Duck Duck Go hat mich neulich mit dem Privacy Browser für Android positiv überrascht: Der Betreiber der gleichnamigen, auf Datenschutz getrimmten Suchmaschine hat auch einen Browser für Android in petto.
Fürs Surfen finde ich den okay, aber nicht so gut, dass ich von Firefox umsteigen würde. Überzeugt hat mich jedoch eine neue Zusatzfunktion: Die heisst «Schutz gegen App-Tracking» und blockiert die Verbindungen, die die auf dem Android-Telefon installierten Apps zwecks Datensammlung aufbauen wollen. Dazu kommt ein lokales VPN zum Einsatz, das die Daten durch den Privacy Browser schleust und es ihr erlaubt, die unerwünschten Verbindungen zu sperren.
Ein neuer Browser, vorerst als Beta für den Mac
Duck Duck hält nicht nur Browser für Android und fürs iPhone und iPad bereit. Es gibt seit Kurzem auch eine Version für den Mac. Die befindet sich noch in der Beta-Version – was mich aber nicht daran abhält, sie mir anzusehen.
Dieser Browser zeichnet sich durch eine aufgeräumte Oberfläche aus. Man könnte sie auch spartanisch nennen. Zentral ist der «Flammen»-Knopf: Wenn wir darauf klicken, wird die Browser-Historie gelöscht, d.h. alle Tracking-Daten werden entfernt, insbesondere die Cookies, die es den Websites erlauben, die einzelnen Besucher auseinanderzuhalten. Die Idee ist, dass wir unsere History in kurzen Intervallen bereinigen, damit dieses Tracking nicht greifen kann.
Websites feuerfest machen
Bekanntlich ist das Tracking aber nicht nur schlecht: Es erspart es uns auch, uns bei jeder Website, bei der wir ein Nutzerkonto haben, ständig wieder einloggen zu müssen. Dafür gibt es den Befehl Fireproof this site. Er befindet sich im Menü, das über den Knopf mit den drei Punkten in der rechten oberen Bildschirm zugänglich ist. Wenn wir eine Website feuerfest machen, dann werden ihre Daten nicht gelöscht, wenn wir den Flammen-Knopf betätigen.
Die Idee ist, dass wir bei Duck Duck Go eine Positiv-Liste mit den Websites führen, denen wir unser Vertrauen schenken. Alle Sites, die nicht auf dieser Positiv-Websites stehen, werden beim Löschen der Chronik beseitigt.
Eine weitere Eigenschaft von Duck Duck Go ist das Privacy Dashboard. Es wird angezeigt, wenn wir auf das Schild-Symbol am linken Rand der Adressleiste klicken. Das Dashboard informiert darüber, ob die Website verschlüsselt Daten austauscht, ob Tracker vorhanden sind und welche Elementen von Drittanbietern eingebettet sind (Third Party Requests Loaded).
Im Fall meines Blogs wird transparent über die Elemente informiert, die von Automattic stammen und zu WordPress gehören. Ausserdem zeigt Duck Duck Go die Verbindung zu Google, woher die Werbung hier kommt.
Im Vergleich zu Firefox überzeugt Duck Duck Go mehr
Firefox hat ein ähnliches Schild-Symbol. Das erlaubt die Konfiguration der Schutz-Einstellungen, doch bezüglich Informationen zu den Trackern ist Duck Duck Go unter dem Strich auskunftsfreudiger und damit nützlicher.
Aber es ist möglich, bei Drittbrowsern das Duck Duck-Go-Dashboard über die Erweiterung DuckDuckGo Privacy Essentials nachzurüsten. Die gibt es für Google Chrome, Microsoft Edge und Firefox.
Zwei weitere Dinge sind bemerkenswert: Erstens die Funktion Email Protection. Sie funktioniert so, dass wir via duckduckgo.com/email eine E-Mail-Adresse einrichten. Die dient als Relais und wird unserer normalen Mailadresse vorgeschaltet: Trifft eine Nachricht über diese Adresse ein, wird sie von den Duck-Duck-Go-Mailservern von allfälligen Tracking-Elementen befreit und dann sogleich – d.h. ohne weitere Speicherung – an unsere angestammte Adresse weitergeleitet.
Alias-Adressen verraten, wer unsere Kontaktdaten verkauft
Ausserdem erlaubt es uns die Email Protection-Funktion, Alias-Adressen zu generieren. Die lauten dann x4kujkyg@duck.com oder so ähnlich, und verbergen unsere wahre Adresse. Wir verwenden sie bei Websites, denen wir nicht vertrauen. Und wenn wir jede Alias-Adresse nur einmal verwenden, dann bleibt auch kein Zweifel, wer sie weitergegeben, bzw. -verkauft hat, wenn die Adresse von jemandem verwendet wird, dem wir sie nicht selbst gegeben haben.
Auch diese Funktion lässt sich über die Privacy Essentials-Erweiterung in anderen Browsern nutzen.
In den Einstellungen in der Rubrik Privacy findet sich die Option Let Duck Duck Go manage Cookie consent pop-ups. Sie führt dazu, dass der Browser die «Bitte akzeptieren Sie unsere Cookies»-Anfragen automatisch beantwortet und zum Verschwinden bringt, ohne dass wir uns darum kümmern müssten. Das ist in anderen Browsern mit der I don’t care about cookies-Erweiterung (siehe hier). Doch die führt dazu, dass alle Cookies angenommen werden. Der Duck-Duck-Go-Browser hingegen versucht, die Optionen so zu wählen, dass immer nur die unbedingt nötigen Cookies angenommen und die dem Marketing und Tracking dienenden Cookies abgelehnt werden.
Aus der Not eine Tugend machen
Fazit: Der Augenschein ist zwiegespalten. Die Funktionen zum Schutz der Privatsphäre von uns Nutzerinnen und Nutzer sind sinnvoll und machen einen durchdachten Eindruck. Die Oberfläche und der Funktionsumfang lässt sich nur als übersichtlich bezeichnen. Wer die gängigen Browser als überfrachtet erlebt, wird diese Not als Tugend betrachten und es schätzen, dass dieser Browser sich aufs Wesentliche beschränkt.
Doch wer bei seinem Browser Dinge wie Erweiterungen, Synchronisation oder ausgeklügeltes Reiter-Management schätzt, der wird beim Duck-Duck-Go-Browser zu viel vermissen. Immerhin: Mit der erwähnten Privacy Essentials-Erweiterung lassen sich die wesentlichen Funktionen auch bei Firefox, Chrome und Edge nachrüsten. Ich verwende die Erweiterung derzeit bei Firefox und werde im Auge behalten, wie sie sich auf Dauer bewährt.
Doch ob wir den neuen Browser benutzen oder nicht: Er ist eine Bereicherung für die Software-Landschaft. Und er ist auf alle Fälle eine Alternative zum Brave-Browser, die in meinen Augen das Vertrauen vielmehr verdient.
Beitragsbild: Vollgas durch die Untiefen des Web (Ylanite Koppens, Pexels-Lizenz).