Bei mir ist neulich der E-Mail-Funke gesprungen. Ich habe Spark ausführlich getestet und so wenig Haare in der Suppe gefunden, dass ich nicht umhingekommen bin, daraus eine Empfehlung – und ein Patentrezept-Video zu machen.
Nun war es mein Ehrgeiz, nicht bloss meine Besprechung noch einmal in Videoform zu produzieren: Meine Abneigung gegen Redundanz verbietet derlei Rezyklationen.
Ich habe mir daher überlegt, welche drei E-Mail-Apps man fürs Smartphone empfehlen könnte.
Ein Ding von gestern: Die chronologische Mailliste
Die Anforderungen drängen sich auf, finde ich:
Die App sollte auch eine grössere Zahl Mails am Smartphone sinnvoll erschliessen und es dem Nutzer erlauben, sich einen schnellen Überblick zu verschaffen. Chronologische Maillisten, wie wir sie von den Desktop-Anwendungen kennen und nicht sonderlich lieben, sind am Smartphone nicht opportun. Es sollte eine irgendwie geartete Sortierung oder Gruppierung nach Wichtigkeit stattfinden, sodass die Mails, die unmittelbar Aufmerksamkeit benötigen, nicht untergehen.
Zweite Anforderung: Man sollte seine Mails schnell und simpel organisieren können. Entscheidend sind Funktionen, mit denen man Nachrichten, die man nicht sogleich abarbeiten möchte, für später vormerken kann. Im Kopf zu behalten, dass bei dieser oder jener Nachricht noch eine Antwort offen ist, geht regelmässig schief. Man kann sie bei den meisten Desktop-Programmen wieder auf ungelesen setzen oder markieren – aber besser ist natürlich das Wiedervorlags-Feature, dass die Nachricht zur vergebenen Zeit wieder in den Posteingang schiebt.
Drittens: Nicht unbedingt nötig, aber sinnvoll sind Funktionen, die das Beantworten beschleunigen, beispielsweise durch vorgefertigte Textfloskeln.
Die drei Apps für eine übersichtliche Inbox
Und das sind die drei Apps, die diese Anforderungen meines Erachtens am besten erfüllen:
Die drei besten Mail-Apps fürs Smartphone und Tablet
Nebst Outlook (Android und iPhone/iPad) empfehle ich die besagte Spark-App. Und ich habe die Gelegenheit wahrgenommen, endlich einmal Hey.com näher anzusehen. Diese App ist uns ins Bewusstsein gedrungen, als sich im letzten Sommer der Entwickler, Basecamp, und Apple in die Haare geraten sind. Basecamp hat nämlich das Abo für den Maildienst in der App angeboten, was nach den Regeln des App-Stores nur erlaubt ist, wenn man die App auch über Apples Bezahlschnittstelle kaufen bzw. abonnieren kann. Das war aber nicht möglich, weil Apple dafür eine Provision verlangt, die der Hersteller nach eigener Aussage nicht leisten kann.
Hey sortiert die Mails in drei Töpfchen
Hey hat dieses Problem gelöst, indem man die App inzwischen während vierzehn Tagen mit einer zufällig generierten Mailadresse austesten kann. Die App gefällt mir auf alle Fälle gut und Outlook ist sie deutlich überlegen – doch um das Fazit gleich vorwegzunehmen, finde ich Spark noch deutlich besser. Trotzdem hätte ich die Sortierung der Mails in drei Töpfchen gerne in meinem Desktop-Mailprogramm.
Um das etwas näher zu erklären: Der Posteingang wird in drei Gefässe unterteilt, Imbox, Feed und Papertrail. «Imbox» steht für «Important Box». Der Name ist zwar etwas bemüht originell, aber der Sinn und Zweck einleuchtend. In der Imbox landen die Nachrichten, die mutmasslich eine direkte Antwort benötigen. Der «Feed» ist für das Lesefutter gedacht; Benachrichtigungen und Newsletters. Im Feed gibt es eine praktische Leseansicht, in der man die Nachrichten in einer fortlaufenden Ansicht durchscrollt und am Schluss in einem Rutsch als gelesen markiert.
Der «Papertrail» schliesslich nimmt die digitalen Quittungen entgegen, zum Beispiel nach Online-Käufen und -Buchungen, Registrierungen und ähnliche Dinge, die man für später aufbewahren möchte. Diese Aufteilung finde ich absolut sinnvoll.
Eine Extra-Hürde für neue Mailkontakte
Ausserdem bemerkenswert: Wenn das Mail eines bis dato unbekannten Absenders eingeht, muss man erst zustimmen, dass man von der Person überhaupt Mitteilungen empfangen will. Das reduziert Spam, verhindert ihn aber leider nicht vollständig – denn bekanntlich missbrauchen die klugen Spammer valide Mailadressen als Absender. Ausserdem muss man angeben, ob die Nachricht eher Imbox, Feed oder Papertrail ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Triage anfänglich recht mühsam ist, bis der Grossteil der Kommunikationspartner korrekt verbucht ist. Da man Hey aber nicht für bestehende Mailadressen verwenden kann, sondern ein neues Konto einrichten müsste, auf das man seine Gesprächspartner dann umleitet, dürfte sich der Aufwand verkraften lassen.
Noch keine Custom-Domains
Und damit sind wir auch beim grössten Manko: Hey ist nicht nur eine Mail-App, sondern auch ein Maildienstleister. Man kann ihn bislang nicht für eine bestehende Mailadresse nutzen. Die sogenannten Custom Domains sind zwar angekündigt und sollen bald verfügbar sein. Doch dieses Versprechen ist auf der Hey-Website ziemlich recht lange zu lesen, sodass es sich wohl noch etwas hinziehen dürfte.
Es bleibt eine Frage der persönlichen Vorliebe, ob man Mailanbieter und Mail-App aus einer Hand beziehen möchte. Ich halte beides lieber getrennt, weil mir das die grössere Flexibilität gibt. Aber es leuchtet mir auch ein, dass die Möglichkeiten grösser sind, wenn Dienst und App engmaschig miteinder verbunden sind.
Beitragsbild: Dieser Hund hat ein Mailkonto bei Hey.com (sollte man meinen) (Brina Blum, Unsplash-Lizenz).