber wenn mir ein Buch, Film oder eine Serie begegnet, die mir interessant erscheint, erfüllt Sofa den Zweck.

Ein Detail-Kritikpunkt: Das Suchfeld, das am Anfang einer Liste erscheint, taugt nicht dazu, einen Titel zum Hinzufügen zu suchen: Dazu müssen wir erst auf den Knopf rechts unten klicken. Das ist im Grunde zwar logisch, aber es hat mich konstant verwirrt. Das liesse sich vermutlich noch besser lösen.

Fussnoten

1) Es gibt Apps für alle Medienarten, zu denen nebst dem erwähnten Trakt auch Play (drei Franken fürs iPhone) als Newcomer und Cronica (gratis, iPhone) zählen. Es gibt Apps für Filme und Serien, von denen mir zwei bekannt vorkommen, nämlich JustWatch (siehe hier) und Letterboxd (siehe hier). Ferner existieren auch Reelgood (Android/iPhone), für Fernsehserien Hobi (Android/iPhone), SeriesGuide (Android) und TV Club (iPhone).

Für Bücher ist Goodreads ist kein völlig Unbekannter für mich (Websites für Bücherwürmer). Wir können unser Glück auch mit StoryGraph probieren. Für die Musikfreunde unter uns hält «The Verge» Musicharbor (Mac) sowie Musicbox (Mac) bereit. Und Last.fm dürfte vielen auch hierzulande noch ein Begriff sein.

Beitragsbild: Einen Flügel in der Wohnung haben, aber vors Sofa sitzen? (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz)

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