Ein perfektes Jahr, zumindest, was mich und meine Leistung in der Microsoft Solitaire Collection (siehe Yesss!) angeht. Ich hoffe, dass das in irgend einer – vielleicht sogar etwas sinnvolleren – Form auch für euer Leben zutrifft.
Ich bin zwar keiner dieser Menschen, die der Ansicht sind, dass alles gut wird, wenn man nur darauf achtet, mit einer rosaroten Brille auf die Welt zu schauen (siehe Alles wird schlecht! Alles wird grossartig!).
Das heisst aber auch nicht, dass man immer nur die graugefärbte Polfilterbrille aufbehalten müsste. Die Kunst ist, die unscheinbaren, aber vielleicht umso positiveren Dinge des Lebens nicht zu übersehen.
Und darum betrachte ich dieses Jahr nicht nur durch die Solitaire-Brille, sondern werfe auch einen Blick in meine Garmin-App. Dort hat das Corona-Jahr unübersehbar seine Spuren hinterlassen:
Meine Schrittzahl ist im Februar angestiegen, um auf hohem Niveau zu verharren. Die Daten lassen keinen Zweifel daran, dass Spaziergänge und Joggingrunden eine der wenigen Aktivitäten waren, die man weiterhin bedenkenlos hat ausüben können.
Der Hauptteil der Mobilität fand per pedes statt
Von dieser Möglichkeit habe ich gerne und regelmässig Gebrauch gemacht. Und wenn ich bedenke, dass ich grosszügig gerechnet dieses Jahr höchstens dreitausend Bahnkilometer zurückgelegt habe und ansonsten weder mit dem Flugzeug noch mit dem Auto Reisen unternommen habe, ist 2020 ein absolut besonderes Jahr – das Jahr, in dem ich meine Mobilität zum grössten Teil mit eigener Muskelkraft bestritten habe.
Das war seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall. Ich würde schätzen, dass das zum letzten Mal in der Grundschule der Fall war. Oder vielleicht zu Gymnasiumszeiten, wo ich im letzten Jahr meistens mit dem Velo von Thalheim nach Winterthur gefahren bin.
Und ja: Ich finde das im Rückblick gar nicht so schlimm. Ein bisschen trauere ich unseren ausgefallenen Ferien auf Kreta noch immer nach. Aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die sehr darunter leiden, wenn der Bewegungsradius kleiner wird.
Im Nerdfunk 516, Als wir unsere Unschuld verloren haben, ging es um die Zeit vor dem Internet, als die Welt noch deutlich grösser war, weil wir nicht jederzeit mit jedem beliebigen Menschen auf diesem Globus in Kontakt treten konnten. Wir haben in der Sendung im März 2020 – die wir noch vor dem Beginn der Pandemie aufgezeichnet hatten – wehmütig festgestellt, dass die Unerreichbarkeit vieler Dinge auch einen Reiz hatte: Vorfreude statt sofortige Befriedigung.
Die Zeit des Jetsettens ist vorbei
Und nun hat uns die Pandemie gezwungen, uns von der Lebensweise des globalen Jetsetters zu verabschieden. Und mir ist natürlich klar, dass anderen das viel schwerer gefallen ist als mir, der ich im Grund meines Herzens ein Stubenhocker bin. Aber trotzdem: Es ist nicht das Ende der Welt – sondern vielleicht sogar der Anfang von etwas Neuem. Nämlich unserem etwas bescheidenerem Leben. Um das werden wir eh nicht herumkommen, wenn wir jene Bedrohung stoppen wollen, gegen die sich das Coronavirus im Vergleich harmlos ausnimmt. (Ich meine natürlich die Klimaveränderung, falls das nicht klar gewesen sein sollte.)
Also, jetzt ist dieser Blogpost wider Erwarten und ganz entgegen meiner ursprünglichen Absicht in einen für meine Verhältnisse fast schon unerträglichen Optimismus ausgeartet. Und das ist eine gute Gelegenheit, euch – meinen Leserinnen und Lesern – für die Treue in diesem Jahr zu danken
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen gelungenen Start ins neue Jahr. Und ich frage mich, ob ich (wieder einmal) geloben soll, im neuen Jahr weiterhin fleissig, aber deutlich kürzer zu bloggen.
Es wäre mehr als angebracht, angesichts der Tatsache, dass meine WordPress-App mir erklärt, dass ich 2020 geschlagene 224’800 Wörter in dieses Blog hineingetippt habe.
Es wird wohl auch 2021 nicht besser werden
Für diese Zügellosigkeit entschuldige ich mich von Herzen – aber ich fürchte, dass jegliche gute Vorsätze für kürzere Blogposts völlig für die Füchse wären.
Also, dann bis 2021! Macht es gut – und freut euch mit mir, dass wir in diesem verrückten Jahr wenigstens das Internet hatten! Stellt euch vor, so ein Jahr wie 2020, aber offline, nur mit UKW, linearem Fernsehen und gedruckten Medien? Dann wäre dieser Blogpost hier nicht ganz so versöhnlich ausgefallen…
Beitragsbild: Cottonbro, Pexels-Lizenz