Von Einhörnern und Geschäftskriegern

Der Podcast «Business Wars» lässt uns an Duellen aus der Wirtschaft teil­haben: Netflix gegen Block­buster oder Nintendo gegen Sony – wir erfahren, mit welchen oft un­feinen Mitteln ein Kon­kur­rent den anderen aus­schaltet. Als Extra: «WeCrashed» über den Untergang von WeWork.

David Brown ist ein Journalist, der seine Sporen beim NPR abverdient und nebenbei auch ein Anwaltspatent hat. Er hat beim Wondery-Podcast-Netzwerk, das hier auch schon Thema war, zwei bemerkenswerte Podcasts.

Einer wird gewinnen.

Erstens Business Wars (RSS, Spotify, iTunes): Hier geht es, wie der Name sagt, um die Kämpfe in der Geschäftswelt. Die werden oftmals mit harten Bandagen ausgefochten, was man zum Beispiel im Fall Netflix gegen Blockbuster vor Augen geführt bekommt. Hier gibt es alles, was man sich für einen spannenden Krimi wünscht: Werkspionage, geltungssüchtige Risikokapitalgeber, unfähige und arrogante CEOs, ein technisches Wunderkind (Reed Hastings) und allerlei Irrungen und Wirrungen.

David Brown geht noch vielen anderen ikonischen Rivalen-Pärchen nach: Nintendo gegen Sony, Boeing gegen Airbus, Ford gegen Chevrolet, Hershey gegen Mars oder Facebook gegen Snapchat.

Natürlich ist dieser Podcast zwischendurch zu Amerika-zentristisch. Wer interessiert sich schliesslich schon für Anheuser-Busch gegen Miller, wo man die Produkte beider Hersteller nicht trinken kann. Und Wrestling bei WWF vs WCW (nein, es geht nicht um die Tierschutzorganisation) geht uns generell am Hinterteil vorbei. Aber gelegentlich gibt es auch Paarungen, die uns Europäern etwas näher liegen, wie insbesondere Ferrari gegen Lamborghini. Oder Gibson gegen Fender, wo zwar beide Kontrahenten aus den U$A kommen, aber die Gitarristen auch hierzulande eine klare Präferenz aufweisen.

Woher weiss David Brown das alles?

Der Podcast ist flott produziert, allerdings nicht mit so viel Originaltönen, wie man es sich wünschen würde. Dafür gibt es oft szenische Inszenierungen, die man als kritischer Hörer gar aufgesetzt empfinden mag. David Brown pflegt die vom «Spiegel» bekannte Unsitte, oft so zu tun, als ob er dabei gewesen wäre – wo man eigentlich offenlegen müsste, dass die Informationen aus zweiter Hand stammen und womöglich nicht ins letzte Detail so blumig vorlagen, wie sie gerade geschildert werden. Aber mir ist auch klar, dass das dem Storytelling abträglich wäre.

Die Geschichten machen jedenfalls einen gut recherchierten Eindruck, weswegen ich sie empfehle. Und ich nehme an, dass sich Brown bei seinen Fakten ausreichend absichert. Einerseits, weil er Anwalt ist. Und andererseits, weil es sonst sicherlich recht häufig Klagen von jenen Managern gäbe, die nicht allzu gut weggekommen sind.

Ein Starup hebt ab und stürzt ab

Erst rauf. Dann runter.

Der zweite Podcast ist WeCrashed (RSS, Spotify, iTunes). Er dreht sich um das Startup WeWork, das 2010 von zwei Jungspunden gegründet wurde und rasant zu einem Einhorn heranwuchs.

Mir war dieses Unternehmen kein Begriff, aber von Wikipedia weiss ich, dass es nicht nur die USA überrollt hat, sondern auch in diversen deutschen Städten aktiv ist, unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München. In die Schweiz hat es das Unternehmen bis jetzt aber nicht geschafft.

Der Podcast erzählt in sechs Teilen von den Anfängen des Startups und den Ambitionen eines charismatischen Chefs, der mit einer relativ simplen Idee erst die Hipster-Community in New York in den Bann schlägt und mit Milliarden von Risikokapital die ganze Welt erobern will. Denn was soll ein junger Mann wie CEO Adam Neumann auch tun, wenn ihm sein Geldgeber sagt, für eine Geschäftssensation denke er einfach nicht verrückt genug?

Wenn aus Genialität Überheblichkeit wird

Die Kurzfassung dieser Geschichte steht in der «Handelszeitung»:

Mit seiner Klappe, seinem Elan und prominenten Supportern wie Hollywood-Star Ashton Kutcher hat Neumann es geschafft, auch bei einem der reichsten Japaner – Softbank-Gründer Masayoshi Son – Milliarden zu holen. Neumann und Son blähten WeWork auf bis zu einer Rekordbewertung von 47 Milliarden Dollar. Trotz Milliardenverlusten und halbleeren Büroräumlichkeiten in Grossstädten wie Paris, London oder New York.

Die längere Fassung erzählt dieser Podcast. Und er schafft es einwandfrei, mit Ausschnitten aus Interviews und Gesprächen von ehemaligen WeWork-Mitarbeitern, das kulthafte Klima im Unternehmen eines übersteigerten Egomanen fassbar zu machen – einem Mann, der es für seine Mission hielt, die Welt zu retten und überzeugt war, dass ihn dabei niemand würde aufhalten können.

Und man kann diesen Podcast auch als Anleitung nehmen, wenn man selbst ein Startup gründen will. Dann aber unbedingt bis zum Ende hören: Damit auch klar wird, wie wichtig es ist, auf jenen Punkt zu achten, an dem die eigene Genialität in Hybris umschlägt.

Beitragsbild: Ein Einhorn, ein Einhorn! (Mark Glancy, Pexels-Lizenz)

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