Mozilla will unsere Mail-Adresse und Telefonnummer schützen

Das Firefox Relay soll Spam ver­hin­dern und uns vor un­ge­woll­ten Anrufen und SMS be­wah­ren: Wie es funk­tio­niert und wo die Ri­si­ken liegen.

Eine Neuerung von Mozilla ist das Firefox Relay. Es ist zum Schutz der Privatsphäre gedacht, speziell der E-Mail-Adresse. Denn wie wir leidvoll erfahren mussten, werden Kontaktinformationen nicht sorgfältig behandelt. Im Gegenteil; es gibt Menschen, die sie sammeln, horten, verkaufen oder selbst missbrauchen.

Die Funktionsweise des Relays ist simpel: Statt die Information direkt herauszugeben, verwenden wir ein Alias. Eine Zwischenstation verwandelt das Alias in die Ursprungs-Information und leitet sie an uns weiter. Und da für für jeden einzelnen Verwendungsfall ein separates Alias benutzen, können wir das jederzeit aus dem Verkehr ziehen und sind dann für jene Leute, die sich als nicht vertrauenswürdig herausgestellt haben, nicht mehr erreichbar.

Auch ein Handy-Schutz soll kommen

Nicht überall gibt man seine E-Mail-Adresse gleich gern an.

Die Idee ist nicht neu¹, aber Mozilla hat sie noch etwas weitergetrieben: Der Schutz erstreckt sich nicht nur auf die Mailadresse, sondern auch auf Telefonnummern: «Wir leiten E-Mails, Anrufe und SMS an Sie weiter», verspricht Mozilla. Wie das in der Praxis funktioniert, konnte ich bislang nicht testen, denn dieser «Handy-Schutz» ist bisher nicht in Betrieb: Wir können uns hier zwar auf die Warteliste setzen, aber mehr nicht. Und es ist auch nicht klar, wie viel dafür zu bezahlen wäre.

Beim Mail ist das bekannt: Das Maskieren von fünf Mailadressen ist kostenlos. Für eine unbegrenzte Zahl von Aliasse zahlen wir zwölf Franken pro Jahr oder zwei Franken im Monat. Mit dem Abo ist auch eine eigene Maildomain möglich.

Um das Mozilla Relay zu nutzen, müssen wir eine Browser-Erweiterung installieren². E-Mail-Felder werden von ihr durch das Relay-Icon markiert. Wenn wir darauf klicken, können wir eine Mailadresse erzeugen, die anstelle der richtigen Adresse verwendet wird. Sie lautet zum Beispiel n0ld1nzim@mozmail.com.

Auch ein Mittel gegen Tracking

Welche Mailadressen eingerichtet sind, sehen wir in unseren Profileinstellungen. Wir geben hier an, an welche Mailadresse die Mails weitergeleitet werden sollen und können bei Bedarf entweder nur die als Spam erkannten Nachrichten oder gleich alle Mails blockieren. Ausserdem werden Tracker aus den Mails gelöscht.

Die verwendeten Adressen einsehen und notfalls blockieren.

Ausserdem wird hier mitgezählt, wie viele Nachrichten weitergeleitet, wie viele blockiert wurden und wie viele Tracker über die Klinge springen mussten.

Fazit: eine praktische Sache, sogar in der Gratisvariante. Mit drei Mailadressen sind wir zwar nicht in der Lage, für jeden Zweck eine separate Adresse zu benutzen. Aber wir können wenigstens für gewisse Zwecke Aliasse benutzen, z.B. fürs Abonnieren von Newslettern oder für Anmeldungen bei dubiosen Websites. Es ist in den meisten Mailprogrammen dann auch möglich, die auf diesem Weg erhaltenen Nachrichten automatisch in einen bestimmten Ordner wegzusortieren und den Posteingang davon zu entlasten.

Risiken und Nebenwirkungen

Es gilt allerdings zwei Sachen zu bedenken:

  • Der Betreiber des Relais, d.h. in diesem Fall Mozilla, kann die vermittelten Nachrichten mitlesen. Mail ist zwar per se kein sonderlich sicheres Kommunikationsmittel, aber jede Zwischenstation birgt ein gewisses Risiko. Ich würde das Relais nicht für vertrauliche Dinge verwenden.
  • Wir begeben uns in die Abhängigkeit des Relaisbetreibers. Sollte Mozilla die Vermittlungstätigkeit einstellen oder – Göttin bewahre! – selbst verschwinden, kommen die Mails nicht mehr bei uns an. Darum sollten wir das Relais auch nicht für wichtige Dinge benutzen.

Fussnoten

1) Apple hat im Herbst 2021 (mit iOS 15 bzw. Mac OS Monterey) die Funktion «E-Mail-Adresse verbergen» eingeführt, die ich hier ausführlich vorgestellt habe. Sie steht mit iCloud+ zur Verfügung, d.h. dann, wenn wir Speicher-Abo bei Apple haben. Konfiguriert wird die Funktion in den Einstellungen unter Apple-ID > iCloud > E-Mail-Adresse verbergen.

Auch der Suchmaschinen-Anbieter Duck Duck Go hat ein Relay in petto und hilft jenen Leuten weiter, die sich nicht im Apple-Ökosystem bewegen oder kein iCloud+ haben. Wir verwenden die Email Protection entweder über den Browser DuckDuckGo for Mac oder über die DuckDuckGo Privacy Essentials. Details zu dieser E-Mail-Schutzmethode finden sich hier.

2) Man kann an dieser Stelle geteilter Meinung darüber sein, ob das Relay nicht direkt in Firefox eingebaut werden müsste. Dafür spricht, dass die Nutzung einfacher wäre. Ein Argument dagegen ist, dass nicht alle Firefox-Nutzerinnen und Nutzer dieses Feature werden verwenden wollen und es daher nicht sinnvoll ist, es als Standard einzurichten.

Beitragsbild: Die unerwünschten Briefe werden noch vor der Zustellung entsorgt (Microsoft Image Creator zum Prompt «a mailman who delivers some letters, but let other letters drop to the gutter; in a cheeky, comic style»).

One thought on “Mozilla will unsere Mail-Adresse und Telefonnummer schützen

  1. Ich verwende zu diesem Zweck das von ProtonMail übernommene SimpleLogin. Damit kann ich beliebige Aliase auf einer eigenen Domain erstellen und über eine Firefox-Erweiterung aktivieren und deaktivieren. Die E-Mails werden direkt in mein Postfach geleitet. Eine eigene Domain erachte ich fast als zwingend notwendig. Nicht nur, um, wie von Dir beschrieben, zu einem anderen Anbieter wechseln zu können, sondern auch, weil viele Websites wohl bald die bekannten Relay-Domains nicht mehr akzeptieren werden. (Ich habe früher mit Wegwerf-E-Mails anderer Anbieter gearbeitet. Diese Adressen erlauben fast nirgends mehr eine Anmeldung.)

    Eine wirklich gute Funktion, wenn man einen Dienst testen will, ohne danach in diversen Newslettern den Abmelde-Link suchen zu müssen.

Kommentar verfassen