Dumm, dümmer, Facebook

Das soziale Netzwerk hat diese Woche doppelt versagt: Gefähr­liche Inhalte wurden geför­dert statt gebremst und bei der Moderation von Kinder­porno­grafie setzt Facebook falsche Priori­täten. Plus: Trumps Twitter-Alter­native «Truth Social» ist ein Flop.

Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk hat ein Problem mit sogenannt schädlichen Inhalten: Die Moderation und die technischen Mittel, die Fakenews, Verschwörungstheorien, Propaganda und pornografische Inhalte beseitigen sollten, erfüllen den Zweck nicht.

Nicht nur das – die Algorithmen haben offenbar ein geschlagenes halbes Jahr lang kontraproduktive Arbeit geleistet und derlei Inhalte in den Timelines der Nutzer sogar nach oben gespült. «Ein Facebook-Fehler führte über einen Zeitraum von sechs Monaten zu einer Zunahme der Aufrufe von schädlichen Inhalten», berichtet «The Verge». Ein massiver Ranking-Fehler habe während eines halben Jahres die Hälfte aller News-Feed-Ansichten potenziellen «Integritätsrisiken» ausgesetzt, heisst es in dem Bericht, der dem Newsportal vorliegt:

Anstatt Beiträge von Wiederholungstätern von Falschinformationen zu unterdrücken, die vom unternehmenseigenen Netzwerk externer Faktenprüfer abgeklopft worden waren, wurden die Beiträge im News Feed verbreitet, was die Aufrufe weltweit um bis zu dreissg Prozent ansteigen liess.

Die Ingenieure haben die Ursache des Problems nicht gefunden und so wochenlang zugesehen, bis es am 11. März behoben werden konnte.

Und ja, Fehler passieren. Aber mir scheint es offensichtlich, dass Mark Zuckerberg dem Monster, das er selbst erschaffen hat, nicht mehr Herr wird. Und einfach zuzusehen, wie namentlich russische Kriegspropaganda durch fehlerhafte Algorithmen einen zusätzlichen Schub erhalten, ist fahrlässig und ignorant.

Und als ob das nicht schlimm genug wäre, macht Facebook auch beim Kampf gegen die Kinderpornografie eine miserable Falle. Gestern berichtete die «New York Times», dass Content-Moderatoren angewiesen würden, sich im Zweifel auf die Seite des Erwachsenen zu schlagen, wenn das Alter einer Person in einem Foto oder Video nicht eindeutig festgestellt werden könne.

Wenn das Alter unklar ist, werden Jugendlichen wie Erwachsene behandelt und die Bilder werden nicht an die Behörden gemeldet.

Die Moderatoren müssen sich dabei offenbar auch um ihren Job Sorgen machen. Ihnen drohen gemäss der Darstellung der New York Times negative Leistungsbewertungen, wenn sie zu viele Meldungen machen, die gegen die Richtlinien verstossen.

Warum den Leuten nicht einfach klarmachen, dass Fotos unerwünscht sind, selbst wenn sie nur den Anschein von Kinderpornografie erwecken? Ich verstehe wirklich nicht, warum eine Plattform, die sich sonst durch masslose Prüderie auszeichnet, sich ausgerechnet bei dieser Frage auf die Äste hinauslassen will.


Donald Trumps soziales Netzwerk ist ein Flop

«Truth Social» heisst das Netzwerk, das seit dem 21. Februar 2022 online ist. Es steht bislang nur US-Amerikanern zur Verfügung und scheint kein rauschender Erfolg zu sein:

Der vermeintliche Twitter-Killer wurde gemäss Sensor Tower erst 1,2 Millionen Mal installiert und nach einem ersten Ansturm ist die Zahl der Anmeldungen eingebrochen. Die App verzeichne einen Rückgang der Anmeldungen um 93 Prozent und ähnlich stark ist auch der Datenverkehr abgeebbt, heisst es bei «The Wrap». Das scheint dem Ex-Präsidenten Donald Trump nicht zu gefallen: Er könne nicht aufhören, über seine gescheiterte App zu jammern, schreibt «The Daily Beast» mit nicht zu überhörender Schadenfreude:

In den letzten Wochen haben Quellen den ehemaligen Präsidenten am Telefon gehört, wie er fluchte und Dinge fragte wie, was zum Teufel da los sei mit Truth Social. Er hat sich wiederholt über die negative Presse und die nicht so tolle Optik beschwert, so die Quellen. Und er wollte wissen, warum die App nicht von mehr Menschen genutzt wird und warum sie die Konkurrenz nicht schnell überholt.

Die Antworten liegen auf der Hand, und es sind die gleichen wie beim famosen Gettr.com: Ein Sammelbecken für die Leute, deren Ansichten zu abseitig für Twitter sind, ist keine attraktive Angelegenheit. Niemand möchte da sein – noch nicht einmal diejenigen, die bei Twitter rausgeflogen sind.


Ein Android-Telefon mit iPhone-Anschluss

Das ist doch hoffentlich ein 1.-April-Scherz: Someone brought the worst thing about the iPhone to Android, heisst es bei 9to5mac.com – und im Titel steht sogar die Bemerkung, es handle sich nicht um einen Witz.

Wir erinnern uns: Im letzten November hat einer ein iPhone mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet und das daraufhin für 86’001 US-Dollar verkauft. Jetzt hat offenbar ein Schlaumeier den umgekehrten und komplett sinnlosen Weg beschritten: Er hat bei einem Android-Telefon (Samsung Galaxy A51) den normalen Stecker durch die Lightning-Variante ersetzt. Bei «Engadget» wird beschrieben, was die Herausforderung dabei war:

«Apples Lightning-Kabel sind nicht dumm», sagte er. «Sie laden nur Apple-Geräte auf. Ich musste also einen Weg finden, dem Kabel vorzugaukeln, dass es an ein Apple-Gerät angeschlossen ist. Und das Ganze muss in das Telefon passen, was an sich schon eine weitere Herausforderung ist.»

Die Freude am Tüfteln in Ehren – aber könnte man die nicht in etwas Sinnvolles investieren?

Beitragsbild: Ein Daumen nach unten reicht nicht (Cottonbro, Pexels-Lizenz).

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