Weniger Tracking beim Googeln

Zwecks Nach­ver­fol­gung unserer Recher­che-Aktiv­itä­ten treiben Google und Bing selt­same Spiele mit den Adres­sen in ihren Such­re­sul­taten. Doch es gibt ein Ge­gen­mittel.

Ist das den Nutzerinnen und Nutzern von Suchmaschinen bewusst? Wenn wir Google oder Bing benutzen, dann registrieren die Betreiber nicht nur, welche Suchbegriffe wir eingeben. Nein, sie erfassen auch, welche Begriffe wir anklicken. Und dieses Klick-Tracking hat gewisse Nebenwirkungen.

Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen: Grundsätzlich erfährt der Betreiber einer Website nicht, welcher Link Nutzerinnen und Nutzer anklicken. Diese Information wird nicht an den Server zurückgeleitet. Mit einer prominenten Ausnahme: Wenn der Nutzer einen internen Link betätigt, dann ist das ersichtlich, weil der Server es mit mehreren Seitenabrufen zu tun bekommt. Ausserdem gibt der Referrer an, von wo der Aufruf stammt (zumindest dann, wenn diese Angabe nicht unterdrückt wird).

Jeder Klick wird analysiert

Nun wollen Betreiber von Suchmaschinen jedoch wissen, welche Links die Nutzerinnen und Nutzer verwenden. Das gehört einerseits zum Geschäft des Datensammelns. Andererseits hat es tatsächlich einen gewissen Sinn, wenn Suchmaschinen wissen, welches die beliebten Links in ihren Resultatlisten sind. Das kann helfen, die Gewichtung zu verbessern.

Um die Klicks in Erfahrung zu bringen, verwenden sie einen Trick: Sie tauschen in der Resultatliste die Links, die ins offene Netz verweisen, durch solche aus, die auf die eigene Domain zielen. Dadurch ist es möglich, den Klick zu erfassen. Sobald das geschehen ist, leiten sie Nutzer ans eigentliche Ziel weiter. Und der kommt dort an, ohne dieses kleine Zwischenspiel zu bemerken.

Ist es schlimm? Ist es harmlos?

Nun kann man an dieser Stelle geteilter Meinung darüber sein, wie schlimm das ist. Wie oben angedeutet, verbessern sich dadurch unter Umständen die Suchresultate.

Man darf sich aber genauso auf den Standpunkt stellen, dass es den Betreiber der Suchmaschine nichts angeht, auf welche Weise wir seine Suchresultate nutzen. Es ist unsere Sache, ob wir einen Link anklicken – und wenn ja, welchen. Das leuchtet sofort ein, wenn wir uns eine Suche vorstellen, die sowohl kontroverse als auch harmlose Resultate enthält. Wenn wir nach «Youporn» suchen, dann erfährt Google, ob wir uns der entsprechenden Domain oder dem Wikipedia-Eintrag zuwenden.

Und die Trickserei der Suchmaschinen hat auch eine unerwünschte Nebenwirkung: Wir können Links nicht direkt aus der Liste der Suchresultate kopieren. Wir müssen ein Resultat anklicken, um es dann aus der Adressleiste des Browsers zu kopieren. Wenn wir mit der rechten Maustaste auf einen Link in der Google-Liste klicken und Kopieren aus dem Kontextmenü wählen, dann erhalten wir einen ellenlangen Google-Link statt der Ziel-Adresse.

Man beachte, dass die Adresse auf Wikipedia erst einmal auf Bing verweist (sichtbar in der Statusleiste). Google indes schafft es sogar, auch die Anzeige zu tarnen.

Was steckt in diesen Adressen?

Ein Beispiel: Bei der Suche nach «Clickomania» liefert Google für das Suchresultat zu dieser Website hier nicht einfach die URL, sondern folgendes Monstrum:

https://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjY48WYjbb-AhVJR_EDHaXdBMMQFnoECAoQAQ&url=https%3A%2F%2Fblog.clickomania.ch%2F&usg=AOvVaw3TF08Y03L5fU55WQ4owsYf

Wie wir sehen, steckt hier nicht nur die Ziel-URL drin, sondern auch einige weitere Informationen. Es fallen die beiden Parameter ved und usg ins Auge, die alphanumerischen Code enthalten. Was darin versteckt ist, erklärt uns Google nicht. Es gibt aber Spekulationen im Netz; hier zu ved und hier u.a. zu usg. Sonderlich ergiebig sind diese Analysen allerdings nicht – und es lässt tief blicken, dass Google selbst nichts offenlegt.

Microsoft ist bei Bing übrigens auch nicht besser, bzw. sogar noch schlimmer. Zum obigen Beispiel mit einer Suche nach «Clickomania» erhalten wir einen Link, in dem noch nicht einmal die Original-Adresse ersichtlich ist:

https://www.bing.com/ck/a?!&&p=cee67e333ac9ba87JmltdHM9MTY4MTg2MjQwMCZpZ3VpZD0wMjdkZGI0OC0wZDc3LTY3ZDMtMzY5MS1jOTBmMGNjZDY2NDYmaW5zaWQ9NTE5Mg&ptn=3&hsh=3&fclid=027ddb48-0d77-67d3-3691-c90f0ccd6646&u=a1aHR0cHM6Ly9ibG9nLmNsaWNrb21hbmlhLmNoLw&ntb=1

Mit anderen Worten: Hier lässt sich irgendetwas verstecken.

Duck Duck Go ist sauber

Wenn wir das Gleiche bei Duck Duck Go tun, erhalten schlicht und einfach den Link zurück – ohne Getrickse und ohne Tracking.

Damit sind wir bei der Lehre der heutigen Lektion angelangt: Anhand der Links, die wir von einer Suchmaschine oder auch einer Social-Media-Site o.ä. erhalten, können wir Rückschlüsse nehmen, wie gross das Interesse an unseren Klick-Aktivitäten ist.

Und es gibt auch konkrete Methoden zur Gegenwehr: Die Erweiterung Don’t track me Google für Firefox verwandelt die Links in Suchresultat-Seiten zurück in ihre Ursprungsvariante, sodass beim Klick der Umweg via Google entfällt. Das erlaubt es uns, Google zu nutzen, ohne dass Klicks von Google registriert werden. Und wir können Links auch wieder unkompliziert per Rechtsklick abgreifen.

Beitragsbild: Man könnte sagen, dass auch eine Google- oder Bing-Suche Fäden zieht (Cottonbro Studio, Pexels-Lizenz).

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