Für die Nachwuchs-Internet-Fernseh-Stars unter uns

Die Tele­prompter-App hilft uns dabei, kurze Texte sec und ohne langes Herum­eiern in die Selfie-Kamera des Smart­phones zu sprechen.

Capcut ist der Video-Editor für die Tiktok-Generation, den ich zwar ausführlich getestet habe, der mich aber nicht dazu bewegen konnte, meinen Video-Workflow über den Haufen zu werfen.

Er hat mich aber auf eine Idee gebracht: Nämlich, mich nach einer Teleprompter-App umzusehen. Die verwandelt das Smartphone in ein Instrument, das früher nur in Fernsehstudios stand. Doch weil heute jeder auch sein eigener Social-Media-Star ist, wurde daraus ein Mainstream-Utensil. Der Prompter ist ohne Zweifel ein Gewinner der Internet-Medien-Revolution.

Ein klassischer Teleprompter ist ein relativ kompliziertes Hilfsmittel; die App hingegen ist simpel: Sie überlagert das Videobild mit dem Text, den wir in die Kamera sprechen sollen. Das klappt natürlich nur mit der Selfie-Linse. Das ist ein gewisser Nachteil, weil wir eigentlich lieber die qualitativ bessere Kamera auf der Rückseite würden verwenden wollen.

Für Kurz-Videos allemal gut genug

Aber es kommt auf die Qualitätsansprüche an. Für ein Youtube-Video, das meinen Ruhm als Internet-Fernseh-Star begründen sollte, würde ich sie nicht verwenden. Für einen kurzen Clip für ein Reel auf Instagram oder für eine Tiktok-Nummer reicht es allemal.

Eric bildet sich ein, mein Manuskript noch verbessern zu können.

Ich habe mein Glück mit der App Teleprompter von Norton Five probiert, die es fürs iPhone und für Android gibt. Sie bietet die Funktionen, die mir wichtig sind: Sie funktioniert im Hoch- und Querformat. Der zu sprechende Text lässt sich einfach hinterlegen, und wir können unkompliziert die Geschwindigkeit anpassen, mit der er durchgescrollt wird. Und es ist kein Problem, den Text von Hand anzuhalten oder vor- bzw. zurückzuschieben, falls er zu schnell oder zu langsam vorbeiziehen sollte.

Es existiert auch das sprachgesteuerte Scrollen: Die App verwendet die Spracherkennung, um festzustellen, wie schnell wir durch den Text kommen. Ich habe es ausprobiert, doch weil mein Manuskript in Schweizerdeutsch abgefasst war, hat es nicht geklappt.

Aufnahmen im Hoch- oder Querformat

Im Querformat steht der Text übrigens standardmässig an der Seite, wo sich die Kamera befindet. Das führt dazu, dass wir den Blick automatisch an die richtige Stelle lenken und es so wirkt, als ob wir den Zuschauer direkt ansehen würden. Das funktioniert besser, wenn wir den Kopf nicht allzu nah ans Gerät bewegen. Bei meinen Tests funktioniert sowohl das Filmen aus der Hand. Aber wir können das Telefon natürlich auch auf ein Stativ stellen oder sogar ein Gadget wie den Pivo Pod verwenden.

Die App erlaubt es, die Videos mit Filtern zu versehen und stellt Regler für Kontrast, Farbton, Helligkeit, Lebendigkeit und sogar eine Gradationskurve bereit. Das wäre meines Erachtens nicht unbedingt nötig, zumal wir die Videos auch in einer Videoschnitt-App perfektionieren könnten. Andererseits habe ich oben ja angedeutet, dass ich sie vor allem für Quick-and-Dirty-Projekte benutzen würde. Wenn es schnell gehen muss, sind wir froh, wenn es ohne Extra-Nachbearbeitung geht.

In den Einstellungen können wir die Schriftgrösse wählen, was für kurzsichtige Leute wie mich unverzichtbar ist. Wir dürfen auch einstellen, wie transparent das Textfeld ist und wo es platziert wird – die Länge und Breite lässt sich direkt im Live-Bild anpassen. Es gibt die Möglichkeit, den Countdown vor der Aufnahme anzupassen und wir dürfen das Videoformat auswählen. Über die Option PAL-Formate anzeigen haben wir auch 1080p HD mit 25 fps zur Verfügung.

Eine KI für bessere Scripts

Mit dem Text vor Augen kommt man deutlich schneller auf den Punkt.

Schliesslich erwähnenswert: Die Scriptverwaltung, in der wir mehrere Manuskripte ablegen und die entsprechenden Aufnahmen einsehen können – die sind dort verfügbar, auch wenn sie nicht in die Filmrolle von iPhone bzw. Android exportiert haben.

Der Scripteditor hat eine KI namens Eric eingebaut, die für sich in Anspruch nimmt, einen Text zu verbessern. Er stellt Fragen zur Sprache, dem Stil und Zweck des Videos und will es dann selbsttätig optimieren. Die Vermutung liegt nahe, dass ChatGPT hinter Erics wundersamen Fähigkeiten steckt. Wie gut sie sind, konnte ich nicht ausprobieren, da dafür das Abo notwendig wäre, das einem die App ziemlich offensiv aufzudrängen versucht. Es kostet fünf Franken im Monat oder zwanzig Franken im Jahr.

Ich fände es okay, eine solche App für zehn Franken zu kaufen, aber ein laufendes Abo ist für meine Zwecke nicht gerechtfertigt. Ich konnte sie für mein Video aber kostenlos benutzen. Die Einschränkung der Gratisversion liegt bei einem Limit von 750 Zeichen pro Script, was ungefähr einem Video von einer Minute entspricht. Wir könnten natürlich auf die Idee kommen, diese Limite zu umgehen, indem wir unser Video in mehrere Takes aufteilen, die wir aus unterschiedlichen Winkeln aufnehmen – was auch fürs Publikum mehr Abwechslung bieten würde.

Fazit: Eine praktische App, die den Zweck gut erfüllt und die ich für dieses Video hier unter Realbedingungen eingesetzt habe.

Beitragsbild: Den Text auswendig lernen? Wo kämen wir den hin! (Steve Lord, Unsplash-Lizenz)

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