Der Trick, um nie wieder Umwege zu laufen

Mit GPX-Studio lassen sich auf­ge­zeich­nete GPS-Tracks von un­nö­ti­gen Schlen­kern be­freien oder von Grund auf neu zeich­nen – perfekt fürs Planen oder Teilen von Wan­de­rungen, Rad­tou­ren und son­sti­gen Ex­kur­sio­nen.

Komoot und Wikiloc sind zwei Communitys für Menschen, die sich gern wandernd, velofahrend oder sonstwie Sport-treibend durch die Landschaft bewegen und dabei etwas Interessantes zu sehen bekommen möchten. Die beiden Plattformen halten die passenden Routen für diverse Sportarten und beliebige Ambitionen bereit: Von simpel und kurz bis anspruchsvoll und kräftezehrend.

Für eine möglichst grosse und vielfältige Auswahl – die sich in der Apps¹ nach diversen Kriterien sortieren und filtern lässt – muss es Leute geben, die ihre liebsten Touren aufzeichnen und zur Verfügung stellen. Ich habe diese Tätigkeit seit Kurzem für mich entdeckt: Ich habe hier meine liebsten Joggingrouten, die man auch abwandern kann, eingestellt. Und hier gibt es meine ultimative Winterthurer Velotour.

Aber wie kommen diese Touren in die Communitys? Es gibt zwei Möglichkeiten:

Im zweiten Fall zeichnen wir entweder mit einem GPS-Tracker wie einer Smartwatch oder einem Gerät wie dem hier kürzlich vorgestellten Velocomputer Beeline Velo 2. Oder wir verwenden eine passende Routenplanungs-App, z.B. Swisstopo oder die Footpath-App.

Schlenker, Irr- und Umwege

Die simple Methode ist das Aufzeichnen; da sie quasi automatisch nebenbei passiert. Nun kann es allerdings vorkommen, dass die Aufzeichnung nicht perfekt ist: Vielleicht haben wir zwischendurch die Orientierung verloren oder uns wegen eines menschlichen Bedürfnisses in die Büsche geschlagen. Oder vielleicht gab es temporäres Hindernis, das uns zu einem Umweg gezwungen hat: Dann gibt es in der Aufzeichnung ärgerliche Schlenker, die störend und für die späteren Nutzerinnen und Nutzer ärgerlich sind.

Es gibt einen weiteren Grund, der nur euch, nicht aber die Community stören würde. Nämlich dann, wenn ihr von eurem Wohnort losmarschiert seid und nicht möchtet, dass der im Track ersichtlich ist. Aber wer denkt schon daran, die Aufzeichnung erst zwei Blocks weiter zu starten. Also nochmals die ganze Mühe, nur um eine perfekte Aufzeichnung zu erhalten? Oder sollen wir die Augen vor den Mängeln verschliessen?

Der Editor für GPX-Pfade

Nein, es gibt eine bessere Lösung. Und die besteht darin, GPS-Tracks nachträglich aufzupolieren. Ich habe einige Apps durchgetestet², und am besten gefällt mir die Web-Anwendung gpx.studio. Wie der Name sagt, versteht sich diese App auf Dateien im GPS Exchange Format (GPX), das sich nach meinem Eindruck in den letzten Jahren zu einem Quasi-Standard gemausert hat.

Vorher: Hat sich da jemand in die Büsche geschlagen? Und besonders exakt ist die Aufzeichnung auch nicht gelungen.

Die Nachbearbeitung eines Tracks geht einfach von der Hand.

Wir verwenden das Zeichenstift-Symbol aus der Menüliste links (Edit track points) und klicken den Punkt an, der an der falschen Position liegt. Die einfachste Methode ist nun, diese Punkte an die passende Stelle zu ziehen. Sobald der Pfad wunschgemäss verläuft, können wir prüfen, ob es überzählige Punkte gibt und die löschen. Dazu markieren wir sie und wählen Remove Point aus dem Kontextmenü.

Auf die Gesamtlänge achten!

Es kann sein, dass die Abfolge der Punkte nicht ganz klar ist und das Verschieben unerwartete Effekte hat. Dann ergeben sich teils grosse Schlenker, weil die lineare Abfolge nicht mehr gewährleistet ist. Um das zu vermeiden, sollten wir auf die Gesamtdistanz achten: Die sollte durch das Bereinigen kürzer und nicht etwa länger werden.

Nachher: Hier geht keiner mehr in die Irre.

Wir können in diesem Programm eine Route von Grund auf zeichnen, indem wir auf New GPX klicken und dann Klick für Klick die Strecke abstecken, wobei die Linie automatisch dem Strassenverlauf folgt. GPX-Studio zeigt automatisch die Länge der Strecke und ein Höhenprofil an. Über den Knopf Edit Time in der Menüleiste erscheint ein Feld, in dem wir die Zielgeschwindigkeit eingeben: Dann erhalten wir am Fuss der Seite auch eine Angabe, wie viel Zeit das Ablaufen oder Abfahren denn in Anspruch nehmen würde.

Apropos Menü: Hier gibt es folgende Befehle:

  • Merge with another track fügt zwei separate Wegstrecken zusammen.
  • Add waypoint fügt einen Wegpunkt hinzu, der durch eine Stecknadel gekennzeichnet ist. Damit könnten wir z.B. Aussichtspunkte markieren.
  • Reduce the number of track points vereinfacht die GPX-Datei, indem die Zahl der Punkte verringert wird. Wir können angeben, wie viele Punkte verwendet werden sollen, wobei das Resultat in einer Vorschau gezeigt wird. Auf diese Weise ist es ein leichtes, so viele Punkte wie nötig und so wenige wie möglich zu wählen.
  • Delete all inside/outside rectangle selection löscht die Punkte innerhalb oder ausserhalb des Auswahl-Rechtecks. Das macht es einfach, unerwünschte Portionen des Tracks zu eliminieren. (Der Pfad muss dafür ausgewählt sein.)

Fazit: Unkompliziert und zweckdienlich – ideal für Perfektionisten wie mich, die ihre Lieblingstouren ohne unnötige Schlenker der Weltöffentlichkeit präsentieren wollen. Die Nutzung ist kostenlos, aber der Betreiber bittet um eine Spende.

Fussnoten

1) Wikiloc für Android und das iPhone und Komoot für Android und das iPhone.

2) Zu den Testkandidaten gehörte z.B. GPX Editor für Windows.

Beitragsbild: Und sich davon den GPS-Track versauen lassen? (Tom Fisk, Pexels-Lizenz)

One thought on “Der Trick, um nie wieder Umwege zu laufen

  1. Ich verstehe nicht ganz, worin der grosse Vorteil einer Web-Anwendung für das Bearbeiten von GPX-Dateien bestehen soll. Ich hatte auf meiner Amerika-Radreise (5300 km zwischen Vancouver und New York) dieses Jahr eine SteamDesk (ca. 700 Gramm) mit Linux mit dabei. Ansonsten darf es gerne auch ein leichtes Notebook sein.

    Mit QMapShack (Windows, Mac und Linux) geht sowohl das Planen wie auch das Bereinigen der Tracks sehr flott. Zugegeben, wenn ich die gesamte Welt der OpenStreetMap-Karten offline haben möchte (habe ich), dann sind das aktuell gute 300 GB an Daten. Diese Datenmenge passt aber mittlerweile locker auf eine SD-Karte. Ganz zu schweigen von den 60 GB, welche ich für USA/Kanada benötigte.

    Sowohl mit einem Notebook wie dem Smartphone geht Offline extrem einfach — und auch deutlich flotter als dies mit einer Web-App wie gpx.studio möglich ist. Ich habe mal zum Test meinen USA-Track (ca. 32000 Punkte) in gpx.studio geladen. Die Darstellung erfolgte zügig, jedoch war es unmöglich, darin Punkte zu ändern. Ich glaube, hier wären wir aktuell bei den Grenzen von Java-Skript.

    Dazu kommt, ich hatte X-Situationen in den Staaten (aber auch in Europa), wo sowohl Handy- wie WLAN-Empfang inexistent waren. Da sind Offline-Karten bzw. Programme einfach ein Muss. Mehr noch, es wäre gar töricht bzw. gefährlich, sich hier auf eine Web-App zu verlassen. Nicht nur auf meiner USA-Tour wäre ich Online mehrfach „aufgeschmissen“ gewesen, auch im nahen Italien oder gar der Schweiz würde ich mich nie auf eine Online-Lösung verlassen wollen.

    P.S: Bei der Amerika-Tour hatte ich auf dem Smartphone OsmAnd+ dabei. Leider testete ich den Track zuvor nur auf einem modernen OnePlus, dort lief es problemlos. In Vancouver wollte ich dann mit dem alten Samsung XCover4 (zugegeben ca. 7jährig) losfahren und scheiterte kläglich. Ich musste dann am ersten Tag mit dem OnePlus radeln. Für die übrigen Tage teilte ich die Tracks dann jeweils auf und arbeitete mit dem alten Gerät, ganz einfach weil das Teil deutlich robuster ist und bislang jeden Sturz unbeschadet überstanden hat (7 Jahre!). Hätte ich kein Gerät für das Offline-Bearbeiten der Tracks gehabt, ich wäre gleich zu Beginn gescheitert!

    P.S: Nach der Tour fand ich heraus, dass OrganicMaps deutlich schneller arbeitet und selbst auf dem alten Handy mit dem Track über die 3300 Meilen absolut keine Probleme gehabt hätte, daher hier der Tipp für OrganicMaps. Mann lernt nie aus!

    P.S II: Ich erlaube mir hier noch den Link zum Video meiner Tour anzuhängen: https://azurgo.ch/bikes (niemand muss, aber jeder darf und 100% ohne Werbung und Kommerz).

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