Vom vergeblichen Versuch, Wildtierfilmer zu werden

Mit einer Wild­tier­ka­me­ra spek­ta­ku­lä­re Auf­nah­men von der hei­mi­schen Fauna machen? Ich habe das mit der Scouting Cam Black800 Mini pro­biert und bin, naja, kläglich ge­schei­tert.

Der heutige Gadgettest ist ein Bericht des Scheiterns. Zu den Gründen kommen wir noch. An dieser Stelle erst einmal die traurige Feststellung, dass ich in diesem Jahr nicht in die Fussstapfen von Bernhard Grzimek getreten bin. Obwohl ich einiges dazu unternommen habe.

Also, es ist folgendermassen: Im Garten hinter dem Haus, in dem ich wohne, ist zoologisch gesehen einiges los. Ich konnte Igel und Jungfüchse beobachten. Wir haben Raben beim Brüten gesehen und kommen häufig in den Genuss von eindrücklicher Eichhörnchen-Akrobatik.

Das weckt die Instinkte des Fotografen und Filmers. Einige Male hatte ich das Glück, die Kamera griffbereit zu haben, namentlich hier und hier. Aber oft war ich nicht schnell genug – und natürlich steht der Verdacht im Raum, dass die heftigsten tierischen Aktivitäten dann stattfinden, während ich bei der Arbeit weile oder im Bett liege.

Tierfilmen in 4k

Aber auch dafür, so dachte ich mir, gibt es eine technologische Lösung. Ich habe mir die Scouting Cam Black800 Mini von Braun besorgt, eine Mini-Wildkamera, die es für rund 80 Euro bei Amazon gibt. Bei Digitec, wo ich sie gekauft habe, scheint sie nicht mehr Sortiment vorhanden zu sein.

Die Kamera hat einen Bildsensor mit acht Megapixeln und filmt in 4k. In der Nacht kann sie die Szene mit Infrarot beleuchten und auch bei kompletter Dunkelheit Aufnahmen liefern. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um sie zu befestigen. Wir können sie mit einem Strappen an einen Baum binden oder aber auch über ein Gewinde fix montieren; eine Halterung dafür wird mitgeliefert. Sie ist nach IP66-Norm vor Regen und Staub geschützt. Die Kamera wird mit vier normalen AA-Batterien betrieben; die im Standby-Betrieb etwa ein halbes Jahr durchhalten. Alternativ kann auch ein Netzteil benutzt werden (6V 2A).

Und es gibt einen PIR-Sensor, der die Kamera automatisch in Aktion versetzt, wenn sich etwas vor der Linse tut.

Wo ist dieses Viehzeug?

Damit sind wir beim Punkt: Die Kamera hat genau das eben nicht getan. Ich hatte sie nun ein Dreivierteljahr in Betrieb, ohne dass sie ein einziges Tier bildlich oder videografisch eingefangen hätte. Nichts – nada.

Dabei habe ich einiges dafür getan, dass sich das ändert. Ich habe sie mehrfach unplatziert und nicht nur in unserem Garten, sondern auch draussen in der Natur platziert: Ich bin auf den Eschenberg gestiegen und habe sie an verschiedenen Stellen im Wald an Bäume gebunden.

Das hat sich in der Praxis als schwieriger entpuppt als erwartet: Denn bekanntlich sind Videokameras auf öffentlichem Grund nicht erlaubt. Beim eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) heisst es:

Es ist grundsätzlich nicht zulässig, dass Privatpersonen Videoüberwachungsanlagen auf öffentlichem Grund betreiben. Ausnahmen von dieser Regel sind nur in einem sehr engen Rahmen möglich.

Als Ausnahmen darf man hauptsächlich die Sicherheit geltend machen. Es gibt auch «andere Interessen», zu denen eine Wildkamera zählt. Für sie gilt, dass «Kameras so platziert bzw. eingestellt werden müssen, dass die Personen nicht erkennbar sind».

Versehentlich ein Schäferstündchen im Wald gefilmt?

Was bedeutet das konkret? Jagd Schweiz erklärt immerhin: «Enthalten die abrufbaren Bilder keine bestimmbaren Personen, gibt es keine datenschutzrechtlichen Bedenken.» Es wäre daher praktisch, wenn die Kamera unterscheiden könnte, ob sie ein Tier oder einen Menschen sieht und bei Menschen-Annäherung sofort den Betrieb einstellt. Da sie das aber nicht tut, müssen wir Folgendes beachten: «Werden Wildkameras als Fotofallen eingesetzt, wird empfohlen, diese nur an Stellen zu platzieren, wo keine Waldbesucher zu erwarten sind.»

Das heisst – natürlich –, dass es nicht angeht, den Garten im Mehrfamilienhaus aufzunehmen. Auch im Wald ist die Sache knifflig. Natürlich platzieren wir die Kamera abseits von Wegen und Picknick-Plätzen. Doch das ist leider keine Garantie für einen datenschutzkonformen Betrieb. Das hat uns «Der Standard» 2012 wissen lassen:

Ein Kärntner Kommunalpolitiker ist von einer Kamera zur Wildbeobachtung beim Schäferstündchen im Wald fotografiert worden.

Ich habe das für mich so entschieden, dass ich die Kamera entweder markiere oder in einer erhöhten Position anbringe, sodass Personen nicht erkennbar wären, wenn sie unerwarteterweise dennoch ins Bild laufen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Auslösedistanz für den Sensor zwanzig Meter beträgt. Kurz: Wir müssen die Kamera so platzieren, dass Tiere in der Lage sind, sie auszulösen, Menschen aber eher nicht.

War ich etwa zu vorsichtig?

Das zu berücksichtigen, ist mir wichtig. Darum hatte ich auch während Monaten den Verdacht, dass meine Vorsicht schuld daran sei, dass die Speicherkarte leer geblieben bleibt. Denn so wie ich die Kamera aufgestellt habe, ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere sie auslösen, relativ klein.

Schneegestöber zu fotografieren, hat geklappt.

Irgendwann bin ich aber misstrauisch geworden und Versuche angestellt, um zu sehen, ob der Bewegungssensor überhaupt auslöst.

Und siehe da: Auch wenn ich selbst vor ihm herumspaziert bin, hat sie keinen Wank gemacht. Dass der Sensor grundsätzlich funktioniert, habe ich aber im letzten Winter festgestellt, als die Kamera nächtliches Schneegestöber aufgezeichnet hat.

Die Erklärung war letztlich so banal wie ärgerlich: Schuld war die Speicherkarte, die fast voll war. Das ist mir nicht aufgefallen, weil die Kamera nur ihre eigenen Videos und Fotos anzeigt, nicht aber die Aufnahmen, die schon darauf vorhanden waren. Leider ist die Scouting Cam Black800 Mini nicht von sich aus auf die Idee gekommen, mich auf das Problem hinzuweisen. Nur wenn man bei der Live-Voransicht den OK-Knopf drückt, teilt sie mit: «Speicherkarte voll».

Also, darum an dieser Stelle ein vorsichtiges, provisorisches Urteil: Wahrscheinlich wäre die Kamera in der Lage, den gewünschten Zweck zu erfüllen. Zumindest, wenn wir sie mit einer frisch formatierten Speicherkarte benutzen. Ich bleibe dran – und falls ich es doch noch schaffe, ein Viehzeug filmisch festzuhalten, dann bekommt ihr die Ausbeute natürlich hier zu sehen.

One thought on “Vom vergeblichen Versuch, Wildtierfilmer zu werden

  1. Wir haben im Garten Kameras von Arlo aufgestellt. Deren Akku hält mehrere Wochen und es gäbe auch eine Solarzelle dazu. Die Bildqualität ist gut, ebenso die IR-Ausleuchtung in der Nacht.

    Einmal haben wir vermeintlich einen Dachshund gefilmt. Laut einer Biologin war es aber nur eine „sehr gut genährte Katze“… 😀

    Katzen haben wir jeden Tag auf Video, unsere beiden und die aus der Nachbarschaft. Igel sind auch recht häufig. Im Frühling konnten wir eine Fuchsfamilie beobachten. Dann noch ab und zu einen Marder oder Dachs.

    Für richtig gute Videos taugt die Installation allerdings nicht, denn bis der Bewegungssensor die Kamera aufgeweckt hat, vergehen einige Sekunden. Man sieht die Tiere häufig nur noch aus dem Bild verschwinden. Es bräuchte eine Kamera mit Stromversorgung und dauerhafter Aufnahme.

    Falls Du ein Bastelprojekt suchst: Habe gehört, dass Frigate NVR eine gute Objekterkennung bietet. Läuft auf einem Raspberry Pi mit fast beliebigen IP-Kameras.

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